Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
gefallen. Er mochte sie auf Anhieb, auch wenn er sich bei ihr vorsehen musste, denn auf den Kopf gefallen war sie offensichtlich genauso wenig. Nachdenklich betrachtete er die beiden plaudernden Frauen. Vielleicht sollte er versuchen, Susanne auf seine Seite zu ziehen, indem er durchblicken ließ, wie ernst er es mit Constanze meinte. Irgendwie schwante ihm, dass er jede Hilfe brauchen konnte, eröffnete er Constanze erst seine wahre Identität. Der Gedanke dämpfte seine Laune erheblich. Auch bei optimistischster Betrachtungsweise musste er zugeben, dass der Punkt, an dem er ihr hätte reinen Wein einschenken sollen, längst überschritten war. Wäre Jara hier gewesen, hätte sie ihm mit Anlauf in den Hintern getreten.
Ein großer rothaariger Mann gesellte sich zu ihnen und legte Susanne einen Arm um die Schulter. Frank Schütz, Susannes Mann. Auch er reichte Silas mit wissendem Lächeln die Hand. »Daniel Lander?«
Silas ergriff seine Hand. »Stimmt.« Anscheinend wusste hier jeder über ihn Bescheid. Er grinste still vergnügt. Wenn das kein gutes Zeichen war, was dann? Darüber hinaus sagte es ihm aber auch noch etwas anderes. Nämlich den Grad, mit dem das Ehepaar in Constanzes Privatleben involviert war. Äußerst hoch. Silas fragte sich, ob die beiden auch Details aus ihrer Vergangenheit kannten. Darauf würde er wetten. Man spürte es an der familiären Art, an der Gründlichkeit, mit der sie ihn in Augenschein nahmen, einfach an allem. Er musste höllisch aufpassen. Frank Schütz war Detektiv. Und nach dem, was er gehört hatte, kein schlechter.
»Sieht doch schon viel besser aus.« Susanne beäugte Constanzes Knöchel, der nur noch leicht bandagiert war. »Glaubst du, du kannst heute das Tanzbein schwingen?« Sie bremste eine vorbeieilende Kellnerin und schnappte sich einige Gläser. »Die Band soll einfach grandios sein.«
Constanze nahm den perlenden Sekt entgegen. »Ja, ich denke schon. Wenn ich’s nicht übertreibe. So arg …« Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden, weil jemand quer durch den Saal ihren Namen rief.
Roland Becker hatte die Gruppe in dem Gedränge ausgemacht und kam auf sie zu.
»Das mit dem Tanzen würde ich mir bei bestimmten Personen noch mal überlegen«, nuschelte Susanne aus dem Mundwinkel, bevor sie an ihrem Sekt nippte.
Silas’ Wangenmuskeln verhärteten sich, als er den gierigen Blick sah, mit dem Roland Constanze betrachtete. Es fehlte nicht viel, und dem Mann wäre der Sabber aus dem Mund gelaufen.
Constanze ließ sich ihren Unmut nicht anmerken. »Hallo Roland«, begrüßte sie ihn höflich, nachdem er sich frech in ihre Runde gedrängt hatte.
Silas wich keinen Millimeter von Constanzes Seite. Nur zu gut erinnerte er sich an die Begegnung auf dem Markt. Dieser Typ war die reinste Landplage. Aber Silas war nicht weniger hartnäckig, das würde Roland schon noch begreifen. Sollte Constanzes Nachbar ruhig merken, aus welcher Richtung der Wind wehte.
Offenbar erinnerte sich Roland ebenfalls außerordentlich gut an seine Niederlage, denn der Blick, mit dem er Silas maß, grenzte an offene Feindseligkeit.
»Und, haben Sie schon Material für ihre Kolumne gesammelt?«, erkundigte sich Frank.
Roland antwortete zwar, sah aber Constanze an. »Ja, sicher. Es sind einige interessante Leute da. Als ich vorhin auf den Parkplatz gefahren bin, habe ich Dr. Bertens gesehen. Er ist kurz vor mir gekommen.«
»Was?« Constanze runzelte irritiert die Stirn. »Das ist aber seltsam. Ich dachte, er wäre wegen Nierenversagens im Krankenhaus – jedenfalls hast du das erzählt, weißt du noch?«
»Da war ich wohl falsch informiert.« Er wollte lässig abwinken und erwischte dabei das Tablett einer Kellnerin. Die Frau versuchte noch, das Missgeschick auszubalancieren – vergeblich. Mit lautem Getöse gingen Gläser samt Inhalt zu Boden.
Erbost packte Roland die Frau am Arm. »Sie dürfen nicht so nahe an den Gästen vorbeigehen. Sie sehen ja, was dann passiert.«
Constanze und Susanne blickten sich an, dann stellten sie gleichzeitig ihre Gläser ab und gingen in die Knie.
Silas griff nach dem Tuch, das über dem Arm der Kellnerin hing. »Darf ich?«
Sie nickte abwesend, noch immer damit beschäftigt, Roland zu beschwichtigen.
Mit dem Tuch bewaffnet beugte sich Silas über Constanze. »Lass mich das machen, nicht dass sich noch jemand schneidet.«
Constanze machte ihm Platz, als er neben ihr in die Hocke ging. Sie hielt ihm das Tablett hin, sodass er mit dem Tuch die
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