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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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alledem nichts mit. Er warf seinen Rucksack in die Badewanne, riss die feuchten Badesachen heraus und klaubte sie auseinander. Constanze nahm sie ihm ab. »Wenn du magst, kannst du ein wenig fernsehen«, schlug sie vor, damit er ihre Nervosität nicht bemerkte. Seit sie das Päckchen entdeckt hatte, zitterten ihre Finger.
    Eliah hüpfte aus dem Bad. »Wann kommt Silas?«, rief er über die Schulter, schon halb im Wohnzimmer.
    »Spät.« Constanze schüttelte das Badetuch aus. »Auf jeden Fall erst Stunden, nachdem du im Bett bist.« Sie hörte ihn maulen und streckte den Kopf aus dem Bad. »Du wirst ihn bald jeden Tag sehen, bis dahin musst du dich noch ein bisschen gedulden.« Und ich auch, merkte sie in Gedanken an. Sie verstand ihren Sohn nur zu gut. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, sie wären schon gemeinsam auf dem Weg nach Chile.
    Während Eliah gebannt die Sesamstraße sah, machte sie ihm Milch warm. Immer wieder schielte sie zu dem Päckchen. Wahrscheinlich enthielt es etwas absolut Harmloses und sie machte sich den ganzen Abend völlig unnötig Sorgen. Nachdenklich öffnete sie eine Dose Katzenfutter und füllte Mr. Peppers Napf auf. Michael würde wohl kaum einen erneuten Mordanschlag begehen, solange das Risiko bestand, dass man ihn damit in Verbindung brachte. Es hatte Zeugen gegeben, als er in der Buchhandlung aufgetaucht war. Menschen, die ihn identifizieren konnten. Nein, so ein Vorgehen konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Sorgfältig wusch sie die Dose aus und warf sie in den Müll. Hoffentlich täuschte sie sich nicht. Es konnte sein, dass Michael ihr etwas antat, das für unbeteiligte Dritte wie ein natürlicher Tod aussah. Sozusagen das makabere Gegenstück zu Silas’ Idee.
    Misstrauisch beäugte sie wieder das Päckchen. Ehe sie sich davon abhalten konnte, trat sie dicht davor und beugte sich leicht darüber. Noch immer verströmte es einen leicht süßlichen Geruch. Constanze runzelte die Stirn und versuchte, ihn etwas Bekanntem zuzuordnen. Irgendwie erinnerte sie dieser Geruch an Desinfektionsmittel, aber nicht nur …
    Als sie plötzlich bemerkte, dass es zweifelsfrei auch nach angebrannter Milch roch, stürzte sie wieder zum Herd. Leise schimpfend rupfte sie den Topf von der Platte und wischte alles sauber. Schluss damit! Sie landete noch im Irrenhaus, wenn sie anfing, hinter jedem und allem Gespenster zu sehen.
    Sämtlichen autodidaktischen Ruhe-Ermahnungen zum Trotz sicherte sie dennoch jede Tür und jedes Fenster, sobald sie Eliah wenig später ins Bett gebracht hatte. Dann setzte sie sich mit einer Tasse Tee in den Wohnzimmersessel und wartete auf Silas.
    Er kam kurz nach Mitternacht. Obwohl sie den Fernseher lautlos gestellt hatte, hörte sie ihn nicht. Plötzlich stand er vor ihr, vollkommen dunkel gekleidet, wie immer nahezu unsichtbar. Constanze blinzelte sprachlos. Es war einfach faszinierend, wie perfekt es ihm gelang, sich unbemerkt zu nähern. Dieses Mal würde er nicht bis zum Morgen bleiben, stellte sie bedauernd fest, denn er war eindeutig auf Nacht getrimmt.
    »Hallo, schwarzer Mann.« Sie sprang auf und gab ihm einen innigen Kuss.
    Silas zog sie an sich. Seine geschickten Hände wanderten unter ihren Pullover, während er ihren Kuss ausgiebig erwiderte. »Wie war dein Tag?«, fragte er eine Ewigkeit später.
    Constanze stellte plötzlich fest, dass er inzwischen im Sessel saß – und sie auf ihm. Sie kuschelte sich in seine Arme. »Zu lange. Ich habe ständig damit gerechnet, dass irgendwas passiert.«
    Er rieb mit dem Gesicht über ihre Schläfe. »Nur noch zwei Tage, dann ziehen wir unsere ›irre Nummer‹ durch – wie du es genannt hast.«
    »Hast du schon einen Plan?«
    »Ja.« Silas lehnte sich zurück, klaute ihre Tasse und nippte daran. »Aber nur, wenn ihr beide euch gut vorbereiten könnt.«
    Constanze setzte sich auf. »Sag mir, was du dir überlegt hast.«
    Er gab ihr die Tasse zurück. »Jeden Montagabend um acht fährt ein Ausflugsschiff von Rottach aus quer über den Tegernsee«, begann er. »Diese sogenannte Lichterfahrt findet bei jedem Wetter statt. Egal was kommt, die nehmen immer die gleiche Route.«
    Constanze nickte gespannt.
    »Auf Höhe von Bad Wiessee gibt es eine Stelle, an der zwei Strömungen aufeinandertreffen. Es sieht schlimmer aus, als es ist, aber durch die starke Oberflächenbewegung und die Schatten der Berge ist das Wasser um diese Zeit nahezu undurchsichtig.«
    »Das klingt gruselig.«
    Silas striegelte sich

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