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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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Dort erhält sie einige Bestätigung von ihrem Dozenten und den anderen Kursteilnehmern. Sie findet heraus, was sie bisher »falsch« gemacht hat. Zu wenig Entwicklung bei den Figuren. Also bringt sie mehr Figurenentwicklung hinein. Und zuviel Introspektion. Also streicht sie die Introspektion nieder. Das ist ein bißchen so, als ob man mit einem Kuchenrezept herumexperimentiert, bis der Kuchen richtig gut wird. Mach ihn ein bißchen süßer, noch mehr Zucker also. Und etwas mehr Fett. Noch zwei Eier, und dann ist er genau richtig.
    Schon bald hat Heidi einen Stapel Kurzgeschichten in den unterschiedlichsten Bearbeitungsstadien. Von ein oder zwei ist ihr Creative-Writing-Lehrer ganz begeistert. Sie machen die Runde bei den Literaturmagazinen: The Atlantic, The New Yorker, The Sewanee Review. Weitere Ablehnungen.
    Doch dann passiert etwas, das an ein Wunder grenzt. Auf einigen der üblichen vorgedruckten Ablehnungen, unterzeichnet »Die Redaktion«, findet Heidi plötzlich eine zusätzliche handschriftliche Notiz: Versuchen Sie es noch einmal bei uns.
    Auf diese Weise ermutigt, produziert sie noch mehr Kurzgeschichten. Liest noch ein paar Bücher über Kreatives Schreiben und besucht noch einige Kurse. Sie poliert an den Geschichten herum, bis sie glänzen. Dann fängt sie wieder an, Geschichten zu verschicken. Erneute Ablehnungen. Mittlerweile hat die junge Autorin das College beendet. Sie ist vielleicht vier- oder fünfundzwanzig, schreibt seit vier bis fünf Jahren und hat bisher noch nichts veröffentlicht - außer vielleicht einem kurzen Weihnachtsgedicht im Lokalblatt. Bisher hat sich Heidi mit miesen Jobs durchgeschlagen, zum Beispiel als Verkäuferin im Supermarkt. Jetzt fängt sie an zu grübeln: Wie soll ich mir jemals meinen Lebensunterhalt verdienen, wenn ich nicht eine einzige Geschichte verkaufe?
    Dann weist ihr Creative-Writing-Lehrer sie darauf hin, wie schwer der Kurzgeschichtenmarkt zu knacken ist. Warum sie es nicht einmal mit einem Roman versuche?
    Ja, warum eigentlich nicht?
    Die nächsten zwei Jahre schreibt sie an ihrem Roman und nennt ihn »Traumzeit«. Sie feilt und poliert jedes Wort. Irgendwann kommt die Zeit, ihn zu verkaufen. Heidi (inzwischen keine ganz so junge Autorin mehr) versucht, einen Agenten zu finden. Doch das ist gar nicht so einfach. Anfragen und Probekapitel werden verschickt, wieder kommen Ablehnungen zurück. In einigen stehen auch nette Dinge. Wir mögen Ihren Stil. Hübsche Charakterisierungen.
    Nach sechs Monaten bis einem Jahr ist schließlich ein Agent bereit, Traumzeit zu übernehmen. Inzwischen hat Heidi auch eine Ge-• schichte an ein nicht allzu schlechtes Literaturmagazin verkauft. Es geht also tatsächlich aufwärts. Eine weitere Geschichte hat bei einem Wettbewerb den sechsten Platz erreicht. Sechste von dreihundert Einsendungen. Das Problem ist, das Magazin zahlt mit Freiexemplaren und beim Wettbewerb gibt es nur eine Urkunde. Nach sieben Jahren harter Arbeit hat Heidi noch keinen Cent mit ihrem Beruf

verdient.
    Traumzeit beginnt, die Runde zu machen: Arbor House, Atheneum, Atlantic Monthly Press, Bantam Books. Einige Lektoren schicken ein paar freundliche Zeilen. Großartiger Schauplatz. Ihre Sprache hat mir sehr gefallen. Ein oder zwei machen sogar detaillierte Vorschläge zur Überarbeitung. Beseitigen Sie einen Teil der Verwirrung in den Traumsequenzen. Machen Sie die Mutter sympathischer. Setzen Sie die Verlobungsszene an eine frühere Stelle im Roman.
    Mittlerweile hat Heidi es gründlich satt, als Verkäuferin im Supermarkt zu schuften und ein fünfzehn Jahre altes Auto zu fahren. Also sagt sie sich, ich sollte lieber irgendeine Ausbildung machen, damit ich einen vernünftigen Job kriege, mit dem ich mir das Schreiben finanzieren kann. Vielleicht als Zahnarzthelferin oder als Lehrerin. Irgend etwas, womit ich genug verdiene, bis ich meinen Roman veröffentlichen kann.
    Also vergeht ein weiteres Jahr damit, eine Lehrerausbildung zu machen. Im ersten Jahr an der Schule kann Heidi nicht viel schreiben, weil es immer stressig ist, einen neuen Job anzufangen. Außerdem hat sie jetzt einen Freund, und sie reden davon zu heiraten. Und eigentlich möchte Heidi auch ganz gern heiraten…
    Also heiratet die einstmals junge Autorin, hat einen Job und seit zwei Jahren nichts mehr geschrieben. Aber zum Teufel damit, vielleicht im nächsten Sommer. Aber im nächsten Sommer muß dann eine Reise gemacht werden. Daneben sind Bücher zu lesen, und ein Fe - rienkurs muß

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