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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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mal so eine Schülerin. Wie hieß sie noch?«
    Constanze blickte zur Seite. Sie musste ihm reinen Wein einschenken. Jetzt – oder sie würde es nie tun. Plötzlich entdeckte sie in der vorbeischreitenden Menschenmenge ein hageres, gut geschnittenes Gesicht, das ihr äußerst bekannt vorkam. Sie schnappte nach Luft. »Daniel?«
    In der Sekunde, in der sie seinen Namen nannte, kam er bereits auf sie zu. Ihr Puls beschleunigte sich augenblicklich.
    »Daniel?«, wiederholte Roland ratlos. »Wer ist das denn?«
    Ehe sie antworten konnte, trat Daniel neben sie. »Das bin ich«, erklärte er Roland nonchalant und lächelte Constanze sonnig an. »Hi, wie geht’s deinem Fuß?«
    Sie strahlte errötend zurück. »Schon fast wieder gut, danke.« Auf einmal fühlte sie sich weit weniger bedrängt als noch vor einer Minute. Eigentlich widersinnig, wenn man bedachte, dass gerade ein großer, schwarzhaariger Mann dicht neben sie getreten war. Dennoch empfand sie es so.
    »Schön.« Daniel nickte zufrieden. Ohne im Geringsten von ihr abzurücken, bot er Roland seine Hand. »Daniel Lander, hallo.«
    »Roland Becker«, stellte sich Roland ebenfalls leichthin vor, obwohl ihm deutlich anzumerken war, wie sehr ihn die lockere Art des anderen Mannes irritierte.
    Constanze konnte ihm das nicht verdenken. Sogar sie überraschte es immer wieder, mit welch gelassenem Selbstverständnis Daniel nah an sie herankam. Er hielt nie sonderlich viel Abstand. Eigentlich von Anfang an nicht. Trotzdem war ihr noch nie in den Sinn gekommen, ihn deswegen zurechtzuweisen. Im Moment schon gar nicht. Befriedigt stellte sie fest, dass ihr Mangel an Abwehr selbst einem Ignoranten wie Roland auffallen musste.
    Daniel schob die Hände in seine Hosentaschen und lächelte Roland an. »Ich wollte das Gespräch nicht unterbrechen, bitte fahren Sie doch fort.«
    Constanze verkrampfte sich. O nein, da hatte sie wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Jetzt musste sie Farbe bekennen. Hektisch suchte sie nach einer netten Abfuhr – falls es so etwas überhaupt gab.
    Roland rückte seine Brille gerade und strich sich das Haar aus der Stirn. Constanze verfolgte überrascht die Handbewegung. Schon seltsam, wie ein und dieselbe Geste bei zwei Männern derart unterschiedliche Wirkungen entfalten konnte. Was bei Daniel in natürlicher Smartheit rüberkam, mutete bei Roland eher verbissen und arrogant an.
    »Ich wollte Sabine eben fragen, wann ich sie zum Ball abholen kann.« Herausfordernd blickte Roland seinen Rivalen an, doch Daniel betrachtete immer noch unverändert Constanzes Gesicht.
    Sie schwieg beharrlich und rührte sich nicht.
    »Nächsten Samstag?«, erkundigte sich Daniel ruhig.
    Roland reckte angriffslustig das Kinn. »Ja, warum?«
    »Das ist aber schlecht. Da ist sie bereits mit mir verabredet. Ich glaube, es handelt sich um ein Missverständnis, denn auf diesen Ball geht sie in meiner Begleitung. Ich habe sie bei einer Verlosung für wohltätige Zwecke als meine Tischdame gezogen.« Er machte ein betroffenes Gesicht. »Tut mir leid, Mann.«
    Constanze blickte ihn sprachlos an. Das war ja wohl das Frechste, was sie je gehört hatte.
    »Ja, aber …«, protestierte Roland und sah abwechselnd von Daniel zu Constanze, dann fixierte er sie anklagend. »Davon hast du mir gar nichts gesagt.«
    Sie bemühte sich um eine neutrale Miene. »Das wollte ich gerade. Die Verlosung war erst gestern Nachmittag,« hängte sie sich geistesgegenwärtig an Daniels Geschichte. »Ich habe total vergessen, dir davon zu erzählen. Bitte entschuldige.«
    Roland öffnete den Mund, doch nach einem Blick in Daniels Augen schloss er ihn wieder. Erstaunlich schnell begriff er, dass er im Moment gut beraten war, die Geschichte kommentarlos zu akzeptieren. Langsam trat er einen Schritt zurück. »Dann sehen wir uns also auf dem Ball. Eine schöne Woche noch, Sabine. Herr Lander.« Er nickte Daniel in schlecht verhohlener Antipathie zu und stapfte davon.
    »Ihnen auch.«
    Kaum war ihr Nachbar in der Menschenmenge verschwunden, drehte sich Constanze zu Daniel. »Das war wirklich unverschämt schlagfertig.«
    »Dito.« Seine grauen Augen funkelten. »Sah so aus, als könntest du etwas Hilfe gebrauchen.«
    »Das kannst du laut sagen.« Constanze seufzte aus tiefstem Herzen. »Danke. Ich hätte ihm für den Ball schon lange absagen sollen. Ich wusste nur nicht, wie.«
    Daniel betrachtete sie lächelnd. »Und jetzt? Muss ich für nächsten Samstag meinen Smoking bügeln oder funkt mir

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