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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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furchtbarer Arbeitslosigkeit. Dass es diesmal nicht so weit kam, lag vor allem daran, dass Notenbanker wie Ben Bernanke und manch andere Verantwortliche aus den damaligen Fehlern Lehren zu ziehen versuchten. Die US-Regierung legte sofort Konjunkturprogramme auf. Die Notenbanken sorgten in potenziell stark deflationärem Umfeld für Geldzufluss. Und selbst die deutsche Bundesregierung rang sich nach anfänglichen Fehleinschätzungen dazu durch, mit einem Konjunkturpaket den Absturz zu bremsen. Die Subvention von Kurzarbeit ermöglichte vielen Unternehmen, die Schockstarre ohne Entlassungswellen zu überbrücken; im März 2009 waren in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen in Kurzarbeit. Als Hilfe erwies sich auch die Abwrackprämie auf Altautos, die im Februar einsetzte und die Nachfrage nach Neuwagen stützte, als das Exportgeschäft wegbrach, was dazu beitrug, dass in den Werken etwas zu tun blieb und es zu keinen Massenentlassungen kam.
    Der Schaden, den der Schock anrichtete, übertraf dennoch alles, was es in den bisherigen Krisen der Finanzglobalisierung seit den 80er Jahren gegeben hatte. In den USA schnellte die Arbeitslosenquote auf zehn Prozent hoch, in Spanien ganz und gar auf 25 Prozent, wie in Deutschland vor Machtübernahme der Nazis. Wie oft in Crashs schoss auch die Korrektur übers (oder in diesem Fall: unters) Ziel hinaus, wurden über Jahre zu wenig Häuser gebaut, was die Wirtschaft schwächte und anfällig machte für neue Rezessionen.
    Mehr noch: Weil die Regierungen viel Geld mobilisieren mussten, um Banken und Konjunktur zu stützen, und krisenbedingt Steuereinnahmen ausblieben, schnellte von 2007 bis 2010 weltweit die Staatsverschuldung hoch, die vorher gesunken war. Im Musterland Großbritannien lag die Schuldenquote 2011 plötzlich bei 100 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, in den USA noch darüber. Selbst im ansonsten blühenden Deutschland stiegen die Schulden wegen der Finanzkrise um ein Drittel – auf gut 80 Prozent. Nach Bundesbankangaben mussten von 2008 bis 2011 rund 290 Milliarden Euro allein für direkte Finanzstützungsmaßnahmen aufgewandt werden, also vor allem um Banken zu retten; gut elf Prozentdes gesamten Bruttoinlandsprodukts. Wie sagt man da, liebe Banker? Danke.
    Die Nachbeben waren mit dem Ende der Großen Rezession 2009 nicht vorüber, wie sich in der Krise zeigen sollte, die den Euro-Raum danach über Jahre packen und an den Rand einer großen Währungskrise bringen sollte. Auch dieses Debakel hätte es ohne entgleiste Finanzglobalisierung nicht gegeben.
    Ein Finanzmarktschaden namens Euro-Krise
    Als der neue griechische Premier Giorgos Papandreou nach seiner Wahl im Oktober 2009 bekannt gab, dass die Vorgängerregierung das Staatsdefizit viel zu niedrig ausgewiesen hatte, nahm eine fatale Spirale ihren Lauf. Von da an gab es auch zwei völlig unterschiedliche Interpretationen der Krise. Stimmte die eine Lesart, führte erst das Krisenmanagement, das die anderen vorschlugen, zur Eskalation – und umgekehrt. Ein wahres Drama.
    Nach verbreiteter deutscher Lesart war die Sache einfach: Da wurden an den Finanzmärkten Südländer bestraft und sanktioniert, weil sie Verträge gebrochen und zu hohe Staatsschulden gemacht hatten (wobei Irland umständehalber jetzt eben auch mal im Süden lag). Wozu mit der Zeit die Einsicht kam, dass es in manchen Fällen (Irland, Spanien) eher an anderen Dingen gelegen haben muss, die im Maastricht-Vertrag gar nicht geregelt waren: ob an geplatzten Immobilienbooms oder an boombedingten Lohnzuwächsen, die der Wettbewerbsfähigkeit zusetzten. Im Staatshaushalt hatten Spanien und Irland bei Ausbruch der Krise ja Überschüsse, das konnte es also nicht gewesen sein. Egal. Tenor: Der Markt hat Recht.
    Was damit gemeint war, machte die Kanzlerin klar, in dem sie dem Rest der Welt hiesige Regionaltugenden nahelegte: eine Art Schwäbisches-Hausfrauen-Theorem (SHT) Danach waren sinkende Ratingnoten und hohe Zinsen auf Staatsanleihen die gerechte Strafe der Finanzmärkte für SHT-Sünder – weil Anleger da nicht mehr investieren und die Zinsen so steigen. Selbst Schuld. Dann müssen die Regierungen halt dafür sorgen, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen.Dann müssen sie zur Strafe hohe Zinsen hinnehmen. Und wenn die Zinsen weiter steigen, heißt das, dass nicht genug gespart und reformiert wurde. Egal, was schon gekürzt war. Sonst würden (effiziente) Märkte ja nicht so reagieren.
    Was daraus folgt, ist klar: Warum sollten andere,

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