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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Sonst wird dir schwindelig.« Er reagierte nicht. Besorgt umfasste sie sein Gesicht und drehte sacht seinen Kopf in ihre Richtung. »Eliah, sieh mich an.«
    Als ihr Sohn zögernd gehorchte, fixierte sie eindringlich seine weit aufgerissenen Augen. »Du atmest jetzt einfach mit mir zusammen, hast du gehört? Es ist ganz einfach: ein … und aus … und ein.«
    Es half nichts. Eliah blickte sie zwar an, reagierte ansonsten jedoch auf überhaupt nichts mehr. Seine Atmung ging weiterhin beängstigend schnell und flach. Ohne noch lange zu zögern, rutschte der Fremde dicht neben Constanze und griff nach Eliah.
    »Geben Sie mir die kleine Tüte«, forderte er und streckte die Hand aus. »Wir brauchen etwas, in das er hineinatmen kann, sonst wird er ohnmächtig.«
    Constanze nahm die LED-Lampe entgegen und reichte ihm die Tüte. Er kippte den Inhalt in seine Hand und steckte ihn achtlos in die Jackentasche, dann rollte er mit geschickten Bewegungen den Rand des Plastikbeutels auf. Einen Arm um Eliahs Rücken gelegt, stülpte er ihm die Öffnung über Mund und Nase.
    »Alles ist gut, Schatz. Er wird dir helfen.« Sie beugte sich über Eliah und streichelte ihm die Haare aus der Stirn. Sein Keuchen ließ langsam nach.
    »Du machst das großartig, Junge.« Der Fremde lächelte Eliah zu. »Keine Angst, gleich geht’s dir besser.« Seine gemurmelten Beruhigungen sorgten nicht nur dafür, dass sich Eliah allmählich erholte, sie halfen auch Constanze, ihren hämmernden Puls wieder unter Kontrolle zu bringen. Sorgfältig achtete sie darauf, ihn nicht mit dem Lichtstrahl zu blenden, dabei strandete ihr Blick auf den Händen ihres Helfers.
    Er trug einen breiten Silberring, der sich deutlich von seiner gebräunten Haut abhob. Der Kontrast zwischen seinen kräftigen Fingern und Eliahs kleinen Kinderhänden gab ein ungewohntes Bild ab, genauso wie die selbstverständliche Art, mit der die beiden sich berührten. Von der Tatsache, dass der Mann ihren Sohn praktisch im Arm hielt, ganz zu schweigen.
    Constanze konnte sich nicht erinnern, wann Eliah zuletzt jemandem außer Susanne und Frank derart nahe gekommen war – und sie selbst … Undenkbar. Erst recht bei einem völlig Fremden.
    Und doch war es so. Ihre Körper lehnten nahtlos aneinander. Die Wärme seiner Haut strahlte durch den dünnen Stoff ihres Kleides und verdeutlichte diesen Umstand noch mehr. Ihn schien die Nähe nicht zu stören, denn er machte keinerlei Anstalten, von ihr abzurücken. Und Constanze konnte das ebenfalls nicht, wollte sie Eliah nicht loslassen. Sie schluckte. Zu keiner Zeit ihres Lebens war Raum für innigen Körperkontakt mit einem Mann gewesen – vor allem nicht in ihrer Ehe. Und jetzt sorgte ausgerechnet ein stecken gebliebener Aufzug dafür. Ungewöhnlicher ging es wohl nicht mehr.
    Nach wenigen Minuten hatte sich Eliahs Atmung wieder so weit normalisiert, dass ihr Helfer die Tüte wegnehmen konnte.
    »Geht’s dir besser, Schatz? Ist dir noch schwindelig?«
    Eliah schüttelte den Kopf, auch wenn noch vereinzelt eine Träne über seine Wangen kullerte. Constanze küsste ihn erleichtert auf die Stirn, dann drehte sie sich dem Fremden zu. »Danke. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte«, gestand sie leise. »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache.« Er streckte ihr eine Hand entgegen. »Daniel Lander. Es ist mir eine Ehre.«
    Sie erwiderte schüchtern sein Lächeln, während sie zaghaft seine Hand ergriff. »Sabine Anger.«
    Der feste Druck seiner Finger entsprach genau seinem Verhalten. Beherzt und geradlinig. Offensichtlich war er ein Mann, der genau verstand, wo es anzupacken galt. Als er den Arm wieder senkte, spürte Constanze die Bewegung seiner Muskeln detailgetreu an ihrer Schulter.
    Irritiert von ihrem Mangel an Unbehagen in seiner Nähe, rutschte sie mit Eliah auf dem Schoß etwas zur Seite. »Das ist übrigens mein Sohn, Eliah. Vermutlich wissen Sie das schon«, merkte sie schmunzelnd an.
    Daniel grinste zurück. »Ich hab’s mir gedacht.« Mit einer fließenden Bewegung richtete er sich auf, schlüpfte aus der Jacke und legte sie neben sich ab.
    Zusammen mit dem Stromausfall hatte auch die Klimaanlage den Geist aufgegeben, was den kleinen Raum beständig wärmer werden ließ. Als sich Daniel die Haare aus dem Gesicht streifte, blieb Constanzes Blick zwangsläufig an seinen Armen hängen. Selbst das spärlichste Licht reichte aus, um die geschmeidigen Muskeln erkennen zu lassen, die sich schön definiert unter den kurzen

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