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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ihr auf der Zunge lag: dass sie sich wünschte, Regis möge nicht zu viel erwarten.
    »Was, Mom?«
    »Meinst du, wir sollten uns einen Termin bei Dr. Corry geben lassen?«
    »Ich brauche keine Therapie mehr. Ich bin inzwischen bestens angepasst. Ich bin seit drei Jahren nicht mehr ins Devil’s Hole gesprungen, seit mindestens vier Jahren nicht mehr auf den Turm der Kapelle geklettert, bin wie versprochen nicht mehr zum North Brother hinausgeschwommen und ich werde heiraten.«
    »Regis, ich bin nicht sicher, dass das auf die Positivliste gehört.«
    »Wovon redest du eigentlich?«, fragte Regis aufgebracht.
    »Schatz, du bist noch so jung. Das ist alles, was ich sagen will. Warum lässt du mich nicht einen Termin bei Dr. Corry vereinbaren, dann kannst du –«
    »Nur, weil du keine Lust mehr hast, verheiratet zu sein, bedeutet das noch lange nicht, dass alle so über die Ehe denken und dass ich reif für den Psychiater bin!«
    »Regis, Schatz –«
    »Dads Gefängnisaufenthalt kam dir sicher sehr gelegen – es hat die Dinge vereinfacht. Du musstest ihn nicht rausschmeißen.«
    Honor holte tief Luft. Regis blickte sie flehentlich an, als hoffte sie auf Widerspruch. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, die Liebe ihrer Eltern zu glorifizieren oder zu verunglimpfen.
    »Andererseits hatte ich das Gefühl, du würdest dich wieder mehr für deine Malerei interessieren«, fuhr Regis fort, obwohl ihre Mutter kein Wort gesagt hatte.
    Honors Herz klopfte. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass irgendjemand die Veränderung bemerkt hatte. Ihre Kunst hatte sich in den letzten Jahren auf ihre Arbeit beschränkt. Auf ihre Lehrtätigkeit. Ihre eigenen künstlerischen Ambitionen waren auf der Strecke geblieben, waren ihr schal vorgekommen … »Stimmt«, sagte sie. »Ich hatte Lust, etwas Neues anzufangen. Ein gutes Gefühl.«
    Regis grinste. »Er inspiriert dich. Und umgekehrt. Ihr seid beide Künstler. Ihr könntet nicht ohneeinander leben.«
    Honor wandte den Blick ab. Regis hatte einen wunden Punkt getroffen. Sie konnte nicht wissen, dass Honors Liebe zu John so groß war, dass jedes andere Gefühl daneben verblasste. Sie hatte ihn mehr geliebt als ihr Leben. Egal, ob sie damit gut oder schlecht beraten war, er war der leidenschaftlichste Mann der Welt, und der Gedanke an seine Heimkehr hatte eine Flut von Ideen ausgelöst, denen sie auf der Leinwand nachspüren wollte.
    »Trag es ihm nicht mehr nach«, bat Regis.
    »Was?«
    »Du weißt schon. Dass ich auf der Klippe war. Das war meine Schuld, nicht seine.«
    »Du warst erst vierzehn.«
    »Ich weiß! Aber ich war alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Gib Dad also nicht die Schuld an allem. Die Verantwortung lag allein bei mir …«
    »Das kannst du mir erzählen, wenn du selber Kinder hast.«
    »Das werde ich. Hoffentlich bald.«
    Honor war fest entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen. Der Drang, den Köder zu schlucken, war so mächtig, dass sie die Fingernägel in die Handflächen bohren musste, um dagegen anzukämpfen. Doch sie konnte nicht anders – Regis war eigensinnig, und sobald sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es aus und vorbei.
    »Das wäre ein riesengroßer Fehler«, erwiderte sie. »Übrigens, ich finde, du solltest die Hochzeit verschieben. Bis Oktober ist es nicht mehr lange hin …«
    »Fängst du schon wieder damit an! Ich sagte dir doch, Peter und ich lieben uns, wir sind Ewigkeiten zusammen, und ich glaube an die Liebe, für mich ist sie das Wichtigste auf der Welt – warum legst du mir also dauernd Steine in den Weg?«
    »Weil ein solcher Schritt gut überlegt sein will. Weil …« Honor verstummte; ihr fehlten die Worte, um ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen, dass Regis’ Entscheidung auf Angst zurückzuführen sei, auf einen inneren Zwang, der ihr nicht bewusst war.
    »Mom, falls das ein Versuch sein soll, mir die Heirat mit Peter auszureden oder mir nahezulegen, zu warten, bis wir das College beendet haben – dann vergiss es. Wir haben beschlossen, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Wir wollen Kinder haben, glücklich miteinander sein. Und da Dad bis dahin wieder zu Hause ist, kann er mich in der Kirche meinem Bräutigam übergeben!«
    »Das ist ein einschneidendes Ereignis im Leben, Regis. Du bist noch so jung. Wie kannst du über Kinder reden, wo du selbst noch nicht richtig erwachsen bist?«
    »Ich bin erwachsen!« Regis’ Stimme wurde gefährlich laut.
    »Ich weiß«, sagte Honor rasch und

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