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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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drinnen wärmer oder draußen kälter. Große Kartons mit Panettone standen am Rand des Bartresens. Eine Lichterkette aus roten und goldenen Sternen baumelte über dem Kopf des Wirts, der unermüdlich die Kaffeemaschine bediente und das kleine Lokal mit stetem Klopfen und Zischen erfüllte.
    Hier war es nicht mehr so schwierig, das Schweigen zwischen den vereinzelten Sätzen zu überbrücken, die Laura, Guerrini und Baumann austauschten. Die Lebendigkeit der Bar milderte die Spannung, doch Laura beobachtete, wie Baumann seinen italienischen Kollegen immer wieder eingehend musterte. Sie sah auch, dass Guerrini sich sehr um eine Art Konversation mühte, die zumindest höflich war. Und sie sah ihm auch an, dass es ihm schwer fiel. Eine kleine Falte stand zwischen seinen Brauen, und er sprach Englisch. Offensichtlich wollte er vermeiden, dass Laura übersetzte.
    Irgendwie schaffte er es zu erzählen, was er über die toten Frauen herausgefunden hatte. Ganz sicher hatten sie beide von Florenz aus ihre Reise nach Norden angetreten, meinte er. Es existierten auch unklare Hinweise auf eine Organisation, die möglicherweise mit diesen Reisen in Verbindung zu bringen sei. Aber was für eine Organisation das war, konntebisher niemand sagen. Es rieche nach Menschenhandel, so jedenfalls hätten ihm die befreundeten Kollegen erklärt. Die Frau, die neben den Gleisen gefunden wurde, sei bisher nicht identifiziert worden – wahrscheinlich stammte sie irgendwo aus dem Osten.
    Und Baumann nickte, hatte sich in seinen Stuhl zurückgelehnt, die Arme über der Brust verschränkt und wandte seinen Blick nicht eine Sekunde von Guerrini.
    Der wiederum sprach leise und konzentriert, schaute dabei vor allem auf die Tassen, den Tisch, seine eigenen Hände, nur selten auf Baumann und noch seltener auf Laura.
    Laura sagte gar nichts, sondern hörte zu und überlegte gleichzeitig, wie sie diese beiden Tage ohne größere Konflikte überstehen konnten. Irgendwann stand sie auf und zahlte an der Bar, denn sie wollte jede Diskussion über die Rechnung vermeiden.
    Als Guerrini bei ihrer Rückkehr protestieren wollte, sagte sie mit einem Augenzwinkern, dass dieses Frühstück auf das Konto der Münchner Polizei gehe. Dann verließen sie gemeinsam das Lokal, und Laura wusste, dass es ein Fehler gewesen war, Baumann mitzunehmen.
     
    Guerrini blieb im Wagen sitzen und wartete vor der Carabinieri-Station auf Lauras Rückkehr. Er ging nicht mit hinein, um kein Misstrauen zu erregen.
    «Weißt du, Laura, ich bin von Florenz nach Siena versetzt worden – nicht aus Freundlichkeit. Es gibt hier einige Leute in höheren Positionen, die es nicht besonders gern sehen, wenn ich in der Stadt bin. Die nehmen an, dass ich mich für Dinge interessieren könnte, für die ich mich nicht interessieren sollte», hatte er sehr schnell auf Italienisch gesagt, um zu vermeiden, dass Baumann ihn verstand.
    «Geheimsprache?», fragte Baumann mit hochgezogenen Brauen.
    «Nichts von Bedeutung!», antwortete Laura, als sie zusammen auf den Eingang der Carabinieri-Station im Palazzo Pitti zugingen.
    «Dafür war’s aber eine Menge Italienisch!», bemerkte Baumann. «Und das hier ist auch nicht schlecht! Sieht ein bisschen anders aus als unsere alte Ettstraße! Sind italienische Polizisten alle in Palästen untergebracht?»
    «Einige!», gab Laura zurück. «Aber die meisten Paläste bröckeln, und ich habe schon Polizeistationen erlebt, auf denen man sich nicht setzen konnte, weil aus den Besucherbänken die Sprungfedern hervorschauten.»
    Im Palazzo Pitti war es anders, sehr nobel und gepflegt. Laura und Baumann wurden von einem Carabiniere empfangen, der dem Kommissar einen jungen Soldaten zur Seite stellte, der ziemlich gut Deutsch sprach. Man war bereit, den Deutschen sämtliches Material zu zeigen, das über die tote Frau gesammelt worden war   … ganz inoffiziell und unbürokratisch.
    «Okay!», sagte Laura. «Ruf mein Handy an, wenn du für heute genug hast. Ich werde inzwischen versuchen, mit dem großen Unbekannten Kontakt aufzunehmen!»
    Peter Baumann warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. «Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Ich meine   … kannst du dich wirklich auf diesen Guerrini verlassen?»
    Laura spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, versuchte sich zu beherrschen, und trotzdem entfuhr ihr ein Satz, den sie am liebsten sofort wieder zurückgenommen hätte: «Ich habe dich nicht mitgenommen, weil ich deine Kommentare über Commissario

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