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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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war es wohl wert. Aber was sollte sie als Grund vorbringen? Das würde sie dann schon sehen. Spontan suchte sie Tims Telefonnummer in ihren Kontaktdaten und wählte.
    Tim meldete sich beim zweiten Klingeln. »Bach?« Im Hintergrund vernahm man Kindergekreische.
    »Hallo, Tim, ich bin’s, Nicole. Störe ich?«
    »Ich bin mit den Kindern im Zoo.« Er klang gestresst. »Worum geht’s?«
    »Ich hätte ein paar Fragen zum Fall ›Tom Schneider‹.«
    »Warum rufst du nicht bei Max an?«, fragte Tim, eindeutig überrascht. Dann schrie er plötzlich: »Marie, nein!! Lehn dich nicht so weit vor!« Nicole hörte ein Getrappel, kurz darauf schrie ein Kind laut »Aua! Hey, Papa, dass tut doch weh.«
    »Entschuldige, Tim, ich hab’s schon bei Max probiert, aber er nimmt einfach nicht ab«, log Nicole ungeniert.
    »Aber jetzt passt es mir wirklich nicht so gut. Meine Frau ist übers Wochenende verreist, und da …«
    »Soll ich heute Abend noch mal anrufen?«
    »Okay.« Tim klang nicht gerade überwältigt vor Vorfreude. »Oder du probierst es einfach noch mal bei Max!«
    »Mach ich. Tschüß, und viel Glück mit den Kindern!« Aber Tim hatte schon aufgelegt.
    Enttäuscht räumte Nicole ihren Schreibtisch auf. Sie überprüfte, ob Hagedorns Frauenbilder noch immer in der von ihr abgeschlossenen Schublade lagen. Hm, alle noch da. Das Schloss war auch nicht aufgebrochen. Aber vielleicht besaß Max ja einen Universalschlüssel.
Oder du hast ihm doch unrecht getan, und er hat einfach so – ohne böse Absichten – mit der Leenders gefrühstückt! Vielleicht kennen sie sich ja schon länger?
Nee, so vertraut hatte ihr Beisammensein nun auch nicht gewirkt. Sie nahm das Phantombild, das sie mithilfe von Frau Mehlmann-Larsen erstellt hatte, und legte es auf das Faxgerät. Dann kramte sie die Visitenkarte von Herrn Przelomski hervor und gab seine Faxnummer ein. Als das Fax verschickt war, nahm sie die Sendebestätigung und steckte sie zu den Fotos in die Schublade. Sorgfältig drehte sie den Schlüssel im Schloss. So, das war vollbracht. Leider hatte die Galerie jetzt bereits geschlossen. Aber am Montag früh um neun Uhr würde Herr Przelomski das Bild in Händen halten und ihr sagen können, ob er Hagedorn kannte. Sie machte sich eine Notiz, um Viertel nach neun bei ihm anzurufen. Schade, dass dieser gut aussehende, so hochanständig wirkende Mann schwul war.
    Das war ja wohl mal wieder typisch für ihr sprichwörtliches Glück mit Männern! Alle Typen, die sie gut fand, waren grundsätzlich verheiratet, schwul oder nicht im Mindesten an ihr interessiert. Würde sie denn niemals den Richtigen treffen?
    Mit einem Seufzen las Nicole, dass während der letzten vierundzwanzig Stunden keine neuen namenlosen Leichen gefunden worden waren. Aber falls Hagedorn tatsächlich ermordet worden war, hielt man die Leiche noch immer unter Verschluss. Alle Toten waren eindeutig identifiziert.
    Nicole gähnte. Sie war hundemüde und hätte sich jetzt gerne nach Hause auf ihre Matratze verzogen, aber vielleicht sollte sie doch noch schnell die beiden offenen Punkte auf ihrer To-do-Liste abarbeiten. Lustlos wählte sie die letzte Dortmunder Hagedorn-Telefonnummer auf ihrem Block.
    »Kein Anschluss unter dieser Nummer«, tönte es an ihr Ohr. Okay, das hatte sich offenbar erledigt. Blieben noch die Anwaltskanzleien. Ob die an einem Samstag besetzt waren? Wohl eher nicht, vermutete Nicole. Vielleicht konnte man noch auf einem anderen Weg prüfen, wo jemand als Anwalt arbeitete? Nicole blickte sich um, hinter ihr saß noch ein anderer, älterer Kollege, Herr Friesen. Ob sie den später mal fragen sollte?

[home]
    49.
    Samstag, 16.34 Uhr
     
     
     
    J etzt hast du völlig den Verstand verloren!«, empört sich Linda.
    »Mit dem Kommissar a-u-s-g-e-h-e-n?« Toms Stimme überschlägt sich fast. »Sag mal, dann geh doch gleich aufs Revier und lass dich einlochen!«
    Die gemeinsame Ablehnung meiner Datingpläne mit Max vereinte Linda und Tom auf unerwartete Weise. So viel Harmonie und Übereinstimmung hatte ich zwischen den beiden noch nicht erlebt. Dabei differierten die Gründe für ihre Ablehnung erheblich: Während sich Linda Sorgen um mein Wohlergehen und um meine Fähigkeit machte, die Wahrheit längerfristig unter Verschluss zu halten (Ich hatte ihr jetzt notgedrungen doch meinen missglückten Fluchtversuch geschildert, und sie konnte kaum glauben, dass ich mich bei meinem erzwungenen Frühstück mit Benninger informationstechnisch so bedeckt gehalten

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