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Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Titel: Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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brauche ich euer Vertrauen und Einverständnis, falls Dinge passieren, die ihr nicht gleich zuordnen könnt.«
    »Was könnte denn passieren?«, fragt Helmut vorsichtig.
    »Luise könnte sehr schlimm hecheln, schreien oder zittern. Das alles wären jedoch Zeichen, die eine Entladung des Traumas anzeigen können. Die angestaute Energie, die in der langen Zeit nicht frei werden konnte, muss irgendwie wieder hinaus. Danach besteht dann die Möglichkeit, dass sich Emotionen wie Aggression oder Panik entladen, die ich jetzt noch nicht vorhersehen kann. Ich kann euch nur versprechen, sofort aufzuhören, wenn ich das Gefühl habe, die Situation entgleitet mir.«
    »Das hört sich ziemlich dramatisch an. Ich bin aber einverstanden. Wenn es nur hilft«, erklärt Helmut sachlich.
    »Können wir dabei etwas machen?«, fragt Beate, deren Lippen jetzt nur noch einen dünnen Strich bilden.
    Ich reiche Helmut eine ein Meter lange Lederschnur, an deren einem Ende ein Karabiner und am anderen eine Schaumgummischlaufe befestigt ist.
    »Du könntest bitte den Karabiner an Luises Geschirr befestigen und das Ende mit der Schaumgummischlaufe so vor euer Bett legen, dass ich es zu fassen bekomme.«
    Helmut sieht überrascht auf die selbst gebastelte Konstruktion und fragt: »Wozu soll das gut sein mit der Schlaufe?«
    »Die habe ich vorsichtshalber an der Leine. Wenn ich mit ängstlichen oder panischen Hunden arbeite, die ihren Schwanz stark einklemmen, brauche ich sie mitunter, um den Schwanz oben halten zu können, damit der Hund ihn nicht einklemmt. Der eingeklemmte Schwanz ist sonst wie ein Deckel, der ein Einweckglas fest verschließt. Man kann den Hund innerlich nicht erreichen, aber auch er kann seine Angst nicht verlieren, weil er mit seiner Körperhaltung an der Angst festhält.«
    »Aha, dann mach ich das mal«, sagt Helmut, atmet laut aus und steht auf. Seinem raschen Abgang ist anzumerken, dass er froh ist, etwas Praktisches tun zu können.
    »Erledigt«, kommentiert er kurz darauf sein Zurückkommen und sieht mich erwartungsvoll an.
    »Du könntest jetzt weiter Zeitung lesen«, biete ich ihm an. »Während ich mit Luise arbeite, wäre es wichtig, dass ihr keine Anspannung auf sie übertragt und etwas Normales tut.«
    »Kein Problem«, sagt Helmut und nimmt Platz, um sich wieder seiner Lektüre zu widmen. »Und ich?«, fragt Beate mit großen Augen. »Kann ich nicht zusehen?«
    Ich hebe bedauernd die Hände: »Schon, aber mir wäre es lieb, wenn du dir dafür eine feste Position suchst, in der auch du dich, so gut es geht, entspannst. Du könntest dich zum Beispiel hinlegen.« Ich zeige auf das Sofa.
    Beate lehnt ab: »Ich weiß nicht, ob ich jetzt ein Sonntags-Wohlfühl-Programm hinbekomme, ich bin sehr aufgeregt.«
    Ich nicke: »Genau deshalb muss ich dich bitten, etwas zu tun, was dich beruhigt. Würdet ihr beide angespannt dasitzen und zuschauen, wäre das sehr schwierig für Luise und auch für mich. Eigentlich müsste ich ganz allein sein mit ihr, aber weil ich nicht weiß, was passieren wird, ist es doch besser, ihr bleibt.«
    Beate bewegt sich zum Sofa hinüber, indem sie sich am Tisch anlehnt und langsam an ihm entlangzieht. Dann legt sie sich hin. Dabei reckt sie ihren Kopf noch angestrengt nach oben, um besser sehen zu können.
    »Leg dir doch ein Kissen unter«, schlage ich vor.
    Sofort erhebt sich Helmut und bringt unaufgefordert zwei Kissen von einem Sessel herbei. Er wird vielleicht nie ein Diplomat werden, wie seine Frau sagt, aber dafür ist er ein wirklich hilfreicher Partner.
    Als ich das Schlafzimmer betrete, schaut das Leinenende unter dem Bett hervor. Von der Hündin ist nach wie vor nichts zu sehen, aber ihre Anspannung liegt wie ein Sommergewitter in der Luft. Es ist eine Nuance zu still im Raum. Ich habe keine Ahnung, was passieren wird, und nur die Chance, dass Luise mir in irgendeiner Form zeigen wird, was sie braucht, und ich es auch wahrnehme. (Alles, was ich jetzt beschreibe, ist nicht zur Nachahmung geeignet! Ich besitze zwar einiges an therapeutischem Handwerkszeug, verwende es jedoch instinktiv – und wie hier abgestimmt auf die jeweilige Situation und das jeweilige Wesen. Deshalb könnte dieselbe Vorgehensweise keinem anderen Hund gerecht werden und ihn vielleicht sogar schädigen. Ich nutze im Folgenden nur Vorgaben, die Luise mir machte, und nicht einfach Techniken, die ich kenne.)
    Ich atme ein paar Male tief ein und aus, um mich vorzubereiten. Dann setze ich mich auf den Boden und lehne

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