Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
obwohl er noch ein Stück Pizza auf dem Teller hatte. Sogleich flüsterte die Wissenschaftlerin in mir: Siehst du, was für ein toller Mann er jetzt ist? Und sie meldete sich auch zu Wort, als Mark Kaarina fast die ganze Zeit auf dem Schoß behielt, damit ich die Hände frei hatte, um die Hähnchenbrust in meinem Salat klein zu schneiden– Na bitte! Er hat richtig was dazugelernt! Auf der Heimfahrt im Auto diagnostizierte die Wissenschaftlerin in mir: Er ist perfekt. Tipptopp. Ich erkläre die Ehe für kuriert.
Zu Hause angekommen, ging Mark an den Computer und surfte im Internet. Ich ging in die Küche, um die Spülmaschine auszuräumen. Kaarina kam hinterher.
» Mama, darf ich einen Film anschauen?«, fragte sie.
Ich war hundemüde und wollte nur noch ins Bett. Ich sah in ihre braunen Kulleraugen. Entweder ich setzte mich noch mit ihr hin, um ein Puzzle zu machen, zu malen oder sonst etwas zu spielen, oder ich gab nach und ließ sie einen Film anschauen. Dabei kannte ich die einschlägigen Studien, wonach es bei Kindern, die zu viel fernsehen, vermehrt zu Verhaltensauffälligkeiten und Konzentrationsschwierigkeiten kommt. Und für heute hatte Kaarina ihr Fernsehkontingent bereits ausgeschöpft.
Aber ich war hundemüde.
An einem Tag mal zu viel fernsehen, wird schon nicht gleich ihr Leben ruinieren, sagte ich mir. Da sprach die Wissenschaftlerin in mir. Oder doch die Zigeunerin? Manchmal wusste ich das selbst nicht so genau.
Doch die Stimme, die sich dann zu Wort meldete, war eindeutig die der Zigeunerin: Wenn dein Mann nicht vor dem Computer hocken würde, könnte er mit Kaarina spielen, und sie müsste nicht fernsehen. Ich ignorierte die Stimme. Ich wollte viel lieber hören, was mir die Wissenschaftlerin sagte: Meine Ehe war kuriert. Ich hatte keine Probleme mehr mit meinem Mann. Wir badeten im Eheglück.
Doch die Zigeunerin ließ sich nicht abschütteln: Ärgert dich das nicht?, bohrte sie nach.
Schon verflogen, gab ich zur Antwort.
Ich hätte Mark an die Schulter tippen und ihm sagen können, wie kaputt ich mich fühlte. Ich hätte ihn bitten können, sich loszureißen von diesem Höllenlärm, der aus irgendwelchen BMW -Auspuffen aus meinem Computer dröhnte, und sich stattdessen eine Weile mit unserer Tochter zu befassen.
Aber es schien sehr viel einfacher, Kaarina einfach fernsehen zu lassen.
» Was möchtest du denn sehen, mein Schatz?«, fragte ich sie.
Sie suchte sich einen Film auf einer Videokassette aus. Damit sie ihn anschauen konnte, musste ich zuerst ein paar Kabel umstöpseln, vom DVD -Player in den Videorekorder. Ich krabbelte also hinter den Fernseher und machte mich ans Werk. Die farbig markierten Kabel in den entsprechend gleichfarbig markierten Eingang am Videorekorder zu stecken, kann ja nicht so schwierig sein, sollte man meinen. Für mich schon. Kaum hatte ich die Kabel rausgezogen, fingen die Probleme an. War » rot« nun für » Video aus«? War » gelb« für » Audio ein«? Kommt das Kabel nun in » Audio ein« oder » Audio aus« oder beides?
» Soll ich helfen?«, hörte ich Mark fragen.
» Ja«, rief ich.
Ich reichte ihm die Kabel.
» Woher kommen die?«
» Aus dem DVD -Player.«
» Ist schon klar, aber wo hast du sie rausgezogen?«
» Weiß ich nicht mehr; das ist ja gerade das Problem.«
» Soll ich dir zeigen, wie es richtig geht?« Mark sprach langsam, als wäre ich ein Kleinkind, das gerade lernt, wie man Schuhe bindet.
» Nein, sollst du nicht. Ich möchte, dass du es machst.«
Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, ich war hundemüde. Er hätte mir die beste Erklärung geben können, ich hätte sie schon wieder vergessen, sobald ich aus dem Zimmer war. Wozu mich also damit aufhalten? Nein, wirklich. Es wäre nur Zeitverschwendung. Gut, vielleicht hätte ich ihm das einfach sagen sollen, dann hätte er meine Reaktion vielleicht auch verstanden.
Mein Blick fiel auf das Telefon. Es blinkte. Irgendwer hatte wohl angerufen, als wir beim Abendessen saßen. Ich hörte den Anrufbeantworter ab. Meine Mutter. Sie erkundigte sich nach Kaarina. Kaarina war in den letzten paar Wochen ständig krank gewesen, weshalb meine Mutter darauf drängte, sie im Krankenhaus einmal gründlich durchchecken zu lassen. Ich seufzte und rief sie zurück, erklärte, dass es Kaarina schon wieder sehr viel besser ginge und sie bestimmt nicht in die Klinik müsse. Dabei hörte ich mit halbem Ohr die ganze Zeit Kaarina quengeln: » Ich will meinen Film gucken.« Und Mark gab die
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