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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Ich wollte mir ein Bild von dir machen.«
    »Aber du hattest nicht etwa auch damit zu tun, dass der Aufzug stecken geblieben ist? Denn wenn dem so wäre«, sie fixierte ihn streng, »verdienst du einen Tritt, weil Eliah solche Angst ausstehen musste.«
    Er hob abwehrend die Hände. »Das war nicht meine Schuld, Ehrenwort.«
    Constanze tat, als hätte sie daran erhebliche Zweifel. Scheinbar nachdenklich griff sie nach der Butter. »Würdest du an meiner Stelle einem Killer glauben?«
    »Ja, unbedingt«, antwortete er so überzeugt, dass sie lachen mussten.
    »Wie lange machst du das schon?«
    »Was?«
    »Ähm … naja, deinen Job halt.«
    Silas stapelte den geschnittenen Apfel auf einen Teller, bevor er ruhig antwortete. »Neunzehn Jahre.«
    Constanze klappte das Kinn hinunter. »Neunzehn Jahre?«
    Er nickte.
    »Aber dann warst du ja erst …«
     
     
    »Dreizehn.« Er schob den Teller zur Seite und lehnte sich an die Theke. »Ich war dreizehn, als mein Leben den Bach runtergegangen ist.« Es überraschte ihn, wie leicht es ihm fiel, Constanze davon zu erzählen. Dann blickte er in ihr Gesicht und wunderte sich nicht mehr. Er liebte sie. Wenn er ihr seine Geschichte nicht erzählen konnte, wem dann?
    Sie setzte sich neben ihn auf die Anrichte und sah ihn interessiert an. Eine stumme Aufforderung, weiterzusprechen.
    »Meine Familie gehörte zu den Arbeitern, die in den Gossen von Prag als Tagelöhner arbeiteten«, begann er. »Eines Abends beobachteten mein Vater und ich, wie zwei Männer einen Richter abschlachteten, der sich öffentlich gegen das Verbrechen starkgemacht und sich dafür eingesetzt hatte, dass die Rädelsführer verurteilt wurden. Leider haben die Mörder uns ebenfalls gesehen.«
    Constanze schwieg. Sie konnte sich garantiert ausrechnen, was als Nächstes kam. Nicht umsonst war sie mit einem Waffenschmuggler verheiratet gewesen. Sie wusste, wie solche Dinge geregelt wurden.
    »Sie haben versucht, deine Familie zu töten, nicht wahr?«
    Silas drehte den Kopf und blickte ihr unbewegt in die Augen. »Sie haben meine Eltern und meine Schwestern entführt, bewusstlos geschlagen und sie verbrannt.«
    »O Gott.« Sie schlug eine Hand vor den Mund. Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Ich bin dem Angriff entkommen«, sagte er in einem Ton, als könnte er das selbst noch nicht glauben. »Ich war mit der Gang, der ich damals angehörte, gerade auf Beutezug, als es passiert ist. Ich habe es von einem Bandenmitglied erfahren.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Ich hab mir eine Waffe beschafft, um dafür zu sorgen, dass diese Typen nie wieder so etwas tun konnten.« Er klopfte mit der flachen Hand gegen die Kante der Anrichte. »Damit hat es begonnen.«
    »Hast du viele Menschen umgebracht?«
    Er zögerte. »Ich bin nicht, was du von mir denkst.«
    »Sondern?«
    Silas sah keine Möglichkeit, ihr sein Geheimnis preiszugeben. Zu groß war das Risiko, sie damit in noch größere Gefahr zu bringen – selbst in seinem sicher geglaubten Haus. Offenbar deutete sie sein Schweigen als Eingeständnis seiner Schuld.
    »Mein Exmann gehört auch nicht zu den Guten. Über ihn habe ich erstmals von deiner Existenz erfahren. Er hatte immer eine Heidenangst vor dir.«
    Silas lachte auf. »Dazu hat er jetzt noch mehr Grund.« Mit zwei Schritten trat er zwischen ihre Beine und zog ihr Becken über die Anrichte gegen seinen Körper. »Ich hätte Lust, ihm einen Denkzettel zu verpassen für all das, was er dir angetan hat.«
    Constanze legte die Arme um seinen Hals. »Er wird seine gerechte Strafe bekommen – irgendwann. Ich möchte nicht, dass du dich seinetwegen in Gefahr begibst. Das ist er nicht wert.«
    »Weißt du eigentlich, dass wir einander schon früher begegnet sind? Viel früher?«
    Constanze schüttelte verwundert den Kopf.
    »Erinnerst du dich an die Children for Future-Gala?«
    »Natürlich.«
    Er sah ihr Schlucken. Es lag ihm fern, ihre Erinnerungen zu wecken – aber sie sollte wissen, dass sie damals schon sein Interesse gefesselt hatte. »Prinz Jamal Tahir Benfur.« Er deutete eine galante Verbeugung an und lächelte angesichts ihrer hinabklappenden Kinnlade.
    »Du …?«, fragte sie etwas atemlos.
    »Ja. Und ich hätte dich damals schon am liebsten kennengelernt und hatte gute Lust, dich zu entführen.«
    »Warum warst du dort?« Sie streichelte seinen Nacken.
    »Lassen wir das.« Er küsste ihre Nasenspitze.
    »Also ein Auftrag«, resümierte sie und ihre Stimme klang

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