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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Alkohol.
    Als am Ende für die beiden jungen
Leute keine Bezugsperson mehr da war, hatten Linc und seine sehr viel jüngere
Halbschwester niemanden außer ihre gegenseitige Unterstützung.
    »Und Gott bewahre«, berichtete Linc
mit eisiger Stimme, »keine unserer sogenannten Mütter wäre auch nur bei einem
leichten Nieselregen vor die Tür gegangen, um ihre Kinder zu retten. Höchstens
durch eine Kaktushecke sind sie splitternackt bis zu einem billigen
Hotelzimmer gekrochen.«
    Mit zusammengekniffenen Augen
starrte er ins Feuer und dachte nur noch an die grausame Vergangenheit.
    Holly stellte ihren leeren Teller ab
und legte ihre Hand auf seine Schulter.
    »Es tut mir leid, daß sie dich so
allein gelassen haben.«
    Die Bartstoppeln auf Lincs Wange
kratzten sanft Hollys Hand.
    »Alles Schnee von gestern«, brummte
er.
    »Ist es das? Du kannst schöne Frauen
immer noch nicht ausstehen. Und zwar aus dem einzigen Grund, weil sie schön
sind.«
    Schlagartig zog er seine Wange
zurück. Sein Unbehagen zeigte sich deutlich in der schmalen Linie seiner
Lippen. Es war eines der Themen, über die er keinesfalls sprechen wollte.
    Für Holly aber traf es den Kern
ihrer Existenz. Sie konnte es nicht unter den Teppich kehren, in der Hoffnung,
es damit los zu sein.
    Denn es würde wiederauftauchen.
    Je länger sie es hinauszögerte,
desto schlimmer würde es Linc treffen, daß Holly gleichzeitig Shannon war.
    »Wäre der Egoismus deiner Mutter und
deiner Stiefmutter denn leichter zu ertragen gewesen, wenn sie nicht gut
ausgesehen hätten?« fragte sie leise.
    »Wären sie häßlich gewesen, hätten
sie mit ihrem Egoismus nicht solchen Erfolg gehabt.«
    Seine kühle Stimme ließ keinerlei
Widerspruch zu. Es klang wie die Feststellung, daß die Sonne im Westen
unterging. Eine Tatsache, die niemand bestreiten konnte.
    Holly wollte etwas antworten, besann
sich jedoch eines Besseren.
    Linc war durch Taten, nicht durch
Worte verletzt worden. Nur mittels Taten vermochte sie ihn davon zu überzeugen,
daß nicht alle schönen Frauen selbstsüchtig und gemein waren.
    Ich habe schon ein wenig in der
Richtung unternommen, indem ich ganz einfach ich selbst geblieben bin, tröstete sie sich, während sie
schweigend in ihre Tasse starrte. Meine Aktivitäten gestern nacht hat er
immerhin bemerkt.
    Holly hatte es nicht getan, um Linc
damit zu beeindrucken. Tatsächlich besaß sie einen zupackenden Charakter, der
zu ihr gehörte, wie ihre Haut. Ihm bereitete es keine Schwierigkeiten, ihre
Warmherzigkeit und Großzügigkeit anzuerkennen. Der Rest ihres Geheimnisses
würde jedoch nur sehr schwer für ihn zu akzeptieren sein.
    Unter bestimmten Umständen konnte
Holly wirklich schön sein, aber deshalb war sie noch lange nicht gemein.
    Linc hat recht, gestand sie sich
ein. Wir brauchen Zeit zum Verschnaufen, um uns besser kennenzulernen.
    Sie betete zu Gott, daß zwei Tage
dafür ausreichen würden.

9
    Holly wischte die Pfanne mit Sand aus,
wickelte sie in Zeitungspapier und räumte sie in den Vorratskarton zurück.
Dann trug sie alles zusammen mit dem Segeltuch, mit dem sie gestern Sand Dancer
abgedeckt hatte, zum Auto. Obwohl es noch nicht einmal zehn Uhr war, drang die
Sonne wie ein Laserstrahl durch ihre dünne Bluse. Der blauweiße Himmel lastete
mit seiner Schwüle auf der Erde. Jetzt schon brauten sich um die höchsten
Gipfel Wolken zusammen. Am Abend würden erneute Gewitter aufziehen und das
verdorrte Land erlösen.
    Sie bewegte sich wie gewohnt lautlos
und lauschte den Geräuschen der Wüste. Wachteln raschelten im Gebüsch, und die
Blätter klatschten mit einem leisen, ledrigen Geräusch gegeneinander. Bienen
summten ohne Unterlaß und waren fleißig damit beschäftigt, die kurze Blütezeit
während der sommerlichen Regengüsse zu nutzen.
    Das Gewitter hatte alle Kreaturen
aufgescheucht. Viele von ihnen lebten unter der Erde, da die Erdkruste sie vor
den mörderischen Sonnenstrahlen schützte. Der heftige Regen gestern nacht
hatte unterirdische Löcher und Bauten mit Wasser gefüllt und deren Bewohner an
die Oberfläche getrieben.
    Und dort würden diese Tiere bleiben,
bis der Wasserspiegel wieder unterhalb ihrer Behausungen abgesunken war. In der
winterlichen Regenzeit versickerte das Wasser durch aufgeweichte Erde rasch
wieder aus den Bauten. Im Sommer dauerte es etwas länger, denn der Boden war
von der Sonne so hart gebacken wie Ton im Ofen.
    Am Jeep angekommen, schob Holly, um
für den Karton Platz zu machen, den Benzinkanister

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