Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
traurig. »Weißt du«, sie fuhr fort, seinen Hals zu streicheln, »ich wünschte, du würdest aufhören, dein Leben bei solchen Aufträgen aufs Spiel zu setzen.«
Er blickte sie an. »Eigentlich warst du mein letzter Auftrag.«
»Ist das dein Ernst? Du willst aufhören?«
»Es ist Zeit, der Sache ein Ende zu machen. Es ist vorbei.«
Constanze sank gegen ihn. »Gut«, sagte sie schlicht.
»Ich werde nach Chile gehen und dort ein neues Leben anfangen.« Er suchte ihre Augen. »Wirst du mich mit Eliah begleiten? Das ist alles, was mir noch wichtig ist. Euch bei mir zu haben.« Besser, er sagte ihr gleich, welche Folgen diese Entscheidung hatte. »Das würde bedeuten, dass ihr beide genau wie ich komplett von der Bildfläche verschwinden müsstet. Ich gehe davon aus, dass du Susanne und Frank ins Vertrauen gezogen hast. Aber wohin wir letztlich gehen, dürftest du ihnen trotzdem nicht sagen. Das Risiko wäre einfach zu hoch. Wenn du und Eliah mit mir untertaucht, fangen wir ganz von vorn an. Wir würden ein vollkommen neues Leben beginnen.«
Constanze nickte. »Ich habe schon einmal alles zurückgelassen. Ich würde es wieder tun.«
Hoffnung keimte in Silas auf. »Dann kommt ihr also mit?«
Constanze antwortete mit einer Überzeugung, die seinen letzten Befürchtungen jede Grundlage nahm. »Wir kommen mit.«
»Gott sei Dank.« Er schloss sie in die Arme.
Eine Weile hielten sie sich fest, küssten sich immer wieder, besiegelten ihr Versprechen. Mitten in diese friedliche Stille hinein knurrte Constanzes Magen.
Lachend lösten sie sich voneinander. Sie stellten das Frühstück auf ein Holztablett und kehrten ins Schlafzimmer zurück.
»Wann kommt Eliah nach Hause?«, fragte Silas, als sie im Bett saßen.
»Sonntag Mittag. Susanne liefert ihn bei mir ab, ich …« Constanzes Schultern sackten mutlos herab.
Silas gab ihr keine Zeit, länger darüber nachzudenken, dass ihr gemütliches Haus einem Schlachtfeld glich. »Kannst du sie telefonisch erreichen? Sag ihr, sie soll ihn hierher bringen.«
»Ich gebe ihr sofort Bescheid.« Constanze sah sich nach ihrem Handy um, bis ihr offensichtlich aufging, dass sie mit nichts als einem zerstückelten Schlafanzug zu ihm gekommen war.
Silas beugte sich bereits nach hinten, nahm sein Mobiltelefon aus der Schublade und reichte es ihr. »Ich kann nur hoffen, dass du ihre Nummer auswendig weißt«, versuchte er, sie aufzuheitern. »Die hab ich nämlich nicht in meinem Ring.«
»Das überrascht mich jetzt aber.« Sie schenkte ihm tatsächlich ein kleines Lächeln. Schnell tippte sie die Nummer ein.
Zufrieden, dass ihre Wangen wieder etwas Farbe bekommen hatte, lehnte sich Silas zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
*
»Hallo, hier ist Constanze.«
»Gott sei Dank. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Irgendwas stimmt mit deinem Handy nicht, ich konnte dich heute früh nicht erreichen.«
»Mein Handy ist …« Constanze schluckte. »Es ist kaputt«, sagte sie stockend, weil sie krampfhaft nach Worten suchte, die Susanne den vergangenen Albtraum vermitteln würden, ohne sie in helle Aufregung zu versetzen.
»So was Blödes, ausgerechnet jetzt«, schimpfte ihre Freundin leise. »Wie geht’s dir, ist alles in Ordnung?«
»Es geht mir gut. Aber die Geschichte mit Michael ist noch nicht ausgestanden.« Constanze blickte kurz zu Silas, der sie ruhig beobachtete. »Ich erzähl dir gleich, warum. Aber zuerst muss ich dich was fragen. Würde es euch etwas ausmachen, Eliah bei Silas abzusetzen? Ich bin bei ihm zu Hause.«
»Du bist bei Silas?« Susanne schnappte nach Luft. »Aber … warum … seit wann?«
»Seit gestern Nacht. Ich …« Constanze atmete tief durch und erzählte dann mit sachlichen Worten, was sich in der vergangenen Nacht zugetragen hatte. Den abgrundtiefen Schrecken klammerte sie jedoch weitgehend aus.
»Scheiße!« Susanne keuchte. »Dieser Mistkerl ist wirklich zu allem entschlossen.«
»Auf keinen Fall dürft ihr Eliah mit zu euch nehmen. Kommt auf direktem Weg hierher, bitte.«
»Wie finden wir Silas’ Haus?«
Constanze erklärte ihrer Freundin den Weg, gab ihr Silas’ Handynummer durch, und verabschiedete sich. Susanne war viel zu geschockt, um noch Fragen zu stellen. Ganz offensichtlich musste sie die Neuigkeiten erst verdauen und Constanze hätte eine Wette darauf abgeschlossen, dass sie bereits Frank in Kenntnis setzte.
*
»Das gibt’s doch nicht«, murmelte Silas, als er am nächsten Morgen aktuelle
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