Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
reden.”
Seine Reaktion überraschte sie. “Kann das noch ein bisschen warten?”, fragte er, und erst jetzt bemerkte sie, wie angespannt er plötzlich wirkte.
“Stimmt etwas nicht?”, fragte Milla und beschloss, ihr Vorhaben zu verschieben – zumindest so lange, bis sie wusste, was ihn bedrückte.
Er hielt ihr einen aufgerissenen Briefumschlag hin. “Ein Schreiben meiner Plattenfirma. Sie haben tatsächlich ernst gemacht und mich auf Zahlung einer Konventionalstrafe verklagt! Nun, ein Wunder ist es nicht, immerhin habe ich ihre Geduld reichlich überstrapaziert. Nach meiner jüngsten Absage war das Maß vermutlich einfach voll.” Er seufzte. “Ich kann es ihnen nicht einmal verübeln. Seit zwei Jahren warten sie nun bereits auf etwas von mir, ohne dass ich je auch nur versucht hätte, die Verzögerung zu erklären. Aber ich konnte nicht mit irgendwelchen fremden Menschen über den Tod meines Vaters sprechen. Es ging ganz einfach nicht.”
Nein, schoss es Milla durch den Kopf. Nicht ausgerechnet jetzt, wo gerade alles gut wird!
Für einen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen, doch dann hatte sie sich wieder im Griff. Es half niemandem, wenn sie jetzt die Nerven verlor.
“Wie viel?”, fragte sie.
“Genug, um mich für alle Zukunft zu ruinieren.” Resigniert schüttelte er den Kopf. “Fahr nach Hause, Milla, ich bitte dich. Das hat doch alles keinen Sinn mehr.”
Fassungslos schaute sie ihn an. “Was soll das heißen? Wovon sprichst du eigentlich?”
“Mach es mir doch nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.” Er lächelte gequält. “Oder willst du dein Leben mit einem Mann verbringen, der nie in der Lage sein wird, dir etwas zu bieten? Mach dir doch mal klar, was diese Klage bedeutet! Ich werde alles verlieren, was ich besitze: die Mühle, mein Vermögen, sogar meinen Flügel!”
“Sag so etwas nicht!” Milla konnte nicht glauben, was er da sagte. “Versuchst du allen Ernstes, mich fortzuschicken?” Trotzig reckte sie das Kinn. “Tut mir leid, aber daraus wird nichts. Dafür liebe ich dich viel zu sehr.”
“Und genau deshalb musst du gehen. Ich könnte es nicht ertragen, dich unglücklich zu machen. Und genau das würde geschehen, wenn du bei mir bliebest.”
“Unsinn!”, protestierte sie empört. “Ich werde dich auf keinen Fall im Stich lassen. Und überhaupt – wo ist eigentlich der Mårten von früher? Der hätte sich nicht einfach demütig in sein Schicksal gefügt. Er hätte für sein Glück gekämpft!”
Für einen Moment glaubte sie, ihn überzeugt zu haben, doch dann winkte er ab. “Das hat doch alles keinen Sinn mehr”, wiederholte er. “Es ist zu spät.”
“Zu spät für was denn? Verflixt, du hast endlich wieder angefangen zu arbeiten und bist gerade dabei, dein absolutes Meisterwerk zu komponieren! Glaubst du nicht, das dürfte auch die Leute von deiner Plattenfirma interessieren?”
Seine Miene blieb reglos, doch Milla wusste, dass es hinter seiner Stirn arbeitete. Als seine Mundwinkel sich schließlich zu einem Lächeln verzogen, atmete sie erleichtert auf.
Geschafft!
“Wo befindet sich der Sitz der Plattenfirma?”, fragte sie schnell, bevor er es sich noch einmal anders überlegen konnte.
“In Göteborg”, antwortete Mårten. “Und du meinst wirklich, ich sollte …”
“Worauf wartest du noch? Ruf an und bitte um einen Termin!”
“Nachdem ich die Leute von der Plattenfirma so lange hingehalten habe, hätte ich nicht gedacht, dass sich so rasch jemand Zeit für mich nimmt”, sagte Mårten, während er der Uferstraße entlang des Göta Älv folgte, zu dessen beiden Seiten sich Göteborg erstreckte. “Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen.”
Seit seinem Anruf bei der Plattenfirma waren gerade einmal zwei Tage vergangen, und es überraschte Milla auch ein wenig, dass alles so kurzfristig geklappt hatte. Denn diese plötzliche Eile konnte sowohl einen positiven als auch einen negativen Hintergrund haben. Entweder war man in Göteborg tatsächlich noch an einer Zusammenarbeit mit Mårten interessiert, oder man wollte die Angelegenheit einfach endlich zu einem Abschluss bringen.
Mårten stellte den Volvo auf einem Parkplatz in Hafennähe ab und warf einen Blick auf die Uhr. “Wir sollten uns besser beeilen”, erklärte er dann. “Gustaf Jälking von der Plattenfirma erwartet uns im Café des Utkiken.”
“Utkiken?”
Als Milla ihn fragend anschaute, deutete Mårten auf ein futuristisch anmutendes rot-weißes Hochhaus, das an der
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