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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Menschenhändlern auszubrechen.»
    Laura wich ihrem Blick nicht aus, nickte nur leicht und wartete. Immer schneller strich die Frau über das weiche Fell ihres Mantels.
    «Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich zu Ihnen kommen soll. Die andern waren dagegen, als ich es vorschlug. Deshalb darf auch niemand erfahren, dass ich hier war. Aber es war die zweite Frau, verstehen Sie?»
    Laura brauchte einen Moment, ehe sie verstand. Auch die blasse Frau stellte offensichtlich eine Verbindung zwischen der Toten im Eurocity und dem Leichenfund in Italien her.
    «Woher wissen Sie von der toten Frau in Italien?», fragte Laura.
    «Wir haben unsere Informationen.»
    «Das bedeutet für mich, dass Ihre Organisation auch in Italien tätig ist, nicht wahr?»
    «Das kann ich nicht sagen.»
    Laura setzte sich, zog ihre Tasse zu sich heran, rührte Milch und einen halben Löffel Zucker in den Kaffee.
    «Und was können Sie sagen?»
    Die Frau wippte nervös mit einem Fuß, der in einem halbhohen Stiefel mit Pelzbesatz steckte, und Laura dachteplötzlich, dass sie – trotz dezenter Farben und einer gewissen unauffälligen Eleganz – gekleidet war wie jemand aus dem Milieu.
    «Ich habe lange und genau darüber nachgedacht, was ich sagen kann. Die Frau, die im Eurocity ermordet wurde, reiste unter falschem Namen. Ihren richtigen kenne ich nicht. Ich sollte sie am Hauptbahnhof abholen, aber sie kam nicht   …» Die blasse Frau schlug die Beine übereinander und faltete ihre Hände über dem rechten Knie. «Zuerst dachte ich, dass sie vielleicht an einem anderen Bahnhof ausgestiegen sein könnte, um es allein zu versuchen. Sie müssen wissen, dass solche Frauen sehr misstrauisch sind.»
    «Was allein zu versuchen?», fragte Laura.
    «Das Leben!», antwortete die blasse Frau und sah Laura wieder sehr direkt an.
    «Und was für ein Leben hatte Ihre Organisation zu bieten?»
    «Kein einfaches, aber einen Anfang. Eine neue Identität, ein neues Land, mit ein bisschen Glück sogar einen Job oder einen Ehemann.»
    «Das ist eine ganze Menge!»
    Die blasse Frau runzelte die Stirn.
    «Auf alle Fälle schicken wir die Frauen nicht in ihre Herkunftsländer zurück, wo sie in Armut und Schande leben müssen oder gleich wieder verschleppt werden und sowieso keine Chance haben. Das sind die einfachen Lösungen der Polizei und der Ausländerbehörden überall in Europa. Damit haben wir nichts zu tun!»
    Laura trank nachdenklich einen Schluck Kaffee.
    «Ich verstehe etwas nicht», sagte sie langsam. «Warum kommen Sie hierher ins Polizeipräsidium und erzählen mir von lauter illegalen Aktionen, und noch dazu haben Sie offensichtlich nicht einmal die Zustimmung Ihrer Organisation.»
    Die blasse Frau stellte beide Füße auf den Boden und beugte sich vor. Laura fiel auf, dass ihre Augen ein wenig schräg standen und ihrem Gesicht einen katzenartigen Ausdruck verliehen.
    «Weil ich auf diese Gesetze scheiße, Frau Hauptkommissarin. Weil sie menschenfeindlich und ganz besonders frauenfeindlich sind! Den Frauen, die ich meine, können Sie nicht mit Gesetzen helfen. Da sind Einfälle gefragt, Kreativität! Verstehen Sie mich? Aber ich bin aus einem ganz anderen Grund gekommen: Ich möchte verhindern, dass eine dritte Frau ums Leben kommt. Irgendetwas stimmt nicht mehr mit dem Transfer der Frauen.»
    «Transfer!», wiederholte Laura. «Wenn ich richtig verstehe, dann werden also regelmäßig Frauen über Italien herausgeschleust.»
    «Verstehen Sie, was Sie wollen. Sie sind eine intelligente Frau und haben es sicher auch nicht leicht gehabt, dahin zu kommen, wo Sie jetzt sind. Ich würde Ihnen das alles nicht erzählen, wenn Sie ein Mann wären und ich nicht den Eindruck gehabt hätte, dass ich es mit Ihnen versuchen kann!»
    Laura lehnte sich in ihren alten schweren Ledersessel zurück und dachte nach. Dann fragte sie:
    «Was haben Sie studiert?»
    «Wie bitte?» Die blasse Frau sah irritiert auf.
    «War doch eine klare Frage, oder?»
    «Ja   … aber, was hat das mit unserem Thema zu tun?»
    «Ich denke, dass es durchaus etwas damit zu tun hat. Sie drücken sich sehr gut aus, denken sehr präzise.»
    Zum ersten Mal schien die blasse Frau ein wenig unsicher zu werden, sah auf den Boden, spreizte die Finger einer Hand.
    «Ja, ich habe studiert. Genügt das?»
    «Für den Augenblick.»
    So komme ich nicht weiter, dachte Laura. Sie wird nichts sagen. Ich muss es anders versuchen; sie einbeziehen.
    «Was schlagen Sie also vor, um einen dritten Mord zu

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