Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
etwas verlegen durch die Haare. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass du das erst sagst, wenn ich fertig bin. Das Üble kommt erst noch.«
»Wir sollen über Bord springen und im Schutz der Nacht ans Ufer schwimmen«, schlug sie salopp vor.
»So in etwa.«
Constanze verschluckte sich am Tee und musste husten. »Das war eigentlich als Scherz gemeint«, keuchte sie, als sie wieder Luft bekam.
Silas schüttelte langsam den Kopf. »Leider kein Scherz. Das ist im Groben der Plan. Für etwas anderes reicht die Zeit einfach nicht.«
Noch immer erschrocken schwieg sie.
»Wenn du das Vorhaben für zu riskant für Eliah hältst, werde ich einen anderen Weg finden müssen.«
Sie holte tief Luft. »Glaubst du, es klappt?« Trotz ihrer mutigen Worte schwankte ihre Stimme.
»Es ist machbar«, versuchte er, sie zu beruhigen. »Wichtig ist nur, dass wir auf alles vorbereitet sind, ganz besonders Eliah. Der Erfolg hängt davon ab, wie überzeugend ihr beide seid.«
»Wird es nicht komisch aussehen, wenn wir mir nichts, dir nichts über Bord fallen?«
»Nicht, wenn es einen Feueralarm gibt.«
Constanze holte in böser Vorahnung Luft. »Du meinst … du hast doch nicht vor …«
Er schüttelte sofort den Kopf. »Nein. Wo denkst du hin? Ich verursache nur einen Feueralarm, kein Feuer. Ein Brand wäre viel zu gefährlich. Aber irgendetwas muss passieren, damit an Bord Unruhe ausbricht und ihr in Panik vor aller Augen, vor allem vor denen von Michaels Männern, ins Wasser stürzen könnt.«
»Werden die nicht misstrauisch, wenn sie herausfinden, dass es nur ein Fehlalarm war?«
Silas lächelte geheimnisvoll. »Es wird kein Fehlalarm sein. Ich werde im Maschinenraum einen Kabeldefekt verursachen, der die Plastikabdeckung des Steuerungskastens durchschmoren lässt. Die kann ich leicht durch ein Spezialmaterial ersetzen, das bei Hitze genügend Rauch entwickelt um das ganze Schiff einzunebeln.
»Nicht schlecht.« Constanze überlegte, wie das Ganze ablaufen sollte. »Und wie sollen wir unbemerkt ans Ufer kommen? Würde nicht sofort jemand versuchen, uns herauszufischen?«
»Nicht, wenn ihr abtaucht. Ich werde unter Wasser auf euch warten.«
Allmählich begriff Constanze, worauf er hinauswollte.
»Glaubst du, von deinem Tauchkurs auf Bora Bora ist noch was hängen geblieben?«
»Ja, ich denke schon. Wir müssen nur mit Eliah üben«, überlegte sie, nicht im Mindesten überrascht, dass er davon wusste. »Aber ich bin sicher, er schafft das.«
»Okay.« Silas griff in seine Hosentasche und zog sein Handy heraus. »Dann sage ich Nevio und Jara Bescheid, dass wir Ende der Woche nach Chile kommen.«
Constanze sah atemlos zu, wie er mit einer Hand eine Nummer eintippte und das Gerät ans Ohr hielt. Sie wusste inzwischen zwar, wer Nevio und Jara waren, aber es war das erste Mal, dass er sie in ihrer Anwesenheit anrief. Wahrscheinlich lag das schlicht daran, dass er das meistens nachts tat. Sie sah auf die Uhr. In Chile musste es jetzt Nachmittag sein. Nach zweimaligem Klingeln wurde am anderen Ende bereits abgehoben.
»Hallo Sil, was gibt’s Neues?«
Constanze hielt das Gesicht an Silas’ Handrücken, damit sie mithören konnte.
Er legte einen Arm um sie. »Hallo Nevio. Ich bin gerade bei Constanze. Wir haben den Plan besprochen. Die Sache steigt in zwei Tagen.«
»Gut. Wir werden alles vorbereiten. Warte mal einen Moment.« Nevio rief nach seiner Frau.
Constanze musste lächeln, als sie anhand der Leitungsgeräusche ablesen konnte, dass Jara offenbar genau wie sie das Ohr an die Außenseite des Telefons drückte.
Es war beeindruckend, wie gut Nevio deutsch sprach. Silas hatte zwar erwähnt, dass sein Freund auf seinen Diebeszügen rund um den Globus auch etliche Jahre in Deutschland verbracht hatte, trotzdem war sie überrascht, wie problemlos sie ihn verstand.
»Welche Tarnung benutzt ihr?«, fragte Nevio.
»Pavla.«
Constanze wusste sofort, was Silas meinte. Sie würden von Paris aus nach Chile fliegen. Interessiert hörte sie zu, wie die beiden alles weitere besprachen. Als Silas das Telefonat wenige Minuten später beendete, war klar, dass ihre Zukunft ausschließlich vom Verlauf der Schifffahrt auf dem Tegernsee abhing, denn alles Übrige war perfekt organisiert.
Silas schob das Handy zurück in seine Hose und küsste sie zärtlich auf den Mund. »Kannst du Eliah hier in der Wohnung vorbereiten?« Er zog sie wieder auf seinen Schoß und griff nach der Tasse. »Es wäre zu auffällig, wenn ihr in den nächsten
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