Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
änderte nichts an der Tatsache, dass er sie hinausgeworfen hatte. Seine Worte waren unmissverständlich gewesen. Sie musste gehen.
Alles aus. Ihre Träume, ihre Wünsche, ihre Hoffnungen.
Nun würde sie es nie schaffen, mit Janna nach England zu gehen. Stattdessen musste sie nach Kronborg Slott zurückkehren und eingestehen, versagt zu haben. Und ihre Eltern würden ihr Scheitern als Beweis dafür ansehen, dass sie mit ihren altmodischen Ansichten richtig lagen.
Die erhoffte positive Publicity für die Agentur konnte sie damit ebenso vergessen wie den finanziellen Bonus, den die Kronprinzessin allen Mitarbeitern in Aussicht gestellt hatte, die direkt mit der Organisation der Hochzeitsfeierlichkeiten betraut waren. An Christer Brandts Triumph über ihr Versagen mochte sie gar nicht denken. Schließlich wartete er nur auf eine Gelegenheit, um sie zu demütigen.
Milla kämpfte die Tränen zurück, die ihr in die Augen stiegen. Nein, sie wollte nicht weinen, und sie würde auch nicht aufgeben. Morgen sah die Welt vielleicht schon wieder ganz anders aus. Noch blieb ihr ein wenig Zeit. Und wenn es einen Weg gab, Mårten doch noch zu überzeugen, dann würde sie ihn finden. Das schwor sie sich.
Sie stand auf, holte ihre Reisetasche aus dem Schrank und wollte gerade anfangen zu packen, als es an der Tür klopfte.
Hastig strich sie ihr Haar glatt und atmete tief durch, ehe sie öffnete.
Es war Mårten.
“Darf ich hereinkommen?”, fragte er. Seine Stimme war jetzt viel ruhiger als vorhin, beinahe sanft.
Milla räusperte sich. “Natürlich. Es ist schließlich dein Haus.”
Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. “Was tust du da?”, wollte er wissen und deutete auf den Koffer auf dem Bett.
“Das, was du von mir verlangt hast: Ich packe. Ich bin in einer halben Stunde abreisebereit”, fügte sie hinzu. “Vielleicht ist Thorbjörn so freundlich, mich zum nächsten Bahnhof zu fahren und …”
“Bitte bleib.”
“Wie?” Überrascht sah sie ihn an. “Was sagst du da?”
Er erwiderte ihren Blick. “Ich bitte dich zu bleiben”, wiederholte er. “Was ich vorhin gesagt habe, war dumm. Ich habe wohl einfach die Beherrschung verloren, als ich dich spielen hörte. Niemand außer mir hat diesen Flügel angefasst, seit … seit ich zum letzten Mal aufgetreten bin. Aber ich hätte mich dir gegenüber nicht so aufführen dürfen. Es tut mir leid.”
“Schon gut, ich habe mich auch nicht ganz korrekt verhalten”, räumte Milla ein. “Es ist dein Haus, und ich hätte wahrscheinlich nicht einmal einfach ungefragt das Zimmer betreten sollen. Dass ich mich dann auch noch an den Flügel gesetzt und gespielt habe, war wirklich nicht ganz in Ordnung.” Sie seufzte. “Was soll ich sagen? Ich konnte einfach nicht widerstehen.”
“Dann bleibst du also?”
Sie nickte. Was blieb ihr auch anderes übrig, wenn sie nicht mit leeren Händen nach Kronborg Slott zurückkehren wollte? Das bedeutete jedoch nicht, dass sie ihm die fadenscheinige Erklärung für seinen Wutanfall vorhin abnahm. Da steckte eindeutig mehr dahinter, davon war sie überzeugt.
Und ich will nicht mehr Milla Rosenblad heißen, wenn ich nicht herausfinde, um was es sich handelt!
“Also gut”, sagte sie laut. “Ich bleibe – unter einer Bedingung.”
“Und die wäre?”
“Du weißt, es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur königlichen Hochzeit, und ich kann noch keinerlei konkrete Erfolge vorweisen. Ich brauche etwas, mit dem ich auch die größten Zweifler überzeugen kann.”
Seine Miene verfinsterte sich. “Was genau hast du dir vorgestellt?”
Dass sie ein großes Risiko einging, indem sie ihn unter Druck setzte, wusste Milla. Mårten war kein Mann, der sich gern in die Ecke drängen ließ. Dieses Spiel konnte entweder zu ihren Gunsten ausgehen oder in einer Katastrophe enden.
Doch sie musste es wenigstens versuchen. So wie bisher kam sie jedenfalls nicht weiter.
“Mein Vorschlag hört sich so an: Triff bis spätestens Sonntag deine Entscheidung. Ich verspreche dir, dass ich dich bis dahin nicht mehr mit diesem Thema behelligen werde. Aber solltest du dich zu einer Zusammenarbeit mit mir entschließen, was ich sehr hoffe, dann bitte ich dich, mir bis dahin auch eine kleine Kostprobe zu liefern.”
“Du bist ja wahnsinnig!” Mårten trat ans Fenster. “Erwartest du im Ernst von mir, dass ich bis Sonntag einen Hochzeitsmarsch für dich komponiere? Das wäre selbst dann zu viel verlangt, wenn ich mich bereits entschieden
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