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Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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hätte zuzusagen.”
    “Nein, so meinte ich das nicht”, beschwichtigte sie und wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen, zögerte aber im letzten Moment. Sie wusste, welch verheerende Wirkung er auf sie ausübte, und konnte es sich im Augenblick wirklich nicht leisten, abgelenkt zu werden. “Ich bitte dich lediglich um eine kleine Kostprobe. Ein Leitthema, einen Anfang, was dir gerade einfällt. Niemand erwartet, dass es perfekt ausgearbeitet ist, aber ich möchte etwas in der Hand haben, wenn ich Anfang nächster Woche nach Kronborg Slott zurückkehre, um einen Zwischenbericht für die Kronprinzessin abzuliefern.”
    Auf einmal war Mårten ihr so nah, dass es Milla fast den Atem raubte. Sie wollte zurückweichen, doch ihre Beine gehorchten nicht.
    Seine Macht über sie war ihr regelrecht unheimlich. Wie konnte jemand – noch dazu ausgerechnet ein Mann, der schon einmal ihr Herz gebrochen hatte – sie mit einem einzigen Blick völlig aus der Fassung bringen?
    Als er die Hand hob und sanft mit den Fingern die Konturen ihres Gesichts nachzeichnete, ließ sie ihn gewähren.
    “So schön …”, murmelte er gedankenverloren. “So wunderschön …”
    “Mårten, das ist keine gute Idee, ich …”, begann sie, sträubte sich aber nicht. Ganz im Gegenteil! Als er sie in seine Arme schloss, drückte sie sich an ihn. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und heiße Wellen durchliefen ihren Körper.
    In diesem Augenblick wurde ihr eines klar: Sie begehrte ihn noch immer, hatte nie aufgehört, ihn zu begehren, und sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass es schon beinahe schmerzte.
    Denk daran, wen du vor dir hast, warnte sie eine innere Stimme. Er hat dich schon einmal enttäuscht. Hast du denn aus der Vergangenheit gar nichts gelernt?
    Doch es war zu spät. Als seine Lippen sich langsam ihrem Mund näherten, wusste sie, dass sie unwiderruflich verloren war. Es …
    “Milla?”
    Thorbjörns Rufen und Klopfen riss sie in die Realität zurück. Schnell machte sie sich von Mårten los, der ebenso irritiert wirkte wie sie selbst, strich ihr T-Shirt glatt und ging zur Tür.
    “Hej”
, sagte sie beim Öffnen und schaffte es sogar irgendwie, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
    Thorbjörn strahlte. “Ich wollte nur fragen, ob Sie alles haben, was Sie ben…” Er verstummte, als er Mårten erblickte. “Oh, ich hoffe, ich habe nicht gestört!”
    “Nein”, versicherte Milla ihm rasch. “Mårten und ich haben unsere Besprechung ohnehin gerade beendet, nicht wahr, Mårten?”
    “Ja”, entgegnete dieser heiser. Dann murmelte er ein hastiges
God natt
und drängte sich an Thorbjörn und ihr vorbei.
    “Kann ich noch etwas für Sie tun?”, fragte der alte Matrose.
    “Vielen Dank, Sie haben bereits genug getan.”
    Wenn er ihre Antwort merkwürdig fand, ließ er es sich nicht anmerken. Er tippte an seine Mütze, wünschte Milla eine gute Nacht und stieg die Wendeltreppe hinunter.
    Milla schloss die Tür und lehnte die Stirn an das kühle Holz. Soweit es sie betraf, konnte sie Thorbjörn gar nicht genug danken. Er hatte sie davor bewahrt, eine gewaltige Dummheit zu begehen.
    Helles Mondlicht sickerte durch das hohe Fenster des Musikzimmers und fiel über den geöffneten Deckel des Flügels. Absolute Stille lag über dem Haus. Nichts regte sich. Nur das Ticken der altmodischen Wanduhr zeigte, dass die Zeit nicht einfach stehengeblieben war.
    Die Zeiger zeigten kurz nach drei an. Noch war der nachtschwarze Himmel mit Sternen übersät, doch schon in ein paar Stunden würde die Sonne am Horizont aufgehen und mit feurigem Rot und Orange den neuen Tag ankündigen.
    Mårten saß auf dem Klavierhocker und betrachtete gedankenverloren die Tasten vor sich. Weiß, weiß, schwarz, weiß, schwarz … Er brauchte sie nicht zu berühren, er fühlte die Töne, die jede einzelne von ihnen hervorbrachte, tief in seinem Inneren.
    Das letzte Mal, das er hier gesessen und gespielt hatte, lag lange zurück. So lange, dass es ihm schon fast unwirklich erschien. Und doch konnte er die Magie, die in diesem wunderbaren Instrument steckte, noch immer spüren. Es war, als hätte es die ganze Zeit darauf gewartet, dass er zurückkehren würde, um …
    Nein!
    Energisch klappte er die Tastenabdeckung herunter und sprang auf, doch es war zu spät. Sein Herz hämmerte wild. Bilder aus der Vergangenheit stürmten auf ihn ein. Er sah seinen Vater vor sich, bleich und reglos, und er sah sich selbst, am Flügel sitzend. Fühlte noch einmal die eigene

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