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Wie man mit einem Lachs verreist

Wie man mit einem Lachs verreist

Titel: Wie man mit einem Lachs verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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bestimmen.
    Ich war jedoch fasziniert von einigen Altersgenossen, die sich von ihren Eltern nicht ein Eis zu vierzig, sondern zwei zu zwanzig kaufen ließen. Die solcherart Privilegierten kamen dann stolz mit einem Eis in der Rechten und einem in der Linken daherspaziert und leckten, behende den Kopf drehend, mal von dem einen und mal von dem ändern. Diese Liturgie
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    erschien mir so beneidenswert luxuriös, daß ich viele Male darum bat, sie ebenfalls zelebrieren zu dürfen. Vergeblich.
    Meine Eltern waren unerbittlich: ein Eis zu vierzig ja, aber zwei zu zwanzig auf keinen Fall.
    Wie jeder sieht, konnten weder die Mathematik noch die
    Ökonomie, noch auch die Ernährungslehre diese Verweigerung rechtfertigen. Und nicht einmal die Hygiene, wenn man
    voraussetzte, daß anschließend beide Kegelspitzen
    weggeworfen wurden. Eine klägliche Rechtfertigung
    argumentierte wahrheitswidrig, daß ein kleiner Junge, der damit beschäftigt sei, den Blick abwechselnd von einem Eis zum anderen zu wenden, leichter über Steine, Stufen oder
    Unebenheiten im Pflaster stolpern könne. Dunkel schwante mir, daß es einen anderen Grund geben mußte, einen brutal
    pädagogischen, den ich aber nicht zu finden vermochte.
    Heute, als Angehöriger und Opfer einer Zivilisation des Konsums und der Verschwendung (was die der dreißiger Jahre nicht war), begreife ich, daß meine Eltern recht hatten. Zwei Eis zu zwanzig statt einem zu vierzig waren ökonomisch gesehen keine Verschwendung, aber sie waren es im symbolischen
    Sinne. Eben darum begehrte ich sie: weil zwei Eiskugeln einen Exzeß suggerierten. Und eben darum wurden sie mir
    verweigert: weil sie unanständig wirkten, wie Hohn auf das Elend, Prunken mit falschen Privilegien, prahlerisch
    ausgestellter Wohlstand. Nur verzogene Kinder aßen zwei Eiskugeln, jene, die in den Märchen zu Recht bestraft werden, wie Pinocchio, als er die Birnenschale und den Griebs
    verschmäht. Und Eltern, die solche Unarten kleiner Parvenüs auch noch förderten, erzogen ihre Kinder zu dem dummen
    Theater des »Ich würde ja gern, aber ich kann nicht« oder, wie wir heute sagen würden, bereiteten sie darauf vor, beim Check-in in der Touristenklasse mit einem falschen Gucci-Koffer zu erscheinen, den sie bei einem ambulanten Händler am Strand von Rimini gekauft haben.
    Die Fabel droht keine Moral zu haben in einer Welt, in der die Zivilisation des Konsums inzwischen auch die Erwachsenen verschwenderisch haben will und ihnen immer noch etwas
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    mehr verspricht, von der kleinen Uhr an der Waschpulvertonne bis zum Anhänger als Geschenk für den Käufer der Illustrierten.
    Wie die Eltern jener beidhändigen Genießer, die ich so sehr beneidete, scheint die Zivilisation des Konsums uns mehr zu geben, aber faktisch gibt sie uns für vier Zehner (im besten Falle) das, was vier Zehner wert ist. Wir werfen das alte Radio weg, um das neue zu kaufen, das einen Kassettenteil mit Autoreverse hat, aber einige unerklärliche Schwächen in seinem Innern sorgen dafür, daß dieses neue Radio nur ein Jahr hält. Der neue Kombiwagen hat Ledersitze, zwei von innen einstellbare Seitenspiegel und ein Armaturenbrett aus Holz, aber er ist viel empfindlicher als der gute alte Cinquecento, der sich, auch wenn er liegenblieb, mit einem Fußtritt wieder in Gang bringen ließ.
    Doch die Moral von damals wollte uns eben alle spartanisch haben, und die von heute will uns alle als Sybariten.
    (1989)
    Wie man vermeidet, »genau« zu sagen
    Es tobt der Kampf gegen die Klischees, die unsere
    Umgangssprache überschwemmen. Eins davon ist, wie man
    weiß, das Wörtchen »genau«. Alle sagen heute »genau«, wenn sie ihre Zustimmung ausdrücken wollen. Die Unsitte ist durch die ersten Fernsehquize verbreitet worden, bei denen man, um die richtige Antwort zu bezeichnen, direkt aus dem Englischen
    »that's right« oder »that's correct« übersetzte. Mithin ist es nicht grundsätzlich falsch, »genau« zu sagen, nur zeigt damit, wer es sagt, daß er seine Sprache aus dem Fernsehen gelernt hat.
    »Genau« zu sagen ist ungefähr so, wie wenn man in seinem Wohnzimmer eine Enzyklopädie ausstellt, die bekanntermaßen nur als Zugabe beim Kauf eines bestimmten Waschmittels
    erhältlich ist.
    Um denen entgegenzukommen, die sich das Genau-Sagen
    abgewöhnen wollen, lasse ich hier eine Reihe von Fragen oder Behauptungen folgen, auf die man gewöhnlich mit »genau«
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    antwortet, und füge in Klammern die statt dessen benutzbare

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