Wie ich mir das Glück vorstelle
Salbe ein. Wir gehen zur Schule. Der Bruder kommt auch mit, weil der sowieso da hinmuss.
Das Fest ist in der Bibliothek. Die Frauen, die die Bücher verleihen, winken mir zu. Ich fummle an meiner Schultüte rum und winke nicht zurück. Ein paar Schüler singen ein Lied über die Heimat. Ein dicker Mann ruft Namen auf. Die erste Klasse ist fertig und heißt A. Ein paar Männer machen Fotos. Der dicke Mann sagt meinen Namen. Die Mutter schubst mich vor. Ich gehe zu dem dicken Mann.
Der beugt sich zu mir runter und sagt mir was ins Ohr: Du musst dich nicht fürchten.
Ich warte, bis die Klasse fertig ist. Wir heißen B. Die anderen Kinder kennen sich vom Gärtchen. Ich erzähle dem Mädchen neben mir, dass die Mutter ein großes Messer zum Fleischschneiden hat. Sie weint. Ich nehme die in den Arm. Der Onkel macht ein Foto. Die Klasse B geht in das Klassenzimmer und die Familie muss auf mich warten. Ich setze mich neben das Mädchen. Der Lehrer ist der dicke Mann, der unsere Namen aufruft. Jeder muss jetzt wieder seinen Namen sagen.
Der Lehrer schreibt das auf und sagt: Ihr seid die Zukunft, ihr seid das Land aller Völker.
Wir antworten: Wir sind das Land aller Völker.
Keiner bringt uns das bei. Wir sagen das einfach so.
Der Lehrer sagt: Und jetzt geht raus, Kinder, geht Hand in Hand.
Wir stellen uns in Zweierreihen auf. Wir verlassen das Schulgebäude, Hand in Hand gehen wir die Treppen runter. Wir singen ein Lied über die Heimat. Die Familien warten draußen auf uns. Der Onkel macht wieder Fotos. Der Bruder ist noch in der Schule und wir warten auf den. Ich jage die Cousinen über den Hof und will die fangen. Die Cousinen sind schneller als ich und jetzt jagen die mich. Die kitzeln mich. Ich lache nicht. Die anderen Familien sind schon weg, als der Bruder aus der Schule rauskommt. Wir gehen zu einem Imbisswagen am Fluss und essen Teigschnecken. Der Bruder und die Cousinen essen die Süßigkeiten aus meiner Tüte. Die Fanta darf ich allein trinken. Dann gehen wir in die Baracken und der Vater ist in der Wohnung, obwohl noch nicht Wochenende ist.
Der Vater sagt: Sie haben uns nach Hause geschickt.
Ich gehe auf den Balkon. Ich kann noch immer nicht über den Sichtschutz gucken. Der Bruder und die Cousinen kommen mit.
Ich sage: Könnt ihr was sehen? Sind da Panzer?
Die Cousinen haben ein Gummiband dabei. Wir gehen hinter das Haus in den Hof zu den Hunden. Die Cousinen spannen das Gummiband von meinen Beinen zur Mülltonne. Die Cousinen machen ein Hüpfspiel. Ich muss stehen bleiben und gucke den Cousinen zu. Gleichzeitig springen die in dem Gummiband rum und das sieht kompliziert aus. Ich stelle mir vor, dass die hinfallen und sich die Knie aufschlagen. Die singen ein Lied. Ich klatsche in die Hände. Der Bruder verschwindet zwischen den Häusern und ich kann ihn nicht mehr sehen. Die Cousinen verbieten mir, in die Hände zu klatschen.
Sie sagen: Lass das, Viktor, du bringst uns ja ganz aus dem Rhythmus.
Die Cousinen hören auf, in dem Gummiband rumzuspringen, und ziehen mir das Hemd aus. Sie fassen die Rückenspinne an und kitzeln mich. Dann nehmen sie etwas Sand vom Boden und reiben es mir ins Gesicht.
Sie sagen: Wenn der Kretin so zum Kiosk geht, kann er für jeden von uns vielleicht ein Wassereis umsonst bekommen.
Wir gehen ein paar Häuser weiter zu dem Kiosk, wo mir die Frau manchmal Schokobananen schenkt. Die Cousinen verstecken sich hinter dem Kiosk. Ich kann hören, wie die über den Bruder sprechen.
Die Frau im Kiosk sieht mich und sagt: Was haben die anderen denn wieder mit dir gemacht, Viktor?
Ich sage: Geben Sie mir drei Wassereis?
Die Frau im Kiosk geht an die Kühltruhe und holt das Eis raus. Sie gibt es mir.
Sie sagt: Bringt dir denn keiner bei, wie du dich wehren kannst? Du hast doch zwei Fäuste, mein Junge.
Ich nehme das Eis und haue schnell ab. Die Cousinen rennen mir hinterher. Sie beißen das Eis auf und lutschen es aus. Die Cousinen ziehen mir das Hemd wieder an. Sie spucken in ihre Hände und machen mir das Gesicht sauber. Wir gehen zurück ins Haus. Es gibt was zu essen. Wir sagen nichts.
Der Bruder kommt zurück. Der bringt einen anderen Jungen mit. Der ist auch aus unserem Haus. Die beiden sitzen über ihren Tellern und mampfen vor sich hin. Mehrmals wollen die einen Nachschlag. Der Fernseher ist an. Da fährt ein Panzer in ein Dorf rein. Aber sonst passiert gar nichts.
Der Vater sagt: Das müssen wir alles wieder aufbauen.
Der Vater und der Onkel diskutieren. Die Mutter
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