Wie Inseln im Strom
Ihren Namen habe ich nicht von Mrs. Morgan, sondern von Tilly Barnhardt. Sie ist eine alte Freundin. Ich bin Adam Kendall.”
Frennick gab Adam die Hand. “Ach so. Trotzdem sollte ich wohl besser zu Mrs. Morgan …”
Adam nickte. “Sie ist dort drüben.” Erstaunt stellte er fest, dass Travis mittlerweile nicht mehr mit Lacy, sondern mit Gwen tanzte. “Nun ja, eben war sie da noch.”
In diesem Moment schaute Gwen in seine Richtung. Sie kniff die Augen zusammen, und schlagartig verfinsterte sich ihr Gesicht. Sie sagte etwas zu Travis und schüttelte heftig den Kopf, als er ihr folgen wollte. Dann hob sie den Sarong an und eilte auf Adam und Frennick zu.
“Mr. Frennick!” Sie stieg die drei Treppen zum Steg hinauf. Ihre Augen blitzten. “Sie erinnern sich vielleicht nicht an mich, aber ich mich an Sie. Sehr gut sogar. Ich weiß, wer Sie sind und was Sie tun. Sie sind ein Schnüffler. Ein mieser kleiner Schnüffler. Mein Vater hat Sie andauernd mit irgendwelchen Nachforschungen beauftragt. Und jetzt arbeiten Sie für die Stiefhexe, nicht wahr? Also, Mister, wenn Sie nicht sofort aufhören, mir nachzuspionieren …”
“Gwen”, unterbrach Adam sie, als er merkte, dass der Mann vor Verblüffung kein Wort herausbrachte. “Mr. Frennick spioniert Ihnen nicht nach. Er ist hier, um mit Lacy zu sprechen.”
“Natürlich ist er das!” Sie ließ Frennick nicht aus den Augen, als könnte sie ihn allein mit einem Blick vertreiben. “Er muss ihr doch berichten, was er über mich und meine Missetaten herausgefunden hat. Stimmt’s, Mr. Frennick? Was haben Sie denn an Dreck ausgegraben? Wissen Sie auch von dem ungedeckten Scheck, mit dem ich im Supermarkt bezahlt habe?”
Frennick wirkte peinlich berührt. “Miss Morgan, ich kann Ihnen versichern …”
Aber Lacy, stets die aufmerksame Gastgeberin, hatte die Szene schon bemerkt und kam herbei. Ihr Lächeln war noch immer wunderschön, aber es wirkte sejr gezwungen.
“Gwen, bitte sprich nicht so laut”, sagte sie zu ihrer Stieftochter und gab dem Neuankömmling die Hand. “Hallo, Mr. Frennick. Ich muss mich für meine Stieftochter entschuldigen. Gwen, wie um alles in der Welt kommst du auf den absurden Gedanken, dass Mr. Frennicks Arbeit etwas mit dir zu tun hat?”
“Wage es nicht, dich für mich zu entschuldigen!” Gwen war den Tränen nahe. “Du bist nicht für mich verantwortlich. Du bist nicht mein Vater. Du bist nicht einmal meine Mutter. Du hast keinerlei Recht, diesen Kerl in meinem Leben herumschnüffeln zu lassen.”
“Das tue ich nicht”, protestierte Frennick, als würde Lacys Anwesenheit ihm Mut machen. “Ich bin amtlich zugelassener Privatdetektiv und habe für Ihren Vater nichts Ungesetzliches getan, Miss Morgan. Und jetzt arbeite ich ebenso legal für Ihre Stiefmutter. Mit Ihnen hat das überhaupt nichts zu tun.”
Gwen runzelte die Stirn, und Adam registrierte in ihrem Blick die erste Verunsicherung. “Was sollen Sie auch anderes sagen?”
“Er sagt es, weil es wahr ist.” Lacy blieb ruhig und geduldig. Sie sah Gwen an. “Es hat wirklich nichts mit dir zu tun, Gwen. Ich gebe dir mein Wort darauf.”
“Dein Wort?” Gwen murmelte etwas Unverständliches. “Also gut. Womit hat es dann zu tun?”
Adam war gespannt, wie Lacy diese Frage beantworten würde. Aber er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Natürlich war die stets gefasste und wortgewandte Mrs. Malcolm Morgan auch dieser Herausforderung gewachsen.
Sie legte ihrer Stieftochter besänftigend eine Hand auf die Schulter. “Es ist privat, Gwen. Es tut mir leid, aber ebenso wenig wie ich in deinem Leben herumschnüffeln darf, solltest du es in meinem tun, findest du nicht auch?”
Einen Moment lang glaubte Adam, Gwen würde nicht nachgeben. Nicht etwa, weil sie Lacy für eine Lügnerin hielt. Er sah ihr an, dass das Wort ihrer Stiefmutter für sie viel Gewicht hatte. Gwen hasste es nur zu verlieren. Sie zögerte.
Zum Glück wollte Teddy Kilgore ausgerechnet in diesem Moment tanzen. “Gwen”, rief er vom Strand herauf. “Gwen, komm her! Sie spielen unser Lied!”
Gwen war nicht dumm. Sie wusste, dass dies ihre Chance zu einem Rückzug ohne Gesichtsverlust war, und nutzte sie. Sie warf Lacy einen letzten zornigen Blick zu und ging erhobenen Hauptes die Stufen zum Strand hinunter, wo Teddy sie aufgeregt erwartete.
Lacy sah ihr kurz nach, bevor sie sich zu Adam umdrehte. “Ich danke dir”, sagte sie förmlich. “Wenn du mich jetzt entschuldigst, Mr.
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