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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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für ein Chaos?«
    Ty musste aufgeräumt haben.
    »Hey, Grace, komm mal her!«, rief Ty.
    »Er ist da drin.« Jean zeigte auf eine große Metalltür, die einen Spalt offen stand.
    Ich spähte hindurch. Ein Kühlraum, in dem in Metalleimern Blumen aller Farben in Regalen und auf dem Boden standen.
    »Komm rein.«
    Es war schrecklich kalt. Ich stand neben ihm, schlang die Arme um mich, schloss die Augen und atmete den reinen, erfrischenden Duft von Nelken ein.
    »Hey, Mom?«
    »Ja?« Ihre Stimme klang gedämpft.
    »Welche Farbe haben die Tischdecken?«
    »Rosa!«
    »Was hältst du von denen da?« Er deutete mit der Schuhspitze auf einen Eimer. Die zahlreichen gekräuselten Blütenblätter der fuchsiafarbenen Blumen zogen sich am ganzen Stängel entlang bis nach oben.
    »Sie sind wunderschön, aber ich habe vergessen, wie sie heißen.«
    »Gladiolen.«
    »Ja, genau!«
    Er gab mir einen Eimer zum Tragen – gelbe Gladiolen – und brachte die fuchsiafarbenen sowie einen Eimer mit lavendelfarbenen hinaus. Wir stellten die Eimer an einen der Arbeitstische, und er holte von irgendwoher eine hohe, durchsichtige Glasvase, die er in einem großen, tiefen Becken zur Hälfte mit Wasser füllte.
    »Wir brauchen etwa zehn von jeder Farbe«, sagte er. Ich half ihm, die schönsten Exemplare auszuwählen, und sah zu, wie er sie beschnitt und eine nach der anderen in die Vase stellte. Zum Schluss steckte er lange, spitze Grashalme dazwischen.
    Jean kam herüber und warf einen Blick darauf. »Ein wunderschöner Strauß! Wir sollten ihn auf den Tisch am Eingang stellen, damit die Gäste ihn gleich beim Hereinkommen sehen. Er wird Gram gefallen.«
    Die Türglocke klingelte. »Entschuldigt mich.« Jean ging nach vorne.
    Ty richtete eine Gladiole.
    »Du steckst voller Überraschungen«, stellte ich fest.
    »Eine nach der anderen. Was willst du heute Abend anziehen?«
    »Ein Kleid.«
    »Welche Farbe?«
    »Blau.«
    Wir trugen die Gladiolen zurück ins Kühlhaus. Er zeigte auf einen Eimer mit kleinen, blassgelben Rosen und fragte: »Magst du die?«
    »Sie sind wunderhübsch.«
    Er zog eine Knospe und eine erblühte Rose aus dem Eimer und aus einem anderen eine kleine, atemberaubend blaue Hortensienblüte.
    Ich folgte ihm zurück an den Arbeitstisch. »Wird das etwas für mich?«
    Er legte die Blumen hin, wand ein Gummiband um mein Handgelenk und schnitt es in der passenden Länge ab. »Ja.«
    Ich lachte. »Ich fühle mich, als würde ich zum Abschlussball gehen!«
    »Bist du gegangen?«
    »Na klar. Und du?«
    »Ich war nur einmal auf einem Ball, mit fünfzehn.«
    »Mit wem denn?«
    Er schob grünen Draht durch den Boden der Rosenknospe. »Mit meiner Cousine Elaine.«
    »Mit deiner Cousine!«
    »Meine Mutter hat es arrangiert. Nur Bogue hat gewusst, dass meine Cousine extra von ihrem College in New Jersey aus rübergefahren ist. Alle meine anderen Freunde waren erstaunt, dass ich ein schönes, älteres Mädchen dazu gebracht hatte, mit mir auszugehen.«
    »Warum hast du keine Schulkameradin gefragt?«
    »Habe ich. Sie hat Nein gesagt.«
    »Sie muss eine Idiotin gewesen sein.«
    Ty sah mich an und lächelte. »Danke, Grace.« Er wickelte grünes Klebeband um die Drähte, die er durch die Rosen gezogen hatte.
    »Warum, hatte sie einen Freund?«
    »Nein. Sie stand nicht auf mich. Ich habe gestottert. Besonders Mädchen gegenüber. Mit knallrotem Kopf stand ich vor ihr und brauchte ungefähr eine Minute, um die Frage ›würdest du mit mir zum Ball gehen‹ rauszubringen.«
    Ich starrte ihn an. »Ich habe dich noch nie stottern hören.«
    »Es passiert mir auch nicht mehr oft. Nur wenn ich müde oder mies drauf bin, und selbst dann kaum noch.« Er hantierte jetzt mit dem Gummiband und den Hortensien.
    »Wie bist du darüber hinweggekommen?«
    »Ich habe angefangen zu singen anstatt zu reden.«
    »Wenn du mit Leuten sprechen wolltest?«
    »Ja, manchmal. Sie hätten mich sowieso ausgelacht. Irgendwann habe ich es dann nur noch in Gedanken getan, gesungen anstatt zu sprechen.« Er zuckte mit den Schultern. »Aus irgendeinem Grund hat es funktioniert. Streck mal deine Hand aus.«
    Er hatte die winzigen gelben Rosen zwischen den Hortensienblüten und einigen gewellten Efeublättern befestigt und das Ganze mit schimmerndem, blauen Band umwickelt. So zart, in sich geschlossen, vollkommen. Ein exquisites, lebendiges Armband. Er schob es auf mein Handgelenk.
    »Ty …« Ich blickte zu ihm auf. Erstaunt.

Oma ist gaga
    Draußen dunkelte es, und ich

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