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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Gespräch weiter zu folgen. Sie blickte etwas ratlos zu Jara. Die zuckte nur fröhlich die Schultern, als wollte sie sagen, dass dies nichts Neues war.
    Bis die beiden Entführer in spe eine geeignete Vorgehensweise erarbeitet hatten, dämmerte bereits der Morgen herauf. Dennoch störte sich keiner daran. Zu ergiebig war die durchwachte Nacht gewesen. Niemand brauchte auszusprechen, dass sie nicht tagelang Zeit hatten, die Sache zu planen. Sie mussten schleunigst handeln. Nicht nur, weil keiner wusste, wie lange von Richtstetten letztlich in der Schweiz blieb, sondern auch um Eliah schnellstmöglich von seinem brutalen Vater wegzuholen. Constanze betete im Stillen, dass Michael seinem Sohn nichts antat. Da er sie für tot hielt, fehlte ihm eigentlich der Grund dafür. Aber sicher konnte man bei einem Mann wie Michael nie sein.
    Am frühen Nachmittag brachen Silas und Nevio mit dem Wohnmobil nach Zermatt auf. Jara und Constanze standen auf dem Parkplatz des Motels und blickten ihnen nach.
    Einfühlsam legte Jara einen Arm um Constanze, als sie sah, wie sehr sie mit den Tränen rang. »Mach dir keine Sorgen. Die beiden sind schon einzeln fantastisch, aber zusammen sind sie unschlagbar. Du hättest sie früher mal erleben sollen. Manchmal hat es fast den Anschein, der eine kann die Gedanken des anderen lesen. Ich bin sicher, alles geht gut.«
    »Das hoffe ich.«
    Sie kehrten in das Motelzimmer zurück.
    »Es ist nur diese Ungewissheit«, sprach Constanze weiter, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten. »Du kennst Michael nicht, Jara. Er ist der hinterhältigste Mensch, den es gibt. Bei ihm weiß man nie, was er als Nächstes plant.«
    Jara nahm die Kanne aus der Kaffeemaschine und schenkte Constanze und sich eine Tasse ein. »Denkst du, er ahnt, dass jemand nach Eliah sucht?«
    Constanze strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Michael hat jede Menge Feinde. Selbst wenn er nicht konkret mit einem Angriff rechnet, ist er trotzdem immer auf der Hut. Er ist furchtbar misstrauisch. Das war er früher schon.«
    Jara nippte an ihrem Kaffee. »Klingt nach einem echten Herzblatt«, meinte sie. »Sil hat gesagt, du warst fast fünf Jahre mit ihm verheiratet.« Sie fasste über den Tisch und legte mitfühlend ihre Hand auf Constanzes. »Wie hast du das bloß ausgehalten? Das muss doch eine einzige Qual gewesen sein.«
    »Ja. Das war es auch«, bestätigte Constanze schlicht, weil sie langsam selbst nicht mehr begreifen konnte, wie sie das so lange hatte mitmachen können. »Ich hätte ihn viel früher verlassen sollen. Dann wäre Eliah und mir viel erspart geblieben.« Oder es gäbe Eliah nicht, gestand sie sich ein. Zumindest hatte ihr die Zeit mit Michael eines gebracht: einen wundervollen Sohn.
    »Ich kann dich gut verstehen.« Jaras goldene Augen verdunkelten sich. »Mein Vater war auch ein übler Schläger. Er hat meine Mutter und mich regelmäßig verprügelt. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich das hinter mir lassen konnte.« Sie beugte sich vor und blickte Constanze eindringlich an. »Es geht nicht darum, wann du gehst, sondern dass du es tust. Das ist alles, worauf es am Ende ankommt.«
    Constanze drückte ihre Hand. »Ich bin froh, dass du das gesagt hast, Jara«, gestand sie. »Irgendwie fragt man sich doch, warum man sich das alles gefallen lassen hat.«
    »Du musst dir verzeihen, Constanze. Familie, Erfahrungen, Angst vor der Zukunft. Es gibt tausend Gründe, weshalb wir tun, was wir tun. Niemand ist perfekt. Und du kannst stolz darauf sein, was du erreicht hast. Du wirst sehen, wenn du erst mal mit Silas in Chile lebst, wirst du nicht mehr glauben können, was für schlimme Zeiten hinter dir liegen. Er ist ein wahrer Schatz. Ich kenne ihn, seit er ein frecher Dreizehnjähriger war. Ihr passt wunderbar zusammen, in jeder Hinsicht. Ich nehme mal an, er hat dir inzwischen von seiner Kindheit erzählt?«
    Constanze nickte. »Ja. Man merkt ihm nicht an, was er in seinem Leben schon alles verloren hat. Dieses ganze Leid …« Sie schluckte. »Er wirkt immer so gelassen und unbeschwert.«
    Jara lachte leise. »Gelassen war er schon immer, das stimmt. Aber unbeschwert ist er erst, seit er dich kennt.« Sie zwinkerte Constanze zu. »Ich habe ihn noch nie so glücklich erlebt. Ich bin wirklich froh, dass ihr euch gefunden habt.«
    »Ich auch.« Constanze seufzte so inbrünstig, dass sie beide lachen mussten. Jäh wurde sie wieder ernst. »Da ist nur eines, was mir noch immer schwer im Magen liegt.« Seit Wochen

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