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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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dabeihaben. Der eine Hilfssheriff sagt: >Sieh mal einer an. Er ist auf Bewährung draußen. Tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten.< Tja, und dann warten sie bloß darauf, daß ich mich wehre. Und Sie glauben nicht, daß das ‘ne abgekartete Sache war?«
    Scheint unmöglich, das in die dritte Person zu übertragen, ohne an Farbe zu verlieren, oder? Doch dieser Text ist eine Umsetzung; so wurde er nie veröffentlicht. Die ursprüngliche Version ist in der dritten Person. Es ist der Anfang von Elmore Leonards Der Alligator.
    So hat Elmore Leonard ihn geschrieben:
    Dale Crowe junior sagte zu Kathy Baker, seiner Bewährungshelferin, er wisse gar nicht, was er falsch gemacht habe. Er sei in die Go-go-Bar gegangen, um einen alten Kumpel zu treffen,

und habe beim Warten ein Bier getrunken, mehr nicht, sich um seinen eigenen Kram gekümmert, und dann sei diese Go-go-Nutte an seinen Tisch gekommen und habe einen Privattanz hingelegt, um den er nie gebeten hätte.
    »Die schieben deine Knie auseinander, damit sie richtig nah rankommen«, sagte Dale Crowe, »um sie dir dicht vors Gesicht zu halten. Die hier hieß Earlene. Ich hab ihr gesagt, kein Interesse, aber sie machte immer weiter, also bin ich aufgestanden und gegangen. Die Go-go- Nutte fängt an zu schreien, ich schulde ihr fünf Piepen, und schon kommt so ‘n Rausschmeißer angelaufen. Ich geb ihm ‘n Schubs, mehr nicht, geh raus, und da parkt schon ein Grünweißer neben dem Eingang und wartet. Der Rausschmeißer markiert den starken Mann, will angeben, also drück ich ihm eine, und zwar nicht zu knapp, weil ich denk, die Hilfssheriffs sehen ja, wer angefangen hat. Scheiße, die legen mir Handschellen an und werfen mich in den Streifenwagen, meine Version der Geschichte wollen sie gar nicht hören. Als nächstes tippen sie mich in den kleinen Computer, den sie dabeihaben. Der eine Hilfssheriff sagt: >Sieh mal einer an. Er ist auf Bewährung draußen. Tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten.< Tja, und dann warten sie bloß darauf, daß ich mich wehre. Und Sie glauben nicht, daß das ‘ne abgekartete Sache war?«
    Beachten Sie, daß der Autor ein langes Zitat benutzt, um den Leser so richtig mit Crowes Sprache vertraut zu machen, aber warum auch nicht? Das ist ein legitimes Mittel. Es ist eine weitere Möglichkeit, eine intime >Message< in der dritten Person rüberzubringen. Der Trick besteht natürlich darin, über die Sichtweise der Figuren Farbe in das Ganze zu bekommen. Doch selbst das ist keine unumstößliche Regel. In Ken Keseys Sailor Song (1992) beispielsweise, hat der Erzähler keinerlei Probleme mit einer farbigen Sprache:
    Billy the Squid war ein unangenehmes und aufgeblasenes kleines Arschloch, aber er gab einen guten Präsidenten ab. Er hatte die Gabe, reichlich kreative Energie in ein Projekt zu stecken und es dann mit Chemikalien zu unterstützen.
    Die Pseudoregel, daß eine Erzählung in der ersten Person intimer und farbiger ist als eine in der dritten, ist also ziemlicher Unsinn. Tatsächlich kann jede Message, also Intimität, Atmosphäre, Farbe, einfach alles aus jeder Perspektive gleich gut rübergebracht werden.
    Au contraire, sagen Sie. Es ist doch allgemein bekannt, daß man in einer Ich-Erzählung keine Szenen darstellen kann, in denen der Ich-Erzähler nicht anwesend ist. Es ist eine unumstößliche Regel, behaupten Sie, daß die Ich-Erzählung viel größeren Einschränkungen unterliegt als die Er-Erzählung.
    Noch mehr Unsinn.
    Anfängern wird immer gesagt, sie sollten keinen Ich-Erzähler nehmen, weil Ich-Erzähler uns nicht zeigen können, was außerhalb des Blickfelds der Figur geschieht. Das stimmt nicht. Sie können durchaus Szenen zeigen, die sich außerhalb des Blickfelds der Figur abspielen. Hier als Beispiel eine Szene, die von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person geschildert wird, verfaßt von Stephen King:
    Das Haus war vollkommen still.
    Sie war fort.
    Nachts.
    Fort.
    Margaret White ging langsam von ihrem Schlafzimmer ins Wohnzimmer hinüber. Zuerst war die Flut des Blutes gekommen und die verruchten Gedanken, beides vom Teufel gesandt. Dann diese höllische Kraft, die der Fürst der Finsternis ihr verliehen hatte. Diese Kraft er - wachte, wenn das erste Blut floß und die ersten Haare wuchsen, zwischen den Beinen. Oh, sie kannte diese Satanskraft. Ihre eigene Großmutter hatte sie besessen. Sie hatte das Holz im

Kamin anzünden können, ohne in ihrem Schaukelstuhl am Fenster auch nur einen Finger zu

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