Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
Zweifel, dass sie nie wieder darin übernachten würde. Sie biss sich auf die Lippen und kämpfte erneut mit Tränen.
Schweigend griff Silas nach ihrer Hand und drückte sie.
Constanze verschränkte ihre Finger mit seinen, zog Trost aus dieser verständigen Geste. Ihr Leben lang hatte sie nach einem Mann wie ihm gesucht. Jetzt hatte sie ihn gefunden, was machte es da schon, dass ihre Welt in Schutt und Asche lag? Sie konnte nur hoffen, dass ihr genug Zeit blieb, das Zusammensein mit Silas zu genießen.
Er fuhr zum Polizeirevier, ging aber nicht mit hinein. Seine Anwesenheit hätte nur Fragen aufgeworfen, die sie tunlichst vermeiden wollten. Stattdessen gab er ihr sein Handy.
»Wenn du fertig bist, schalt es einfach ein.« Er zeigte ihr, wo. »Ich bin dann sofort da«. Seine Finger in ihren Nacken gelegt wartete er, bis sie es eingesteckt hatte. »Lass dich nicht zu lange aufhalten.«
»Werd ich nicht. Bis gleich.« Constanze gab ihm einen schnellen Kuss und stieg aus. Sobald sie durch die Glastüren getreten war, fuhr er davon. Sie unterdrückte das Bedürfnis, sich noch mal nach ihm umzudrehen, und griff nach der Eingangstür. Er würde nicht weit weg sein. Trotzdem fühlte es sich komisch an, allein in das Gebäude zu gehen. Seit dem Überfall hatten sie jede Bewegung gemeinsam gemacht. Entschlossen straffte sie die Schultern. Damit wurde sie jetzt auch noch fertig.
Das freundliche Lächeln des Polizisten verblasste, als er erfuhr, was ihr zugestoßen war. Ohne größere Umstände begleitete er sie in ein Büro, in dem ein ehrwürdiger, älterer Beamter saß.
»Frau Anger?« Der grauhaarige Kommissar stand auf.
Constanze hätte beinahe aufgelacht, waren die Polizisten doch langsam die Einzigen, die sie noch mit ihrem Decknamen ansprachen. Das machte ihr den Aberwitz der Situation erst recht deutlich.
Sie schüttelte seine Hand.
»Ich bin Hauptkommissar Paul Weber, mein Kollege Kommissar Wilfried Stuck.« Er nickte in Richtung des anderen Beamten im Raum. »Bitte nehmen Sie doch Platz.«
Constanze setzte sich auf den unbequemen Holzstuhl, den er ihr anbot, und wartete, bis er eine Meldung aus dem Stapel Papier neben sich gezogen hatte. Die Behörden konnten ohnehin nichts ausrichten. Das hatten die letzten Stunden zur Genüge demonstriert. Der einzige Mann, der ihr helfen konnte, saß draußen im Wagen und wartete auf ihre Rückkehr. Bei den Gedanken an Silas wurde sie spürbar ruhiger.
»Bitte schildern Sie uns die Ereignisse von vorgestern Nacht.« Weber setzte seine Brille ab und musterte sie.
Constanze überlegte, wo sie beginnen sollte, dann berichtete sie mit fester Stimme, was sich zugetragen hatte. Dass Silas eingegriffen und ihr Leben gerettet hatte, verschwieg sie, genauso wie die Hintergründe, die zu dem Überfall auf ihr Haus geführt hatten.
»Sie sind also sofort nach der Entdeckung des Einbruchs geflohen?«, fasste der Hauptkommissar ihren Bericht zusammen. »Dann können Sie uns also nicht sagen, wer die Männer professionell ausgeschaltet und das halbe Haus in ein Schlachtfeld verwandelt hat, oder?« Wachsam blickte er sie an.
Constanze schüttelte den Kopf. »Nein. Ich war nur darauf aus, so schnell wie möglich zu fliehen – wie Sie sich bestimmt denken können. Tut mir leid.«
Weber wechselte einen Blick mit seinem Kollegen. Beide ahnten offenbar, dass hinter ihrer Geschichte einiges mehr steckte, als sie zuzugeben bereit war. Dennoch blieb ihnen letztlich nichts anderes übrig, als das zu protokollieren, was sie ausgesagt hatte.
Der Hauptkommissar stand erneut auf. »Gut. Wir kommen gegebenenfalls noch einmal auf Sie zu. Falls Ihnen noch etwas einfällt, scheuen Sie sich nicht, uns anzurufen.« Er öffnete eine Schublade und gab ihr seine Karte. »Ich hoffe, Sie sind versichert? Ihr Haus hat ganz schön was abgekriegt.«
Constanze stand ebenfalls auf. »Ja, das bin ich. Danke.«
Zügig verließ sie die Wache, froh, es hinter sich gebracht zu haben. Sie bog um die Ecke, griff nach Silas’ Handy und drückte die Taste, die er ihr gezeigt hatte.
Wenig später saß sie wieder bei ihm im BMW.
»Und, wie war’s?« Er setzte den Blinker und folgte der Straße in Richtung Zubringer.
»Ganz gut, glaube ich«. Constanze verstaute ihre Handtasche in der Ablage. »Sie waren etwas überrascht, weil ich ihnen praktisch nichts gesagt habe. Aber das ist mir egal. Ich habe mich schon einmal auf die Polizei verlassen und gesehen, wohin das führt.« Sie rieb sich über das Gesicht.
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