Wie Sommerregen in der Wueste
hoch.
„Höher, Mama. Höher!“
„Ich kann nicht. Meine Arme sind nicht lang genug“, antwortete sie lachend und ließ Kira wieder herunter.
„Mein Daddy kann mich bestimmt höher heben. Daddy! Daddy!“
Salim reagierte sofort und kam zu ihnen.
„Klar, Prinzessin“, sagte er wenig später, hob sie hoch und wirbelte sie herum, ohne sich darum zu kümmern, dass sein blütenweißes Hemd nass und sandig wurde. „Bist du sicher, dass du keine Seejungfrau bist?“
„Ich hab keinen Fischschwanz.“ Kira drückte sie Hände auf seine Brust. „Aber ich mag schwimmen.“
Celia lachte. „Das stimmt. Ich bin schon ganz verschrumpelt, weil ich ständig mit ihr ins Wasser muss.“
„Du bist das schönste verschrumpelte Wesen, das ich kenne“, meinte Salim zärtlich, und Celia wurde sofort rot. „Ich hoffe, du isst mit mir zu Abend, sobald du Kira zu Bett gebracht hast.“
„Ich will auch mitessen!“, protestierte Kira.
„Du brauchst Schlaf.“ Salim strich ihr eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sonst wirst du völlig überdreht.“
„Liest du mir eine Gutenachtgeschichte vor?“
„Ja, gern.“ Er wandte sich an Celia. „Um wie viel Uhr?“
Die Vorstellung, dass Salim ihrer Tochter eine Gutenachtgeschichte vorlas, berührte Celia seltsam. Kira gewöhnte sich viel zu schnell an ihren Vater. Es würde schwer sein, sie davon zu überzeugen, dass sie ohne ihn nach Amerika zurückkehren musste.
Celia schluckte. „Sie geht normalerweise gegen sieben zu Bett. Aber durch den Jetlag kann es sein, dass sich alles verschiebt.“
„Ich meinte eigentlich, wann ich dich zum Dinner abholen darf“, erwiderte er lächelnd.
Ein Hauch von Flirt. Sofort hatte Celia Schmetterlinge im Bauch. „Komm einfach um halb sieben und lies ihr eine Geschichte vor. Danach sehen wir weiter.“
9. KAPITEL
Kira schlief bereits, als Salim kam. Sie hatte Trickfilme geschaut, und dabei waren ihr die Augen zugefallen. Jetzt hob Salim sie auf seine Arme und trug sie zum Bett. Das Kindermädchen saß bereits im Schlafzimmer in einem Lehnstuhl und versprach, sofort anzurufen, falls Kira aufwachte.
„Wo gehen wir hin?“, flüsterte Celia, als sie mit Salim die Suite verließ. „Ich hatte keine Ahnung, was ich anziehen soll.“ Da sie sich nicht über die konservativen Ansichten der Omanis hinwegsetzen wollte, hatte sie einen Lagenrock und eine dünne, langärmlige Bluse gewählt.
„Du siehst umwerfend aus, wie immer.“ Unter Salims bewunderndem Blick rannen warme Schauer durch ihren Körper.
Er sah auch großartig aus, ganz in Schwarz, das Haar aus dem Gesicht gekämmt, was seine markanten Züge betonte.
„Wir fahren mit meinem Boot raus.“ Er drückte den Knopf am Lift, und die Stahltür öffnete sich lautlos. Anscheinend sorgte immer jemand dafür, dass der Aufzug zur Verfügung stand. „An Bord erwartet uns ein leckeres Dinner.“
„Ich wusste gar nicht, dass du ein Boot hast“, sagte Celia und fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, eine Hose anzuziehen.
„Es gibt vieles, das du nicht weißt“, antwortete er und lächelte geheimnisvoll. „Nach und nach gebe ich meine Geheimnisse preis.“
Sein Ton war verführerisch und verfehlte seine Wirkung auf Celia nicht. „Weshalb glaube ich, dass es davon Tausende gibt?“
„Du hast auch viele Geheimnisse. Wenn es dir gelingt, eine Tochter vor mir geheim zu halten, möchte ich nicht wissen, was da noch so alles in den Tiefen schlummert.“ Das Glitzern in seinen Augen verriet ihr, dass seine Worte scherzhaft gemeint waren.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dieses Geheimnis nicht mehr mit mir herumtragen zu müssen. Ich bin keine gute Geheimniskrämerin. Kira gefällt es hier so gut“, erwiderte sie ernst.
„Und mir fehlen die Worte, um meine Gefühle für sie zu beschreiben“, erklärte Salim. „Sie ist noch viel wunderbarer, als ich dachte.“
Die Aufzugtür glitt auf, und sie betraten die glamouröse Hotellobby. Celia bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, als sie die Empfangshalle durchquerten, wo elegant gekleidete Gäste Richtung Restaurant strebten. Salim führte sie hinaus auf eine Terrasse, von wo aus man zum Strand gelangte.
„Dieser Tag heute war … erstaunlich. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es ist, Vater zu sein. Kira kennenzulernen ist eine unglaubliche Erfahrung. Ich bin sprachlos.“
Celia lächelte. „Wenn man mit Kira zusammen ist, muss man nicht viel reden. Das besorgt sie schon
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