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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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ihr eingezogen, so dass er bei allen Feierlichkeiten dabei war. Wenn meine Mutter mit ihrem Waschbrettbauch außer Hörweite war, versuchte er, mich aufzumuntern, indem er zum Beispiel sagte: »Männer mögen Frauen mit ein bisschen Bauch«, oder: »So ist es besser, letzte Weihnachten hast du todkrank ausgesehen.«
    Meine Mutter musste sich am Weihnachtsabend, nachdem ich früh zu Bett gegangen war, davongeschlichen und einige zusätzliche Geschenke eingekauft haben. Denn unter meinen Gaben am nächsten Morgen befanden sich ein Bauchweg-Trainer, ein Gymnastikball, Gummibänder und das Buch You – on a Diet von Dr. Mehmet Oz.
    »Danke, Mom«, sagte ich trocken.
    »Lass dich einfach nicht zu sehr gehen. Mach dich an die Arbeit, und du wirst sehen, in ein paar Monaten bist du wieder in Form.«
    »Natürlich. Vielen Dank.« Ich log nicht, ich hatte durchaus vor, das alles zu benutzten. Nächstes Jahr im Sommer.
    Ich bezweifelte zwar, dass der Sweatshirt-Trick bei meinem Vater funktionieren würde, versuchte es aber zumindest. Bei meiner Ankunft am Silvesterabend warf er einen Blick auf mich und fragte: »Wann ist der Termin?«
    »Im Juni. Woher weißt du …?«
    »Dein Gesicht ist runder. Und deine Aura hat sich verwandelt. Du erscheinst wie in Weichzeichner. Das ist mir an Thanksgiving schon aufgefallen, aber ich war mir nicht sicher, was es zu bedeuten hatte. Vor ein paar Wochen habe ich geträumt, du wärst in einem Steinbruch, auf der Suche nach dem richtigen Stein für eine Skulptur. Du hast einen gefunden, musstest ihn aber unter deinem T-Shirt rausschmuggeln.«
    »Ein Steinbruch, na klar. Die gängige Traummetapher für Schwangerschaft.«
    »Und, ist der Vater der, an den ich denke?«
    »Klar. Bürgermeister Bloomberg.«
    »Wie geht er damit um?«
    »Er ist auf Tour. Ich erzähle es ihm irgendwann in den nächsten Wochen.«
    Mein Dad sah mich an.
    »So wild ist das nicht«, sagte ich. »Mir geht’s gut.«
    »Wirklich?«
    Ich nickte.
    Mein Dad hielt fünf Finger hoch.
    Ich seufzte. »Ich mache mir Sorgen.«
    »Das sind nur vier Wörter.«
    »Na schön: Ich habe sehr große Angst.«
    Auf dem Weg zur Küche legte er einen Arm um mich. »Stimmt das? Er ist für einen Grammy nominiert?«
    »Ja.«
    »Wann findet denn die Verleihung statt?«
    »Im Februar.«
    »Also kommt er nächsten Monat nach New York zurück?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dieses Jahr findet die Verleihung in Los Angeles statt.«
    Mein Vater war ungewöhnlich schweigsam, während wir die köstliche Zwiebel-Ziegenkäse-Pie mit Spargel aßen, die er für uns zubereitet hatte. Zum Nachtisch gab es Mousse au Chocolat.
    »Was ist los, Dan?«
    »Ich möchte, dass du glücklich wirst.«
    »Aber ich bin glücklich. Ich werde es sein. Bitte mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Du weißt, dass ich immer für dich da bin.«
    Ich legte meinen Löffel hin und tupfte mir die Tränen aus den Augen.
    »Ende April muss ich mit den Puppengemälden nach Japan. Aber du hast meine Nummer. Du kannst mich jederzeit erreichen.«
    »Ich denke daran.«
    »Weiß es deine Mutter?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte, dass du es ihr sagst, bevor ich nach Japan fliege.«
    »Das mache ich. Ich danke dir.«
    »Wofür, mein Schatz?«
    »Dafür, dass du mir sagst, was ich tun soll. Es tut so gut, nicht alles allein entscheiden zu müssen.«
    »Okay, dann noch eine weitere Instruktion: Wenn ich zurückkomme, noch vor Juni, bringst du Tyler mit hierher zum Abendessen.«
    »Gerne, wenn er da ist.« Schon der Gedanke daran machte mich nervös, aber wenn er es unbedingt wollte … Ich würde es versuchen.
    Nach dem Essen zeigte er mir ein neues Gemälde. Oder war es eher eine Skulptur? Die Farben waren auf eine große Leinwand aufgetragen, aber sehr skulptural. Er hatte eine dicke, ungleichmäßige Schicht auf die Leinwand aufgebracht und sie in Erdtönen bemalt. Eingebettet in die Oberfläche waren Holzstücke, trockenes Gras, Steine, Federn, ein Vogelnest und erstaunlicherweise ein winziges Vogelskelett. Im Wald wäre man vielleicht einfach drübergelaufen, so echt sah es aus, nur dass Dan das Ganze mit einer Glasur überzogen hatte, die die dunklen Farben und rauen Oberflächen elegant akzentuierte. Ich konnte mir das Stück gut an der Wohnzimmerwand eines monochrom taupefarben gestrichenen Millionärspenthauses vorstellen.
    »Es gefällt mir«, sagte ich. »Es berührt einen. Es symbolisiert den Tod, oder? Den Kreislauf des Lebens?«
    Er lächelte mitleidig. »Netter

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