Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
zur nächsten.
Es war wie im Paradies.
Milla spürte, wie alle Last von ihr abfiel, und zum ersten Mal seit Langem fühlte sie sich einfach nur frei. Alle Sorgen und Probleme schienen ganz weit weg, es gab nur noch Mårten, sie und die traumhafte Landschaft Schwedens.
Als sie zu einem lichten Birkenwäldchen gelangten, das am Ufer des Bachs wuchs, breitete Mårten im weichen Gras eine Decke aus. Außerdem zauberte er aus seinem Korb eine Flasche Wein, einen Laib Brot, Käse, Schinken und Erdbeeren hervor.
“Ein Picknick!”, stieß Milla entzückt aus. “Ich kann gar nicht sagen, wann ich zum letzten Mal im Freien gegessen habe.”
“Dann gefällt es dir?”
“Und wie!”
Es entsprach der Wahrheit. Seit Ewigkeiten hatte sie sich nicht mehr so wohl gefühlt wie an diesem sonnigen Frühlingsvormittag zusammen mit Mårten. Von der Feindseligkeit, die er ihr gegenüber nach ihrer ersten Begegnung auf Kronborg Slott gezeigt hatte, war nichts mehr zu spüren. Er verhielt sich charmant und aufmerksam, beinahe freundschaftlich. Doch sie durfte sich vom äußeren Anschein nicht blenden lassen. Mårten war immer noch derselbe Mann wie vor fünf Jahren. Oder?
Milla stutzte. Merkwürdig, wie all die Wut, die sich im Laufe der Zeit in ihr aufgestaut hatte, so plötzlich verschwinden konnte. Mit einem Mal war es wieder wie früher. An dieses Knistern, das zwischen ihnen in der Luft lag und es ihr immer schwerer machte, klar zu denken, erinnerte sie sich nur zu gut.
Plötzlich spürte sie, wie er sie anschaute. Der Blick seiner dunkelblauen Augen machte sie nervös. Aber nein, das beschrieb das, was in ihr vorging, nur unzureichend. Er brachte längst verloren geglaubte Saiten in ihr zum Klingen.
Genug, ermahnte sie sich selbst. Es war gefährlich, so zu denken. Und gefährlich, so zu empfinden.
Um sich abzulenken, griff sie nach dem Schälchen mit Erdbeeren, das zwischen ihnen auf der Decke stand. Im selben Moment streckte auch Mårten die Hand danach aus, und ihre Finger berührten sich.
Ein Kribbeln durchlief ihren Körper.
Milla schluckte. Ihre Kehle fühlte sich mit einem Mal ganz rau an. Alle Geräusche um sie herum, das Zwitschern der Vögel und das Plätschern des Bachs, wurden zurückgedrängt, bis sie nur noch ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen hörte.
Langsam, fast schlafwandlerisch, beugte Mårten sich über sie, während sie sich zurücksinken ließ. Seine Lippen, nur noch Zentimeter von ihrem Mund entfernt, senkten sich herab.
Wie sehr sie sich danach sehnte, von ihm geküsst zu werden! Sie schloss die Augen. Wie sehr sie ihn wollte und …
“Nein!”, keuchte sie atemlos, riss die Augen wieder auf und drehte sich abrupt von ihm weg. “Das hier war nicht Teil unserer Abmachung! Wenn es das ist, was du willst, dann wirst du mir dafür schon etwas mehr bieten müssen als lediglich eine vage Möglichkeit!”
Einen Moment sah Mårten sie an, als habe er eine Fremde vor sich. Dann verfinsterte sich seine Miene. “Ich verstehe”, sagte er, stand auf und begann, die Sachen wieder in den Korb zu packen. “Ich denke, wir sollten jetzt besser gehen.”
Kurz darauf machten sie sich schweigend auf den Weg zurück zur Mühle.
Nachdenklich saß Milla ein paar Stunden später am Fenster des Gästezimmers und betrachtete den Sonnenuntergang. Mårten!“ Milla sprang von ihrem Platz
Nach der Rückkehr vom Picknick war Mårtens Stimmung alles andere als gut gewesen, und sie konnte es ihm nicht einmal verübeln. Was sie gesagt hatte, musste in seinen Ohren ganz furchtbar geklungen haben. Als wäre ihr Kuss eine Ware, die sie ihm im Austausch für seine Zusammenarbeit anbot – was natürlich nicht stimmte. Sie hatte ihn lediglich davon abbringen wollen, etwas zu tun, das sie beide hinterher bereuen würden.
Milla stand auf und lief im Zimmer auf und ab. Sie fühlte sich von einer seltsamen Ruhelosigkeit erfüllt, für die sie einfach keine Erklärung fand. Hielt Mårten sie wirklich für eine Frau ohne Prinzipien? Aber warum interessiert es sie überhaupt, was er von ihr dachte? Was kümmerte es sie, solange er am Ende nur das tat, was sie von ihm wollte?
Seufzend fuhr sie sich durchs Haar. Nein, es ging ihr längst nicht mehr nur um ihr eigentliches Ziel. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, doch der Gedanke, dass Mårten sie für eine Person hielt, die bereit war, alles zu tun, um den eigenen Vorteil zu wahren, schmerzte sie mehr, als sie jemals für möglich gehalten hätte.
Plötzlich kam
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