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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Öffentlichkeit war sie die Dame des Hauses. Und die würde keinesfalls wie ein verschrecktes Kaninchen über den Hof schleichen. Beherzt ging sie weiter, die Handtasche unter den Arm geklemmt – so, wie sie es bei Andrea gesehen hatte.

21.
    Zwei zu eins
     
     
     
    S ilas huschte geduckt an der Garagenmauer entlang. In seinem Brustkorb tobte ein stechender Schmerz und machte jeden Atemzug zur Qual. Folge seiner übel geprellten Rippen. Trotzdem blieb er nicht stehen. Er atmete flach, um es erträglich zu halten, und ignorierte alles Weitere. Mit der Effizienz jahrelangen Trainings konzentrierte er sich auf das Wesentliche. Sein Ticket nach draußen. Er wusste, wie knapp die Zeit war. Lange würde es nicht mehr dauern, bis jemandem auffiel, dass der Wachposten für seinen Kontrollgang durch den Keller der Stallungen ungewöhnlich lange brauchte.
    Aufmerksam inspizierte er den Hof. Sofort blieben seine Augen an dem roten CLK hängen, der vor wenigen Minuten noch nicht da gestanden hatte. Andrea Kressfeld, Michaels Geliebte, musste eingetroffen sein. Durch einen schnellen Rundblick vergewisserte er sich, dass niemand aus dem Haus kam, dann bewegte er sich, weiterhin die Deckung der Büsche nutzend, auf die Auffahrt zu. Dicht bei der Außenmauer gab es eine tiefe, mit Gittern abgedeckte Regenrinne. Auf diese Weise würde er verschwinden. Er war zwar nicht gerade scharf darauf, bei dieser Kälte durch einen Ablaufkanal zu tauchen, der schmal und mit Sicherheit lang genug war, um darin problemlos ertrinken zu können, aber einen anderen Weg gab es nicht. Entweder ihm gelang die Flucht auf diese Weise oder er starb bei dem Versuch.
    Leise knirschender Kies weckte seine Aufmerksamkeit. Ohne eine Sekunde zu zögern, ließ er sich geschmeidig fallen. Er biss vor Schmerz die Zähne aufeinander, rutschte aber dennoch zwischen das dichte Strauchwerk. In Sekundenschnelle verschmolz er mit seiner Umgebung und spähte vorsichtig durch die Büsche.
    Er entdeckte eine blonde Frau, die aus dem Torbogen des gegenüberliegenden Gebäudes hervortrat. Silas runzelte die Stirn. Was zum Teufel hatte die Kressfeld bei den Stallungen zu suchen? Ausgerechnet dort, wo er gefangen gehalten worden war.
    Mit eleganten Schritten, den Kopf gesenkt, stöckelte sie über den Hof – direkt auf ihn zu. Silas kniff die Augen zusammen. Irgendwas stimmte da nicht. Sein Herz begann schneller zu pochen. Irgendwas stimmte an der ganzen Frau nicht. Langsam zweifelte er an seinem Verstand, aber die Blondine kam ihm seltsam bekannt vor. Ihre Figur, die Art, wie sie sich bewegte, erinnerte ihn fast schon an …
    Sie hob die Hand und fasste sich nervös an den Hals. In einer Geste, die es nur ein einziges Mal auf dieser Welt gab.
    Silas traf es wie ein Blitz. Constanze. Also doch. Vollkommen fassungslos starrte er sie an. Wieso war sie hier? Und wieso zur Hölle war sie blond?
    Er brauchte mehrere Sekunden, um diese unglaubliche Tatsache zu verdauen, dann sprang er alarmiert auf die Füße. Constanze war hier. Hier, in Michaels Reichweite. War sie denn von allen guten Geistern verlassen? Warum um Himmels willen hatte sie das getan? Eliah musste doch bestimmt schon längst in Paris sein? Und wieso spazierte sie kreuz und quer über das Anwesen? Tausend Fragen auf einmal stoben durch seinen Kopf, bevor der Groschen fiel. Sie war wegen ihm hier. Constanze war gekommen, um ihn zu retten.
    Heiße Wärme durchflutete seinen Körper. Sie hatte nur seinetwegen dieses Risiko auf sich genommen. Der Wunsch, sie augenblicklich in die Arme zu reißen, gleichzeitig wegen dieser Dummheit zu schütteln und sie besinnungslos zu küssen, war so stark, dass er sich am liebsten ohne Rücksicht auf Verluste auf sie gestürzt hätte. Silas rang den Drang mit eiserner Selbstbeherrschung nieder. So schnurgerade konnte er nicht zu ihr. Sie stand auf freier Fläche. Wachsam sah er sich nach allen Seiten um. Behände pirschte er durch die Büsche näher an sie heran. Als er noch ungefähr vier Meter von ihr entfernt war, ging er in die Hocke. Er nahm einen tiefen Atemzug und wollte gerade wie ein Hundert-Meter-Läufer aus der Deckung sprinten, da hörte er den Wagen.
     
    *
     
    Constanze fuhr der Schreck in alle Glieder, als sie das tiefe Brummen hörte. Sie kannte dieses Motorengeräusch. Es gehörte zu einer silbernen S-Klasse – Michaels Wagen. Sie hielt panisch die Luft an und sah sich hektisch um, suchte nach einem Versteck, nach irgendeinem Schutz, hinter dem sie sich

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