Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
wieder bei ihnen ein. Silas fluchte innerlich. Jetzt würde der Typ wieder wie eine Klette an ihnen hängen. Dagegen sollte er etwas unternehmen … Er stellte sein Glas ab. Manchmal musste man seinem Glück eben nachhelfen. Hatte Roland nicht vorhin etwas von einem Parkplatz erwähnt?
Silas entschuldigte sich und arbeitete sich in Richtung Toilette. Sein Ziel waren jedoch nicht die Waschräume, sondern ein Nebenausgang, durch den man auf die Terrasse gelangte. Dort angekommen brauchte er keine zwei Minuten, um mithilfe des Handys Rolands Autokennzeichen herauszufinden. Als Nächstes rief er die Rezeption des Hotels an, in dem der Ball stattfand. Nach dem kurzen Gespräch ließ Silas das Handy wieder in die Hosentasche fallen. Leise vor sich hin pfeifend machte er sich auf den Rückweg. Als er an der Bar eintraf, war von Roland weit und breit nichts zu sehen. Silas lächelte. Männer und ihre Autos … das funktionierte immer. Ohne sich irgendetwas anmerken zu lassen, setzte er sich wieder neben Constanze auf den Barhocker und angelte nach seinem Drink.
»Findest du nicht auch, dass man Billigweizen verbieten sollte?«, bezog ihn Susanne umgehend ins Gespräch ein.
Silas blickte sie verwundert an. »Was ist denn aus der Diskussion über gekürzte Zeitungsartikel geworden?«
Constanze lächelte. »Hat mit Roland das Haus verlassen.«
»Roland ist gegangen?«, fragte Silas unschuldig. »Warum?«
Frank zuckte die Achseln. »Holger vom Empfang hat ihm gesagt, dass jemand beim Ausparken einen fiesen Kratzer in seinen Porsche gefahren hat. Er ist davongerannt, als hätte er Hummeln im Arsch – entschuldigt den Ausdruck, Mädels.« Er nahm einen Schluck von seinem Daiquiri. »Dumme Sache.«
Porsche? Silas grinste boshaft in sein Glas. Das war ja ein Volltreffer gewesen.
Constanze runzelte die Stirn. »Roland hat sich einen Porsche gekauft? Neulich hat er mir noch lang und breit erklärt, dass er sich den Wagen eigentlich nicht leisten kann. Und jetzt so ein Schaden. Das ist bitter.«
»Jeder bekommt das, was er verdient«, vermeldete Susanne. »Barkeeper? Darauf noch eine Runde.«
Sie verbrachten fast eine Stunde an der Theke, ehe sie sich wieder unter die anderen Gäste mischten. Silas verfolgte interessiert, wie viele Menschen im Laufe des Abends eine Unterhaltung mit Constanze begannen. Es war offensichtlich, wie gut sie sich in der Buchbranche auskannte. Sie bekam sogar einen Blumenstrauß für ihre außergewöhnliche Unterstützung kleinerer Verlage. Als jedoch ein Fotograf ein Gruppenbild von den Beteiligten dieses Projekts schoss, hielt sie sich gekonnt im Hintergrund. Silas begriff auch sofort, warum. Trotz ihres persönlichen Einsatzes wollte sie unter keinen Umständen in einer Zeitung abgelichtet werden, die möglicherweise Michael von Richtstetten in die Hände fiel. Der Gedanke setzte ihm zu. Es war nicht gerecht, dass sie ihr Leben in vielerlei Hinsicht immer noch nach ihrem Exmann ausrichten musste. Constanze schien sich darüber jedoch nicht zu grämen. Als Silas sah, wie lebhaft sie mit einem weiteren Buchhändler zu plaudern begann, schüttelte er lächelnd den Kopf. Er hatte schon vermutet, dass sie eine leidenschaftliche Person war, jetzt sah er sich bestätigt. Selten hatte er jemanden so enthusiastisch über Bücher diskutieren sehen wie Constanze. Plötzlich dachte er an seine recht beeindruckende Buchsammlung, die er beim Kauf des Hauses mit erworben hatte. Die musste er ihr bei Gelegenheit unbedingt zeigen.
Constanze drehte sich aufgeregt zu ihm. »Puh, Gott sei Dank habe ich die Signierstunde mit Marianne Hellenkamp schon unter Dach und Fach. Ihr Buch hat eingeschlagen wie eine Bombe und jetzt reißen sich alle um die letzten Termine.« Sie betastete unauffällig ihre Frisur.
Silas hob die Hand und glättete mit einem Finger die aufwendig geflochtenen Haare in ihrem Nacken. »Alles noch an seinem Platz.« Er streichelte behutsam die seidigen Strähnen entlang. »Keine Sorge, ich pass schon auf, dass du nicht wie ein Struwwelpeter aussiehst.«
Verlegen senkte Constanze den Kopf und roch an den Blumen. »Struwwelpeter«, wiederholte sie das Wort, als ihr plötzlich dessen Sinn aufzugehen schien. Sie sah zu ihm hoch. »Du meinst, wie an dem Tag im Park?«
Silas grinste nur.
Constanze kniff die Augen zusammen. »Das muss lustig gewesen sein.«
Immer noch grinsend schob er die Hände in die Hosentaschen. »Nur ein ganz kleines bisschen, ehrlich.«
»Lügner. Du hättest wenigstens
Weitere Kostenlose Bücher