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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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hielt. Er saß reglos und kerzengerade da, wie auf dem Sprung. John hatte etliche junge Burschen seines Alters im Gefängnis von Portlaoise gesehen, eingesperrt wegen Gewaltverbrechen, einige davon mit politischem Hintergrund. Sie waren kaum den Kinderschuhen entwachsen, aber hartgesotten durch Unterdrückung, Hoffnungslosigkeit und jahrelange Haft.
    Brendan wirkte alles andere als hart. Selbst Honor und seine eigenen Kinder hatten Narben davongetragen, durch das Leben, durch das Leid, das er ihnen zugefügt hatte. Brendan schien sich indes in Einklang mit sich und der Welt zu fühlen; selbst jetzt, während er seine blutige Nase mit Eis kühlte, strahlten seine Augen und spielte ein Lächeln um seinen Mund.
    »Alles wird gut«, sagte John.
    »Ich weiß.«
    Die Antwort verblüffte John: Welcher Jugendliche in Polizeigewahrsam hätte ohne den geringsten Zweifel geglaubt, dass alles gut werden würde? »Sie werden von dir wissen wollen, ob die Inschrift in der Grotte von dir stammt.«
    »Das dachte ich mir schon.«
    John wartete darauf, dass der Junge eine Erklärung abgab. Doch Brendan schwieg, nahm nur den Eisbeutel herunter, um zu sehen, ob die Blutung gestillt war. John verkniff sich die Frage, ob er tatsächlich der Urheber war oder nicht. Doch sie hing unbeantwortet in der Luft. John versuchte es erneut.
    »Sie werden außerdem von dir wissen wollen, was du mit deiner Bemerkung über Regis gemeint hast«, fuhr John fort. Sein Herz klopfte dabei so laut, dass er meinte, Brendan müsse es gehört haben, weil er ihm den Kopf zuwandte und ihm unverhohlen in die Augen sah.
    »Und Sie möchten es ebenfalls wissen, nicht wahr?«
    »Natürlich. Ich will alles erfahren, was ihr helfen kann. Hat sie mit dir gesprochen?«
    Brendan nickte. Zum ersten Mal, seit er sich auf dem Polizeirevier befand, wirkte er nervös. Er sah blass aus und leckte sich mehrmals über die Lippen, als hätte er Durst. John sah, dass in einer Ecke des Raumes ein Trinkwasserspender stand; es war für ihn ungewohnt, sich auf einem Polizeirevier ungehindert zu bewegen, doch John überwand sich Brendan zuliebe, ging hinüber und füllte einen Pappbecher.
    »Hat sie mit dir gesprochen?«, fragte John abermals und reichte ihm das Wasser.
    Brendan nickte, leerte den Becher in einem Zug. »Gestern Abend. Nachdem wir das Strandkino auf Hubbard’s Point verlassen hatten und zur Akademie zurückgekehrt waren, war Regis … ziemlich aufgewühlt. Aufgewühlt, weil sie dachte, Mrs. Sullivan sei wütend auf Sie.«
    »Sie hatte einfach die Nase voll. Verständlicherweise.«
    »Regis fand es nicht fair, dass ihr Vater für etwas verantwortlich gemacht wurde, was sie angerichtet hatte.«
    »Unsere Familie ist seit langem dafür bekannt, dass sie sich in zwei Lager spaltet: die Besonnenen und die Draufgänger. Regis scheint mir nachgeraten und in der Draufgänger-Liga gelandet zu sein«, versuchte John zu scherzen.
    Brendan lächelte. »Man kann sich nicht immer aussuchen, nach wem man kommt.«
    »Da könntest du durchaus recht haben.« John musterte Brendan; er sah, dass sich hinter seinem Lächeln ein Anhauch von Schwermut verbarg, und ihm fiel ein, dass Cece erzählt hatte, sein Bruder sei gestorben und er sei adoptiert. Er hätte gerne mehr über seine Familie erfahren, doch zuerst musste er herausfinden, was mit Regis war.
    »Und was hat sie sonst noch gesagt?«
    »Als Mrs. Sullivan bereits zu Bett gegangen und Agnes müde war, verabschiedete ich mich und ging zu meinem Wagen. Regis kam mir nach. Sie bat mich, sie nach Hubbard’s Point zurückzubringen … Ich fragte, ob sie zu Peter wolle, aber sie verneinte – sie wollte Sie suchen.«
    »Sie hat sich Sorgen um mich gemacht.«
    Brendan nickte. »Ich habe sie beruhigt und gesagt, dass Sie wahrscheinlich am Strand entlanggegangen und längst zu Hause sind.«
    »Genauso war es.« John fragte sich verwundert, woher er das wissen konnte.
    »Dann bat sie mich, mich um Agnes zu kümmern – und um Cece, um beide Schwestern, genauer gesagt. Das klang, als hätte sie etwas geplant. Ich wollte wissen, was los sei …«
    »Und?«
    Brendan holte tief Luft. »Sie sagte, dass sie immer denselben schlimmen Traum habe. Seit Sie wieder zu Hause sind. Sie habe geträumt, dass man den Falschen eingesperrt hatte, weil sie diejenige sei, die ins Gefängnis gehört hätte, nicht ihr Vater.«
    Johns Magen verkrampfte sich, Schweiß rann ihm zwischen den Schulterblättern den Rücken hinab. »Träume sind Schäume, wie es

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