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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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komplizierter. Sie waren mit Tinte auf Pergament festgehalten. Es
    war ein Pergament, das über die Jahrhunderte zwar beschädigt, diese aber doch
    überlebt hatte. Wie gerne würde sie sich an die Originale machen! Nicht dass sie
    deutlicher gewesen wären, das nicht. Es war immer besser mit Reproduktionen
    zu arbeiten, um weiteren Schaden am alten Pergament zu vermeiden. Aber
    irgend etwas war an diesen Dokumenten sehr ungewöhnlich, obwohl sie aus
    archäologischer Sicht viel zu neu waren, um wirklich interessant zu sein.
    Siebenhundert Jahre waren praktisch nichts für eine Wissenschaft, die sich der
    Aufgabe verschrieben hatte, das Leben vor Millionen von Jahren aufzuschlüsseln.

    Es war ein solches Sprachengewirr! Latein, Griechisch, altes Französisch, altes
    Englisch, Hebräisch, sogar Gälisch, und doch schienen alle Dokumente auf
    irgendeine Art zusammenzugehören. Sie war selbst nicht so firm im Gälischen,
    und die Dokumente in dieser Sprache zu entziffern würde sie viel Arbeit kosten.
    Im Hebräischen kannte sie sich besser aus, noch besser im Griechischen, und die
    anderen drei Sprachen beherrschte sie perfekt. Vormals hatte sie an den Teilen
    in altem Französisch gearbeitet, jetzt aber legte sie die CD ein und zog sich eine
    lateinische Passage heraus. Latein war eine so ordentliche, strukturierte und
    äußerst effiziente Sprache: für sie ein Lesevergnügen der leichten Art. Keine fünf
    Minuten später machte sie sich bereits mit zusammengezogenen Augenbrauen
    konzentriert jede Menge Notizen.
    Sie hatte das Alter der Dokumente um etwa zweihundert Jahre unterschätzt. Das
    älteste der lateinischen Dokumente war offenbar im zwölften Jahrhundert
    geschrieben worden, heute war es also neunhundert Jahre alt. Leise sprach sie
    einen Satz aus: »Pauperes Commilitones Christi Templique Salomonis. « Die
    Silben sprachen sich leicht wie eine Kadenz, und ein Schauer rann ihr den
    Rücken hinunter. Die armen Soldatenbrüder Christi und der Tempel von
    Salomon. Der Tempelorden. Ihr fiel wieder ein, was sie in der Bücherei gelesen
    hatte. Der Tempelorden war die reichste Gemeinschaft des Mittelalters gewesen.
    Seine Reichtümer hatten die des Adels und des Papstes überstiegen. Die
    Tempelbrüder hatten sogar das erste, noch sehr einfache Banksystem in Europa
    gegründet, indem sie Zahlungen ausglichen und dem König Kredite einräumten.
    Ihre ursprüngliche Aufgabe war es gewesen, christliche Pilger auf dem Weg ins
    Heilige Land zu beschützen. Die bewaffneten Mönche waren die am besten
    ausgebildete und am besten ausgerüstete militärische Kraft ihrer Zeit gewesen.
    Auf dem Schlachtfeld waren sie so geachtet und gefürchtet gewesen, dass die
    Muslime sie niemals gefangen nahmen, sondern sie sofort umbrachten.
    Eine Weile lang hatten sie sich auf dem Tempelgelände des Königs Salomon in
    Jerusalem niedergelassen. Während dieser Zeit hatten sie offenbar ausgiebige
    Ausgrabungen unternommen. Seit jener Zeit bis hin zu der Zerstörung des
    Ordens waren sie die mächtigste und reichste Kraft in ganz Europa gewesen. Ihr
    Schatz, den sie angeblich aus den Ruinen des großen Tempels mitgenommen
    hatten, war offenbar von ungeahntem Ausmaß gewesen.
    Dieser Schatz aber hatte sich als ihr Verhängnis erwiesen. Philipp von Frankreich,
    der beim Tempelorden verschuldet war, hatte auf einzigartige Weise seine

    Schulden begleichen wollen: Er und Papst Clemens V. hatten sich verschworen,
    alle Angehörigen des Ordens zu verhaften und sie der Ketzerei anzuklagen. Die
    Anklage erlaubte es, den Ordensbrüdern ihr Eigentum wegzunehmen und es
    einzubehalten. Bei einem Überraschungsangriff gegen die Ritter am Freitag, den
    13. Oktober 1307, wurden Tausende von Rittern und ihre Führer verhaftet, aber
    ein Schatz wurde nicht gefunden - noch kam er zu einem späteren Zeitpunkt
    jemals irgendwo zum Vorschein. Darüber hinaus hatte der Ordensvorsteher kurz
    zuvor angeordnet, viele ihrer Aufzeichnungen zu vernichten.
    Aber hatte er das wirklich getan? Denn just in diesem Augenblick betrachtete sie
    ja eine dieser Aufzeichnungen. Wieder stach ihr der Name ins Auge. Niall von
    Schottland. Ihr Kuli grub sich tief in das Papier, als sie die Übersetzung notierte.
    »Es ist festgelegt worden, dass Niall von Schottland, königlichen Blutes, Wächter
    und Hüter sein soll. «
    Königlichen Blutes? Sie hatte keinen Niall in Schottlands Geschichte auftreiben
    können, wie konnte er dann königlichen Blutes sein? Und worüber wachte

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