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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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mit seinen bisherigen Berührungen zurechtkam, unerheblich, wie wohl sie sich in seiner Nähe fühlte, oder dass sie ihn gern hatte. Darum ging es letztlich nicht. Es ging um etwas weitaus Ernsteres, um eine Intimität, der sie nicht gewachsen war. Selbst, wenn ihr Innerstes bei der Vorstellung, Daniel könnte sie tatsächlich irgendwann küssen, Purzelbäume schlug, zweifelte sie nicht daran, dass danach unkontrollierbare Panik folgen würde. Die Hinterlassenschaft ihrer Ehe ließ sich nicht abstreifen wie ein altes Hemd. Sie konnte den Dingen nicht ihren Lauf lassen – wie Susanne es so schön formuliert hatte. Es ging nicht, auch wenn sie es tief in ihrem Herzen vielleicht gern versuchen würde.
    Als spürte Daniel ihren inneren Konflikt, griff er in diesem Moment nach ihrer Hand. Behutsam schlossen sich seine Finger um ihre und hielten sie fest. Keiner sprach ein Wort. Aber das war auch nicht nötig. Die Geste allein reichte. Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, gingen sie Hand in Hand. Die innige Verbindung trieb Constanze fast die Tränen in die Augen. Aufgewühlt betrachtete sie seinen breiten Rücken, während er sich ihr voran geschickt einen Weg durch eine Gruppe von Straßenkünstlern bahnte. Manchmal war es regelrecht unheimlich, wie synchron er auf ihre Empfindungen reagierte. Fast so, als besäße er einen sechsten Sinn. Die maskuline Sicherheit, mit der er sie durch die Menge lotste, machte ihr die Last ihrer Vergangenheit noch deutlicher. Sie schluckte mehrmals gegen die Enge in ihrem Hals.
    Erst als sich Daniel prüfend nach ihr umsah, ging Constanze auf, wie sehr sie ihre Finger in seine gekrampft hatte. Hastig lockerte sie den Griff.
    »Alles okay?«, fragte er über den Lärm der Menschen hinweg und zog sie augenblicklich näher.
    Constanze widerstand gerade noch dem Reflex, die Hand auf seine Brust zu legen. »Ja, natürlich«, bestätigte sie schnell »Ich bin nur über irgendwas gestolpert.« Sekundenlang befürchtete sie, er würde die harmlosen Worte als das durchschauen, was sie waren. Eine Lüge. Doch dann nickte er und drehte sich wieder um. Den knappen Abstand zu ihr behielt er jedoch bei. Sorgsam achtete Constanze darauf, keine neuerlichen Unterbrechungen zu verursachen. Beim nächsten Mal würde er ihr eine vage Ausrede garantiert nicht mehr abkaufen.
    Wenige Schritte später hatten sie das Gedränge endlich hinter sich gelassen. Langsam zog Constanze ihre Hand aus seiner, obwohl sie spürte, dass diese Geste rein physischer Natur war. Denn was sich allmählich zwischen ihnen zu entwickeln begann, ließ sich bei Weitem nicht so einfach trennen. Zu allem Überdruss dachte sie ausgerechnet in diesem Augenblick daran, was Beate vor gefühlten zehn Jahren gesagt hatte. Ich garantiere dir, dein Traummann spaziert irgendwo da draußen herum. Du musst ihm nur die Chance geben, dich zu finden.
    Na toll. Constanze schnitt eine Grimasse. Mittlerweile war sie ziemlich sicher, wo sich dieses irgendwo da draußen befand. Immer dort, wo Daniel war …
    Er wandte sich zu ihr um und Constanze entspannte hastig ihr Gesicht.
    »Wie lange wirst du in Tschechien bleiben?«, fragte sie in einem kläglichen Versuch, ihren abhandengekommenen Seelenfrieden wiederzufinden.
    Daniel drückte die Taste der Fußgängerampel. »Kann ich schlecht sagen. Es kommt drauf an, wie schnell der Auftrag abgewickelt ist. Aber ich denke, länger als eine Woche wird es nicht dauern.« Die Ampel sprang auf Grün. »Macht es dir größere Umstände, unser Treffen zu verschieben?«
    »Nein, Eliah verbringt die Nacht bei Bekannten. Das wollte er sowieso schon lange mal wieder machen.« Sie überquerten die Straße.
    »Was hat er eigentlich zu unseren Plänen für den heutigen Abend gesagt? Hatte er etwas dagegen?«, fragte Daniel weiter.
    Sie suchte nach einer Möglichkeit, Eliahs Reaktion in Worte fassen, ohne sich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen. Sie konnte Daniel schlecht erzählen, dass ihr Sohn nur darauf wartete, sie beide als Paar zu sehen.
    »Er hat sich gefreut«, beschrieb sie die Lage so unverfänglich wie möglich.
    »Das gefällt mir.«
    In diesem Moment erreichten sie die Buchhandlung. Daniel blieb vor der Tür stehen. »Das Essen holen wir nach, versprochen?«
    »Abgemacht«, bestätigte Constanze und meinte es auch so, ihren ganzen Befürchtungen zum Trotz.
    Daniel winkte Beate zu, die nicht gerade unauffällig hinter der Schaufensterauslage aufgetaucht war. Sie winkte zurück, legte ihren Buchstapel ab

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