Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
dass Mårten sie heute nicht für sich in Anspruch nahm, denn sie musste ein paar Dinge erledigen, bei denen sie lieber ungestört sein wollte. Sie hatte lange genug tatenlos abgewartet, jetzt war es an der Zeit zu handeln.
Entschlossen nahm sie ihr Handy vom Nachttisch und wählte die Nummer ihrer Schwester Lotte, die sich bereits nach dem zweiten Klingeln meldete.
“Milla,
hej
, das ist ja eine Überraschung! Wie geht’s dir?”
“Bei mir ist alles in Ordnung”, erwiderte sie. “Und wie läuft es bei euch? Was macht Janna?”
Lotte lachte. “Deine Tochter ist ein richtiges Engelchen. Ehrlich, so ein liebes kleines Mädchen möchte ich eines Tages auch einmal haben. Ich würde sie dir ja gern an den Apparat holen, aber sie ist gerade mit Annika auf dem Markt. Die beiden wollen frische Tomaten kaufen.”
“Schade”, seufzte Milla. “Na ja, das nächste Mal vielleicht. Ich rufe ohnehin aus einem ganz anderen Grund an. Es geht um Mårten.”
“Das hab ich mir schon fast gedacht. Wie läuft es denn zwischen euch?”
“Ganz gut eigentlich, aber …” Sie zögerte. “Irgendwas stimmt mit ihm nicht”, erklärte sie dann. “Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es muss irgendwie mit seiner jüngsten Vergangenheit zu tun haben. Und hier kommst du ins Spiel.”
“Ich?” Lotte klang überrascht. “Aber ich kenne Mårten doch kaum. Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir helfen könnte.”
“Du hast doch einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Geh bitte dorthin. Unter meinem Bett steht ein kleines Holzkästchen, darin bewahre ich Artikel über Mårten auf, die ich aus Zeitungen ausgeschnitten habe.”
“Ist das dein Ernst?” Lotte lachte leise. “Na, so was, das hätte ich nun wirklich nicht für möglich gehalten.”
“Schau die Sachen bitte durch und notier dir alles, was irgendwie mit dem Ende von Mårtens Karriere zusammenhängen könnte.” Milla runzelte die Stirn, als ihr plötzlich etwas einfiel. “Warte mal”, meinte sie nachdenklich. “Wenn ich nicht völlig falsch liege, wurde in einem Artikel vom Tod eines Bühnenarbeiters berichtet.”
“Daran kann ich mich nicht erinnern.”
“Ich aber. Ja, ich bin mir ganz sicher, dass es da einen Zwischenfall gab.”
“Und du meinst, da könnte ein Zusammenhang bestehen?”
“Vielleicht. Aber genau weiß ich es auch nicht. Versuch einfach, so viel wie möglich für mich herauszufinden.”
“Also gut. Aber versprich dir nicht allzu viel davon, ja? Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es da irgendein düsteres Geheimnis in der Vergangenheit von deinem Mårten gibt.”
Empört schnappte Milla nach Luft. “Er ist nicht
mein
Mårten!”
“Jetzt tu doch nicht so. Mir kannst du ohnehin nichts vormachen. Ich weiß genau, dass du nie wirklich über ihn hinweggekommen bist.”
“Das siehst du falsch!”, widersprach Milla heftig.
Für einen Moment herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann räusperte Lotte sich. “Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten.”
Sie beendeten das Gespräch, und Milla legte das Handy zurück auf den Nachttisch. Dann stand sie auf, öffnete das Fenster und sog die klare frische Luft tief in ihre Lungen.
Das Geräusch eines Wagens erweckte ihre Aufmerksamkeit. Neugierig hielt sie nach ihm Ausschau und entdeckte einen dunkelblauen Porsche älterer Bauart, der gerade die Auffahrt zur Mühle hinauffuhr und direkt neben dem Gebäude stehen blieb.
Den Mann, der kurz darauf ausstieg, kannte Milla nicht, doch er war ihr auf Anhieb unsympathisch. Vielleicht lag es an der Art und Weise, wie er sich bewegte, oder auch einfach nur an seinem Aussehen. Sie schätzte ihn auf etwa Ende vierzig, er war schlank, fast schon hager, und trug teure Designerkleidung. Wer das wohl war?
Milla trat zurück und schloss das Fenster. Es ging sie nichts an, wen Mårten in seinem Haus empfing und warum.
Knapp zwanzig Minuten später stieg sie die enge Wendeltreppe der Mühle hinunter, um Thorbjörn zu fragen, ob er Hilfe beim Vorbereiten des Mittagessens benötigte. Sie war gerade auf der Höhe von Mårtens Zimmer, als sie plötzlich innehielt, weil sie zwei Männer miteinander streiten hörte.
Das geht dich nichts an, ermahnte sie sich selbst und wollte weitergehen, da sagte Mårten plötzlich laut und deutlich: “Zu deiner Information: Ganz gleich, was für Gerüchte du gehört haben willst – ich werde niemals wieder eine Bühne betreten. Weder für die Plattenfirma noch für dich, meinen Manager,
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