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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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mir mal erklären, was der Unterschied zwischen einer kranken Mutter und einer kranken Tochter ist?»
    Natürlich hatte Sofia Recht, und so war Laura nach dem Genuss einer Tasse heißen Tees mit Honig wieder in ihrem Zimmer verschwunden. Der Schlaf in den Vormittag hinein tat ihr gut, und als sie um halb elf endlich aufstand, fühlte sie sich beinahe gesund. Das taube Gefühl war gewichen, und sie freute sich auf eine heiße Dusche.
    Ehe sie ins Bad ging, spielte sie noch einmal die CD von Andrea Bocelli – doch der richtige Augenblick für diese Musik war vorüber. Über sich selbst lächelnd, wechselte sie zu Paolo Conte und seinen witzigen, ironischen Liedern.
    Während sie sich eine Tasse Kräutertee zubereitete, beobachtete sie zwei Krähen, die auf der Fernsehantenne des Nachbarhauses saßen. Ihr Gefieder glänzte blauschwarz in der Sonne, und Laura fiel auf, dass der Nebel sich endlich gelichtet hatte.
    Kriminaloberrat Becker fing sie auf dem Weg ins Bad ab – zum Glück nur am Telefon.
    «Wie geht es Ihnen?», fragte er ohne Begrüßung.
    «Allmählich besser. Ich hatte eine Grippeattacke und hoffe sie zurückzuschlagen!»
    «Ich hoffe das auch! Sie kommen offensichtlich nicht weiter mit diesem Fall! Was Sie vorgestern berichtet haben, war ziemlich mager. Was macht Baumann eigentlich, den habe ich seit zwei Tagen nicht mehr gesehen?»
    «Er ermittelt, Chef. Die Sache läuft. Sie können sich darauf verlassen! Es kann allerdings sein, dass ich nochmal nach Florenz muss!»
    «Was? Wer soll denn das bezahlen?»
    «Keine Ahnung. Aber Sie wollen ja Ergebnisse. Auf andere Weise werden wir sie schlecht bekommen. Ich kann auch nichts dafür, dass die Globalisierung inzwischen auch unsere Arbeit erfasst hat!»
    «Eigentlich fällt so etwas überhaupt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich.Das BKA reißt sich ja regelrecht um neue Aufgaben. Wir sollten es denen überlassen!»
    «Das würde ich nicht tun, Chef. Ich meine, falls Sie daran interessiert sind, dass wir den Fall aufklären. Wir sind ziemlich nahe dran, Baumann und ich. Wenn Sie noch ein bisschen warten könnten   …»
    «Wie nahe?» Er hustete nervös, und Laura sah ihn vor sich, war überzeugt, dass sein Kopf wieder rot anlief und er gerade seine Krawatte lockerte.
    «Beinahe hautnah!»
    «Sie wissen genau, Laura, dass ich solche wolkigen Aussprüche hasse! Wir arbeiten hier im Morddezernat und nicht in einem Workshop für   …»
    Laura ließ ihn zappeln. «Für was?», fragte sie unschuldig.
    «Ach, ist ja egal! Jedenfalls will ich Sie heute Nachmittag in meinem Büro sehen, da Sie offensichtlich nicht sterbenskrank sind.»
    «Morgen früh, Chef! Ich kann mir keinen Rückfall erlauben! Einen schönen Tag noch!»
    Beinahe hätte sie «ci vediamo» gesagt. Sie entschloss sich nicht zu duschen, sondern ein Bad zu nehmen. Das würde ihr Zeit geben, ihren Vater anzurufen. Er meldete sich schnell, ein wenig ungeduldig.
    «Du hast mich gerade noch erwischt. Ich bin fast schon auf dem Weg zu meinem Klienten im Rechts der Isar!»
    «Gibt’s was Neues? Ich muss auf mehr Kommunikation drängen, lieber Papa. Du meldest dich nicht häufig genug für einen Geheimagenten!»
    «Tut mir Leid! Ich war sauer auf die Polizei. Vor zwei Tagen stürzte so ein wild gewordener Fotograf ins Krankenzimmer und wollte Pier Paolo ablichten, ohne ihn überhaupt zu fragen. Der Junge hat einen Riesenaufstand hingelegt, dann haben die Pfleger ihn sediert, und die Fotos wurden ohnePier Paolos Einverständnis gemacht! Ich habe mir ernsthaft überlegt, ob ich nicht Rechtsmittel einlegen soll! Geht ihr immer so vor? Ist das heute die Praxis bei der Polizei?»
    «Starker Tobak, was du mir so meldest!», entgegnete Laura. «Ich weiß nicht, wer die Fotos angeordnet hat. Aber ich nehme an, dass sie in Zeitungen veröffentlicht werden sollen. Vielleicht kann jemand den jungen Mann identifizieren!»
    «Und wenn er nicht identifiziert werden will?», knurrte der alte Gottberg.
    «Tja, Vater. Ich weiß nicht, ob die Freiheit in unserem Lande so weit reicht. Ich zweifle daran, genau wie du. Ohne Plastikkärtchen mit Foto und Nummern geht gar nichts!»
    «Jaja!», murmelte er am anderen Ende der Leitung. «Bisher fand ich das auch ganz selbstverständlich. Aber je älter ich werde, desto bedrückender finde ich die Vorstellung. Im Grunde muss man sterben, um ein wirklich neues Leben anfangen zu können!»
    «Na ja, die paar tausend Männer, die jedes Jahr auf der Welt Zigaretten holen gehen und

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