Wie vernascht man einen Millionär?
seither hatte sie in ständiger Angst gelebt, auch noch den Rest ihrer Familie zu verlieren. Angst, dass irgendetwas Schreckliches passieren und sie ganz alleine dastehen würde. Und Angst, dass ihr Vater und ihr Bruder nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen würden, wenn sie sich in ihren Augen falsch verhielt.
So hatte sie sich immer angepasst, hatte nie aufbegehrt, nie zu ihrer Meinung gestanden. Auch ihr Collegeabschluss hatte daran nichts geändert, und als ihr Vater sie aufforderte, Henry Porter zu heiraten, hatte sie es getan.
„Vielleicht brauchst du genau so jemanden wie Lucas King“, merkte Dee an. „Du bist jetzt schon viel zu lange allein gewesen. Dein widerlicher Exmann hat dich ganz schön runtergezogen. Ein bisschen Aufmerksamkeit von dem Richtigen könnte dazu beitragen, dass du die Welt endlich wieder mit anderen Augen siehst.“
„Wie schön, dass du so genau weißt, was gut für mich ist.“
„Vertrau mir einfach. Du solltest ihn verführen.“
„Wie bitte?“
„Wenn du schon bezweifelst, dass Lucas etwas für eine langfristige Beziehung ist – warum fängst du dann nicht wenigstens eine kurze Affäre mit ihm an?“
„Weil ich für ihn arbeite“, erwiderte Rose, obwohl ihr schon, bei dem Gedanken ganz heiß wurde.
„Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. Genieß einfach das Leben, gönn dir die Affäre. Hast du nicht auch mal ein bisschen Spaß verdient?“
„Spaß? Mit Lucas? Dee, mit ihm ist nicht zu spaßen. Er ist … gefährlich.“
„Umso besser.“
„Du bist ein hoffnungsloser Fall.“
„Oh, danke schön.“
Rose war überzeugt, dass die lebensfrohe Dee es gut mit ihr meinte, aber trotzdem … „Nein, das geht nicht. Ich habe ihm doch gerade erst gesagt, dass er mir nicht zu nahekommen soll.“
„Dann nimm’s zurück.“
„Einfach so?“
„Warum denn nicht? Du hast doch gesagt, dass der Kuss großartig war.“
„Er gehört ins Guinnessbuch der Rekorde.“
„Na, siehst du. Ein Wort von dir, und Lucas King vergisst dein dummes Geschwätz von letzter Woche.“
„Und … was soll dann passieren?“
„Süße, wenn du mich das fragen musst, bist du wirklich schon zu lange allein“, antwortete Dee seufzend. Und dann: „Oh, ich muss jetzt los. Mein Date ist da.“
„Alles klar, viel Spaß. Wir können ja morgen wieder telefonieren.“
„Okay. Und, Rose … Genieß das Leben ein bisschen. Versprichst du mir, wenigstens darüber nachzudenken?“
Was für eine Frage! Wahrscheinlich würde Rose an nichts anderes denken.
5. KAPITEL
„Dann sind wir uns einig“, sagte Lucas. Er blickte erst Rafe an, dann Sean. „Wir feuern Warren.“
„Auf jeden Fall“, murmelte Sean.
„Ganz meine Meinung“, stimmte Rafe zu. „Ich finde, er war schon lange fällig. Die Sache mit der Johnson-Baustelle wirft uns in unserer Planung glatt um zwei Wochen zurück. Ganz zu schweigen von den Kosten, die uns dadurch entstanden sind.“
„Allein das Wasser abzupumpen und das Rohr zu reparieren hat ein halbes Vermögen gekostet“, sagte Lucas.
„Wisst ihr was?“, fragte Rafe schmunzelnd. „Wir sollten diese wandelnde Katastrophe bei Clancy Construction einschmuggeln. Das wäre die gerechte Strafe für die.“
Sean blickte Lucas an, der den Blick erwiderte und stumm den Kopf schüttelte. Denn Lucas ahnte, dass sein jüngster Bruder vorhatte, Rafe alles über Lucas’ Plan mit Rose zu erzählen. Und das war ihm gar nicht recht.
Nicht, dass es Sean davon abgehalten hätte.
„Wo wir gerade bei den Clancys sind“, begann er, „es gibt interessante Neuigkeiten. Lucas nimmt nämlich Kochunterricht bei Rose Clancy, der braven Schwester des teuflischen Dave.“
„Kochunterricht?“, fragte Rafe verblüfft. „Lucas, was soll denn der Quatsch? Wenn du dir selber nichts zusammenbrutzeln kannst, heuer dir doch einen Koch an.“
Lucas wollte etwas erwidern, aber Sean war schneller. „Es geht unserem Brüderchen ja nicht ums Kochen. Er plant etwas. Will Rose benutzen, um sich an Dave zu rächen.“
Entgeistert blickte Rafe ihn an. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“
Lucas seufzte, nippte an seinem Bier und ließ Rafes Vortrag über sich ergehen. Er wusste: Jeder Versuch, ihn zu unterbrechen, wäre zum Scheitern verurteilt. Ich begreife wirklich nicht, wie die liebenswerte Katie es aushält, mit diesem Besserwisser verheiratet zu sein, dachte er. Soll er erst mal sein Pulver verschießen, und wenn er sich beruhigt hat, können wir alles in Ruhe
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