Wie Tau im Wuestensand
»Du
schmeckst besser als Frühstücksspeck.«
»Holly«, mahnte Linc sie
eindringlich. »Du hast versprochen, mich nicht zu provozieren.«
»Aber ich mache doch gar nichts!«
Er nahm ihre Hand und preßte sie an
seine Lippen. Seine Zunge wiederholte jede ihrer Bewegungen.
Ihre Hände zitterten, als er von ihr
abließ.
»Jetzt brennt der Toast an.« Linc
riß sich los.
Seufzend wandte sich Holly wieder
dem Kochfeuer zu, das ihr im Vergleich zu seinen Berührungen gar nicht mehr so
heiß erschien.
Während sie das Brot umdrehte,
grübelte sie darüber nach, was Linc im Zelt gemacht hatte, da er immer noch
seine nassen Jeans trug.
Sie sah zu der Zeltleine. Ein paar
Männerunterhosen hingen neben ihrem leuchtenden BH.
»Butter ist in der Eistruhe«, sagte
Holly. »Honig auch.« Sie schlug zwei Eier in die Pfanne, schenkte zwei Tassen
Kaffee ein und legte den meisten Speck auf Lincs Teller. Dann wendete sie die
Eier, zählte bis zehn und ließ sie ebenfalls auf seinen Teller gleiten. Dazu
legte sie drei der fünf Toastscheiben.
»Fang schon an, solange es noch heiß
ist«, forderte sie ihn auf. »Und keine Zwischenreden mehr, sonst esse ich alles
selbst.«
Lachend fiel Linc über sein
Frühstück her.
Holly briet noch zwei Spiegeleier.
Als sie nach ihrem Toast greifen wollte, hatte Linc das Brot bereits für sie
vorbereitet. Über einer dicken Butterdecke glitzerte der Honig und tropfte an
den Rändern wie Bernstein abwärts.
Obwohl Holly schnell aß, war Linc
doch lange vor ihr fertig. Er goß sich noch eine Tasse Kaffee nach und kniete
neben dem Stein, den sie sich als Sitzgelegenheit ausgesucht hatte.
»Du bist wirklich erstaunlich, nina«, sagte er und nippte an seinem Kaffee.
»Aber sicher doch«, erwiderte sie
und leckte sich den Honig von den Fingern. »Heutzutage sind in den reiferen
Jahrgängen schließlich nicht mehr sehr viele Raritäten anzutreffen.«
Linc gluckste.
»Darauf wollte ich aber gar nicht
anspielen«, korrigierte er. »Ach nein?«
Ihrem Zweifel zum Trotz schüttelte
er den Kopf.
»Erst rettest und beschützt du mich.
Dann gehst du auch noch raus und riskierst Kopf und Kragen, um dich meines verrückten
Gauls zu erbarmen.«
Was auch immer Holly dazu hätte
sagen wollen, es verlor sich in dem Bissen Toast, den sie gerade kaute.
»Und als ich heute aufwachte«, fuhr
Linc langsam fort, »glaubte ich zu träumen, als ich deinen Geschmack auf den
Lippen hatte. Danach ...«
Er verstummte, während sich die
Zärtlichkeiten des frühen Morgens in seinen braunen Augen spiegelten.
Ausatmend nippte Linc an seinem
Kaffee. Sein Blick wanderte über das ganze Camp, wich Hollys jedoch aus. Er
war sich nur zu bewußt, daß er bei der Erinnerung an die köstliche Nähe heute
morgen im Zelt seine Hände einfach nicht von ihr lassen könnte.
»Später mußte ich dann für eine
Viertelstunde weg, um mein Pferd abzureiben, komme zurück, finde das Zelt
aufgeräumt, ein knisterndes Feuer vor, das
Frühstück fast fertig und ein Stück Reizwäsche gleich neben meinen nassen
Socken an der Leine.«
Er nahm Hollys Hand und rieb seinen
Schnurrbart dagegen. Dann drückte er sie und rutschte ein Stück zur Seite.
»Du hast ja keine Ahnung, was für
ein unglaubliches Vergnügen es ist, mal ausnahmsweise nicht mit einer zwar wunderschönen,
aber vollkommen nutzlosen Frau unterwegs zu sein«, setzte er hinzu.
Holly zuckte zusammen. »Nicht alle
schönen Frauen sind nutzlos.«
»Ich kann mich nicht erinnern, daß
meine Mutter jemals irgend etwas gekocht hätte – von ihren Gesichtsmasken mal
abgesehen.« Linc runzelte die Brauen. In jedem seiner Worte schwang Verachtung
mit.
Holly knabberte unglücklich an ihrem
Toast.
»Meine Stiefmutter war noch
schlimmer«, haderte er. »Nie und nimmer hätte sie ein Zelt aufbauen können,
geschweige denn einen Graben für einen möglichen Regenguß ausheben. Keine der
beiden hätte während eines Sturms auch nur einen Fuß vor die Tür gesetzt, um
ein Pferd zu versorgen.«
Stumm aß Holly weiter. Was die
beiden Frauen betraf, so hatte Linc recht. Das war in der ganzen Gegend
bekannt. Sein Vater hatte sich zu sehr schönen, aber ausschließlich mit sich
selbst beschäftigten Frauen hingezogen gefühlt.
Schlimmer noch, Lincs Dad hatte
niemals begriffen, daß er seine Eheprobleme nicht seinen Kindern aufbürden
konnte, die der Liebe und Zuneigung wenigstens eines Elternteils bedurft
hätten. Die Krisen nahmen zu und Martin McKenzie flüchtete sich in den
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