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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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erraten. Zum einen lag es an dem für ihre Verhältnisse geradezu spektakulärem Outfit, zum Löwenanteil aber an ihrem nicht minder spektakulären Begleiter. Nervös blickte sie zu Daniel, der mit einer Gelassenheit zurückschmunzelte, um die sie ihn aufrichtig beneidete. Sie kannte mindestens die Hälfte der anwesenden Personen, er hingegen kannte niemanden. Und trotzdem fühlte sie sich, als wäre es genau anders herum.
    »Ich hoffe, du langweilst dich nicht zu Tode.« Verlegen klammerte sie sich an ihre Tasche.
    »Hm?« Daniel neigte sich tiefer.
    Um sich bei dem Lärmpegel besser verständigen zu können, drehte Constanze ebenfalls den Kopf. »Ich sagte, hoffentlich wird es dir nicht langweilig. Neunundneunzig Prozent der Gespräche drehen sich um Bücher.«
    »Keine Sorge, damit kann ich leben.« Daniel nutzte die Gelegenheit, noch ein wenig dichter an sie heranzurücken. »Ob du’s glaubst oder nicht,« er senkte bedeutungsvoll die Stimme, »ich habe selbst welche.«
    Constanze biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen, dann nickte sie übermütig und legte spielerisch eine Hand auf seinen Arm. »Ach ja richtig, du hast ja ein japanisches Wörterbuch.«
     
    *
     
    Grinsend sahen sie sich an. Silas’ Bauchmuskeln zogen sich zusammen, wie immer, wenn Constanze locker mit ihm scherzte. Es war einfach genial, wenn sie ihn erheitert anstrahlte. Und noch genialer, wie oft sie es inzwischen tat. Plötzlich wünschte er, sie wären allein und er könnte – Stopp!
    Resolut trat er auf die Bremse. Das zweite Mal an diesem Abend. Als er sie vorhin abgeholt hatte, war er schon kräftig am Rudern gewesen. Es hatte nicht viel gefehlt, und seine legendäre Beherrschung wäre jämmerlich flöten gegangen – und das nur, weil sie in diesem bronzefarbenen Wahnsinnskleid vor die Tür getreten war.
    Normalerweise betrachtete er sich als einen Menschen, den nicht viel aus dem Tritt brachte, aber als Constanze vorhin aus ihrem Haus gekommen war, hätte er sie am liebsten geradewegs wieder hineingetragen. Er stand wie ein Teenager mit offenem Mund da und hatte sie sekundenlang höchst unfein angestarrt. Kein Wunder. Sie sah einfach zum Anbeißen aus. Allein die Reaktion der anderen Männer im Saal untermauerte, welchen femininen Zauber sie verströmte.
    Und ausgerechnet jetzt berührte sie ihn. Zwar nur am Arm, trotzdem hätte Silas am liebsten aufgestöhnt. Heißes Verlangen züngelte durch seine Lenden und weckte den archaischen Drang, sie vor aller Augen besitzergreifend an sich zu reißen. Gab es einen direkteren Weg, jedem potenziellen Konkurrenten im Raum zu signalisieren, dass sie zu ihm gehörte? Sinnend betrachtete er ihre kunstvolle Frisur, während sie den Kopf drehte, um nach ihrer Freundin Ausschau zu halten.
    »Da ist Susanne.« Erleichtert beugte Constanze sich wieder dicht zu Silas.
    Ihr blumiger Duft hüllte ihn ein und machte ihm noch bewusster, wie elektrisiert er von ihr war. Am liebsten hätte er sie geküsst. Nein, das würde er nicht tun. Beherrschung bewahren, Junge. Er kräuselte die Mundwinkel. Ja, Beherrschung. Zum dritten und mit Sicherheit nicht letzten Mal.
    Constanze ahnte gar nicht, welche Schwierigkeiten ihr sorgloses Verhalten ihm bereitete.
     
    *
     
    Froh, endlich Verstärkung gegen die glotzende Meute anrücken zu sehen, winkte Constanze Susanne zu.
    Diese winkte zurück und traf schon wenige Sekunden später bei ihnen ein. Sie umarmten sich innig, dann nahm Susanne Daniel ins Visier. Noch ehe er etwas sagen konnte, streckte sie ihm selbstbewusst die Hand entgegen.
    »Hallo, ich bin Susanne Schütz, Sabines Freundin.« Den Kopf schräg gelegt musterte sie ihn ungeniert. »Und Sie müssen Daniel Lander sein. Jedenfalls Bienes Beschreibung nach.« Sie zwinkerte Constanze verschwörerisch zu.
    Vor Verlegenheit wäre Constanze am liebsten im Boden versunken. Es gab Momente – zwar äußerst selten, aber es gab sie –, in denen sie ihrer Freundin liebend gern den Mund zugeklebt hätte. Etwas befangen schielte sie zu Daniel. Er erwiderte grinsend die herzhafte Begrüßung, nicht im Mindesten konsterniert von Susannes Direktheit. Stattdessen sah es sogar verdächtig danach aus, als würde ihm das Ganze einen Heidenspaß machen.
     
    *
     
    Von wegen langweiliger Abend. Silas war überzeugt, dass Constanze mit ihrer Befürchtung kilometerweit danebenlag. Er war erst seit wenigen Minuten hier und schon amüsierte er sich köstlich. Diese Susanne war jedenfalls nicht auf den Mund

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