Wie Sommerregen in der Wueste
Ferne statt in Celias Gesicht.
Furcht und Hoffnung wogten in ihr. Am liebsten hätte Celia gerufen: Hör auf! Du meinst es doch gar nicht ernst. Du willst doch überhaupt nicht, dass wir eine Familie werden. Sollen wir in einem kleinen Haus von deinen Gnaden leben, nur halb geduldet in deiner Sphäre, während du nach einer Frau suchst, die deine Ansprüche erfüllt?
Bildete sie es sich nur ein, oder schloss er seine Finger fester um ihre Hand? Ein warmer Schauer durchrieselte Celia, als wäre seine Geste eine Liebkosung. Mit klopfendem Herzen fragte sie sich, ob Salim wieder eine Affäre mit ihr wollte.
Ihr Atem ging schneller.
„Bis gestern wusste ich nicht, wie herrlich es ist, Vater zu sein“, fuhr Salim fort und blickte hinaus aufs Meer. „Mir war klar, dass ich meine Pflicht erfüllen, heiraten und irgendwann Kinder zeugen musste.“ Nun drehte er sich zu Celia und schaute ihr tief in die Augen. „Nie hätte ich gedacht, dass ein kleines dunkelhaariges Mädchen mein Herz erobert und es für immer bei sich tragen wird.“
Überwältigt von nie gekannten Gefühlen, begegnete Celia seinem Blick. Sie wusste genau, was er empfand. Und genau deshalb war alles, was sie sagten, was sie taten, so ungemein wichtig.
Und so furchtbar kompliziert.
Salim nahm nun auch ihre andere Hand. Fest und warm hielt er sie. „Danke, dass du Kira zur Welt gebracht hast.“ Seine Stimme klang fest, als er fortfuhr: „Danke, dass du aus ihr das fröhliche, neugierige und selbstbewusste Kind gemacht hast, das sie ist. Du bist eine wundervolle Mutter.“
Seine Worte lösten in Celia einen Sturm der Gefühle aus. Hatte sie bisher befürchtet, dass Salim sie insgeheim dafür kritisierte, dass sie arbeitete und oft auf Reisen war, erkannte sie nun, dass er sie ehrlich bewunderte. Und sein Lob tat ihr unaussprechlich gut. Sie räusperte sich.
„Danke.“ Mehr konnte sie im Augenblick nicht sagen.
„Dann begreifst du also, dass Kira uns beide braucht?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Salim wartete dennoch auf ihre Bestätigung.
„Ja.“ Sie wusste, dass er recht hatte. Aber wie sollten sie die Theorie in die Praxis umsetzen?
Er ließ seinen Blick zu ihrem Mund schweifen, und Celia befeuchtete sich instinktiv die Lippen. Von einer Sekunde zur anderen war eine knisternde Spannung zwischen ihnen entstanden. Erwartungsvoll stand Celia da und sah, wie Salim langsam den Kopf senkte.
Wie sehr sie sich nach seinem Kuss sehnte! Sie konnte die Berührung seiner Lippen kaum erwarten, und als sie seinen Blick suchte, erkannte sie in seinen Augen dasselbe Verlangen, das in ihr glühte.
Abrupt ließ Salim ihre Hände los und wandte sich ab.
Mit langen Schritten überquerte er das Deck und ließ Celia einfach stehen, ungeküsst. Ihr halb geöffneter Mund verriet zweifellos, wie verblüfft sie war.
10. KAPITEL
Nachdem sie frische Crêpes mit Früchten gegessen hatten, verließ Celia am nächsten Morgen mit Kira an der Hand den sonnendurchfluteten Frühstücksraum. Sie hatte vor, eine Weile mit ihrer Tochter am Strand zu spielen und danach mit ihr hinaus zur neuen Hotelanlage zu fahren, um noch ein paar letzte Details zu klären.
Ihre Gedanken schweiften jedoch immer wieder ab. Der gestrige Abend hatte abrupt geendet, ohne Kuss, ohne eine Erklärung dafür, weshalb Salim sie einfach stehen ließ. Danach hatte er unwirsch verkündet, dass sie jetzt zum Anleger zurückkehren würden. Celia war froh gewesen, weil in der Dunkelheit nicht zu erkennen gewesen war, wie sehr sie vor Scham errötet war.
Was hatte sie sich bloß eingebildet? Dass ein Kuss alles änderte? Nein, es war gut, dass es nicht dazu gekommen war. Eigentlich hätte sie Salim dankbar sein sollen.
Trotzdem tat seine Zurückweisung weh. Es passte zu all den anderen erniedrigenden Momenten, denen er sie in den vergangenen Jahren ausgesetzt hatte.
Plötzlich blieb Kira stehen und rief: „Wir haben meine Schwimmflügel vergessen!“
„Nach dem Frühstück darfst du nicht gleich schwimmen gehen, Sweetie“, erwiderte Celia. „Sonst kriegst du möglicherweise Krämpfe.“
Kira schmollte und sah aus großen, bittenden Augen zu Celia auf. „Aber ich geh doch bloß mit den Füßen ins Wasser.“
„Auch das wirst du nicht tun.“ Celia lächelte amüsiert. „Wir bauen stattdessen eine Sandburg.“
Hier ging es um Kira und um sonst niemanden. Die Zukunft des Kindes hing davon ab, wie seine Eltern sich einigten. Sie mussten einfach eine für alle
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