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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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Bürgersteig gekniet hatte.
    Ich wusste nicht wohin mit meinen Händen.
    Er erschauerte wieder. Ich zog die Decke fest über seine Schultern, legte ihm den linken Arm auf den Rücken und wiegte ihn sanft.
    Seine Haare waren lang geworden und fielen ihm in üppigen, Locken um das Gesicht. Ich fuhr mit einer Hand durch die dichte, weiche Masse.
    Ty drehte den Kopf, holte Luft, seufzte und dämmerte vor sich hin. Lange schwebte er so zwischen Schlafen und Wachen. Über zwei Stunden vergingen, in denen ich mich kaum bewegte. Bis die Ärztin kam, brannte jeder einzelne Muskel, und ich musste dringend zur Toilette.
    Sie war eine hübsche, im Krankenhaus wohnende Medizinalassistentin indianischer Abstammung, ungefähr so alt wie ich. Ich setzte mich auf den Stuhl und hörte, wie Tyler ihr noch einmal das Gleiche wie eben der Schwester in der Erstaufnahme erzählte.
    Sanft drückte die Ärztin auf seinen Unterleib. Ty wich zurück und fluchte laut, ohne Punkt und Komma.
    »Soso«, sagte Dr. Pavalla. »Wir brauchen eine CT-Aufnahme.«
    Ich wartete draußen vor der Radiologie. Eine Schwester mit freundlichem Gesicht kam heraus und bat mich, seine Kleider aus der Ambulanz zu holen. Er habe eine akute Blinddarmentzündung und müsse operiert werden.
    »Eine Operation?«
    »Ja, sobald der Chirurg Zeit hat. Der Blinddarm muss so schnell wie möglich raus, bevor er platzt.«
    Ich starrte sie an.
    »Holen Sie seine Sachen und kommen Sie auf die Station im fünften Stock«, sagte sie. »Ich warte dort auf Sie.« Sie drehte mich um und schob mich sanft in die richtige Richtung.
    Oben im fünften Stock erfuhr ich, dass vor drei Uhr kein Chirurg verfügbar war.
    »Aber das sind noch über zwei Stunden!«, sagte ich zu der netten Schwester.
    »Wir geben ihm gleich etwas gegen die Schmerzen und zur Beruhigung«, versprach sie.
    »Aber wenn sein Blinddarm platzt?«
    Sie tätschelte meinen Arm. »Hoffen wir, dass das nicht passiert.«
    Sie brachte mich zu seinem Zimmer. Er lag im Bett neben der Tür. Der andere Patient lag hinter einer vorgezogenen Gardine. Ein Pfleger war gerade dabei, Tyler eine Infusionsnadel in den Arm zu schieben.
    Ich stapelte alle unsere Sachen auf einen Stuhl, setzte mich aufs Bett und nahm Tylers Hand.
    »Die wollen meinen Wurmfortsatz abschneiden.«
    »O Schreck.«
    »Sie können mich aber erst um drei operieren.«
    »Ich weiß. Wir sollten deine Eltern anrufen, und Bogue.«
    »Ja. Hol bitte mein Handy, es ist in meiner Jeans.«
    Ich fand es und brachte es ihm.
    Der Pfleger hatte die Nadel befestigt und sagte: »Bin gleich wieder da.«
    »Bitte beeilen Sie sich!«, bat ihn Tyler, und zu mir sagte er: »Gleich kriege ich Morphium.«
    »Gut.« Ich wünschte, der verzweifelte Ausdruck in seinen Augen würde verschwinden.
    Er legte mir matt die Hand auf die Schulter. »Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.«
    Plötzlich kamen mir die Tränen. Eine kullerte mir über die Wange, bevor ich mich zusammenreißen konnte. Rasch wischte ich sie weg. »Ist doch klar.«
    »Bald geht’s mir wieder gut, Liebes.«
    »Ja, ganz bestimmt.«
    Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Seine Hand rutschte herunter und umschloss für einen Augenblick leicht meine linke Brust. Er war todsterbenskrank, und trotzdem nutzte er jede Gelegenheit, mich zu begrapschen!
    Der Pfleger kehrte zurück und spritzte etwas in den Zugang.
    »Ty«, sagte ich, »warum bist du trotz allem zu den Hunden gegangen? Warum bist du nicht sofort ins Krankenhaus gefahren?«
    »Ich weiß nicht. Es hat so weh getan, Gracie! Ich wollte zu dir.«
    Ich legte meine Hand auf seine. Mir fehlten die Worte.
    Plötzlich riss er die Augen weit auf, sah mich überrascht an, dann drehten sich seine Augäpfel weg.
    »Wie ist das?«, fragte der Pfleger. »Besser?«
    »Ohhhhhhh«, seufzte Ty beglückt.
    »Das sollte wohl ›Ja‹ heißen«, sagte der Pfleger.

    Ty driftete ab. Ich ging hinaus auf den Flur, um zu telefonieren. Ich scrollte durch sein Telefonbuch, fand Bogue und hinterließ ihm die Nachricht, Ty sei im St. Luke’s Roosevelt , es würde ihm bald wieder besser gehen, aber er solle schnellstmöglich kommen.
    Auf der Suche nach der Nummer von Tys Eltern fand ich die von Cathy, Celia, Cindy, Denita, Felicia, Gina, Giselle, Gita, Hannah und Iosafiena (argh, seine Rechtschreibung!), bis ich endlich unter den Notfallnummern Mom fand.
    Ich war beeindruckt, wie gut organisiert er war. Ich hatte mir schon lange vorgenommen, die Nummern der im Notfall zu

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