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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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Ratingagenturen lagen mit ihren größten Fehlurteilen alle ziemlich gleich daneben. Es gab ja keine, die Griechenlands derartigen Absturz lange voraus sahen – oder den Kollaps der Banken 2007/08.
    Was eher helfen könnte, wäre ein Mix aus Maßnahmen, die vor übermäßigem Einfluss der Agenturen schützen, ihn deutlich reduzieren. Dazu könnte in der Tat gehören, eine Aufsicht einzurichten, die zuständig ist, die mehr oder weniger offenbaren Fehlurteile der Agenturen zu sammeln, zu registrieren und publik zu machen. Nichtum daraus im Einzelfall einen Prozess anzustrengen. Sondern um das Bewusstsein begrenzter Weisheit der Ratingagenturen aufrechtzuerhalten – und davor zu schützen, ihren Urteilen und scheinsicheren Buchstaben-Noten in halbblindem Vertrauen nachzulaufen.
    Noch wichtiger wäre, alle Verträge öffentlicher Institutionen vom Wust an Klauseln so weit wie vertretbar zu befreien, in denen festgelegt ist, dass diese oder jene politische Entscheidung davon abhängt, wie diese oder jene Ratingagentur ein Land beurteilt. Dass etwa die Notenbank diese oder jene Staatsanleihe nur halten darf, wenn sie von Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch noch eine bestimmte Note bekommt. Wenn diese Noten so wackelig und teils willkürlich sind, sollten sich daran auch keine demokratisch zu legitimierenden Entscheidungen ausrichten. Dann sollten solche Klauseln für öffentliche Einrichtungen verboten sein, wenn es um die Bewertung ganzer Länder geht.
    Vielleicht würde das schon reichen. Nach den Fehlgriffen seit 2007 ist der Glaube in die Leitfunktion von Ratingagenturen bereits angeknackst. Sonst hätte manche Herabstufung der vergangenen beiden Jahre nicht de facto doch recht wenig Konsequenzen für das tatsächliche Handeln mit diesen Papieren gehabt. Nach Herabstufung der USA fielen die Zinsen auf US-Staatsanleihen stetig weiter – statt zu steigen, wie es bei aufkommenden Zweifeln an der Zahlungsfähigkeit hätte der Fall sein müssen. Wenn die Agenturen künftig aus etlichen Klauseln in öffentlichen Verträgen herausfielen, könnte schon ein nennenswerter Teil des Problems behoben sein. Dann wären sie zumindest nicht mehr quasi-amtliche Mitbestimmer.
    Auch wenn sie mangels Alternative dann immer noch zitiert werden, schwände zumindest die Signalwirkung ihrer Noten.
    Pump down the volume
    Es gibt eine ganze Reihe Finanzreformvorschläge, die de facto eines versuchen: das Volumen jenes Handels unter Kontrolle zu bringen, der reiner Finanzjongliererei ohne erkennbaren Nutzen für den Rest der Wirtschaft gleichkommt. Was ja an sich sinnvoll ist: Je weniger Volumen und Handel, desto weniger Wucht entwickeln Herdentriebe und prozyklische Dynamiken. Zu diesen Vorschlägen gehören Verbotefür bestimmte Geschäfte wie den Hochfrequenzhandel, den Eigenhandel der Banken ohne Kundenauftrag und den Handel jenseits offizieller Börsen.
    Beim Hochfrequenzhandel agieren nicht mehr einzelne Händler, sondern im Grunde nur noch Computer. Da werden Käufe und Verkäufe durch komplizierte mathematische Formeln automatisch ausgelöst, bei denen mittels Algorithmen Erfahrungswerte der Vergangenheit verwertet und fortgeschrieben werden. Dabei werden in Bruchteilen von Sekunden Papiere gekauft und wieder verkauft, um kleinste Kursunterschiede beim Kauf und Verkauf auszunutzen und daraus Profit zu schlagen. Das ergibt im Einzelfall nicht viel, in der Summe aber höhere Gewinne.
    Das Tückische ist, dass durch die hohe Frequenz latente Kaufwellen und Preisübertreibungen nur weiter verstärkt werden. Die Reflexe der Monstermaschinen bergen sogar das Risiko, mathematisch errechnete Massenverkäufe auszulösen, was in der Praxis zu jähen Crashs führen kann, wie am 6. Mai 2010 an der Wall Street, als die Sorge um eine Eskalation der griechischen Schuldenkrise kursierte. Bei dem Flash Crash brach der Dow Jones an diesem Donnerstag gegen 14 Uhr 45 binnen weniger Minuten um rund 1 000 Punkte ein, was fast 10 Prozent entsprach – nur um dann in wenigen Minuten einen größeren Teil des Verlusts wieder wettzumachen. Ausgelöst hatten den Sturz automatische Verkäufe, die sich dann selbst verstärkten, was die sekundenkomprimierte Potenzierung des Grundproblems moderner Finanzmärkte spiegelt: das Fehlen eines marktimmanenten Stoppmechanismus und stabilisierender Spekulation. Nur auf hohem mathematischem Niveau.
    Was hilft dagegen? Die Vorschläge gehen von freiwilliger Selbstkontrolle über die Festlegung von Mindestminuten beim

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