Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
weshalb er ständig die Initiative ergriff. Ich fühlte mich schuldig und unbehaglich, wenn er sich im Bett von hinten an mich drängte und seinen Ständer an meinem Hinterteil rieb. Das machte mich zunehmend angespannt und genervt. Merkte er nicht, dass ich keine Lust hatte? Hätte ich sonst ein schlabbriges altes T-Shirt und Liebestöter an? Nach der Geburt von Kaarina war mein sexuelles Verlangen endgültig erloschen. Ich bekam kaum Schlaf, dafür aber eine vorübergehende Menopause mit Hitzewallungen und allem, was dazugehört. Meine Östrogen- und Testosteronwerte waren im Keller, was meine Scheide trocken machte. Ich wehrte Marks Annäherungen derart rigoros ab, dass er es irgendwann gar nicht mehr versuchte.
Für mich war das völlig in Ordnung. Es ging mir gut damit, obwohl ich ein schlechtes Gewissen deshalb hatte.
Das wird schon wieder, dachte ich. Vielleicht nach der Stillzeit. Kaarina war nach sechzehn Monaten entwöhnt, doch von sexueller Lust keine Spur. Vielleicht musste ich einfach nur wieder mehr Schlaf bekommen. Nein. Auch das änderte nichts.
Ich sah Eltern mit zwei Kindern und fragte mich, ob die wohl noch Sex hatten. Woran hakte es bei uns? Woran hakte es bei mir?
Als sich meine Lust wieder meldete, ich war inzwischen 36, traf mich das wie aus heiterem Himmel. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich sexuelle Fantasien und wurde an allen möglichen und unmöglichen Orten richtig geil. Manchmal dachte ich zehn- bis fünfzehn Mal am Tag an Sex, doch Mark kam in diesen Fantasien nie vor. Ob ich Mark jemals in meine erotischen Tagträume würde einbinden können? Oder würde ich nun für den Rest meines Lebens irgendwelche Fantasiemänner begehren?
Offenbar war all dies erschreckend normal. Laut einer Studie des Kinsey Institute erging es rund drei Prozent aller verheirateten Paare genauso wie uns: Es herrschte buchstäblich tote Hose! Weitere 13 Prozent hatten wenige Male im Jahr Sex, knapp die Hälfte der befragten verheirateten Paare weniger als ein Mal pro Woche, ungefähr ein Drittel zwei bis drei Mal pro Woche, und nur sieben Prozent fast jeden Tag. Ich hatte nicht den Ehrgeiz, es bis in die Reihe dieser Spitzenreiter zu schaffen. Das sind, so reimte ich mir zusammen, irgendwelche jungen Leute, die eine Blitzhochzeit in Las Vegas veranstalten, kaum dass sie sich ein paar Stunden kennen, es ein paar Monate lang mehrmals täglich treiben und dann die Kirche ersuchen, ihre Ehe zu annullieren.
Nein, ich hatte keinerlei Ambitionen, zu diesem oberen Drittel zu gehören. Nach sechs Monaten Leerlauf erschien mir die Vorstellung, es zwei bis drei Mal die Woche zu tun, absolut grauenhaft.
Ein paar Mal im Monat vielleicht? Ja, damit könnte ich mich schon eher anfreunden. Könnten wir das schaffen? Von mir aus gerne. Ich war sogar richtig scharf darauf. Aber wahrscheinlich war ich schärfer darauf, dieses Ziel zu erreichen, als auf meinen Mann selbst. Und vielleicht, aber nur vielleicht, könnte das Feuer der Lust auch in Mark wieder entbrennen.
Laut meinen schlauen Büchern haben Männer zehn bis hundert Mal mehr Testosteron im Blut als Frauen und müssen sich daher regelmäßig Erleichterung verschaffen, um ihr bestes Stück bei Laune zu halten. Frauen hingegen weisen lediglich in der zweiten Zykluswoche, kurz vor dem Eisprung, erhöhte Testosteronwerte auf. Irgendetwas passt hier nicht ganz zusammen, wie ich finde. Sind wir Frauen gestraft, nur wegen der Geschichte mit dem Apfel im Paradies?
Nur noch wenige Wochen, dann würden wir nach New York fahren. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht, mir diese Deadline für die Wiederbelebung unserer Ehe zu setzen? Da sind wir Frauen seit dem Sündenfall im Paradies verflucht, und ich bildete mir ein, dass es ein kleiner Trip in die große Stadt schon irgendwie richten könnte und wir stundenlang Bienchen und Blümchen spielen würden? Sehr viel wahrscheinlicher war, dass Mark und ich in unserem New Yorker Hotelzimmer sitzen, nichts miteinander anzufangen und auch nichts zu sagen wissen, außer vielleicht Mal sehen, was im Fernsehen kommt.
Sollte New York zum Reinfall werden, wäre wohl aller Elan dahin, und wir würden uns wohl nie wieder aufraffen, unsere Ehe zu retten. Und wenn ich dann irgendwann als alte Dame meine Freundinnen über ihr Sexleben reden hörte, würde ich nur sagen– Was? Über SO WAS macht ihr euch noch Gedanken?
Ich hatte nicht vor, auf immer und ewig keinen Sex mehr zu haben, aber nach einer sechsmonatigen Flaute kam es auf
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