Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
plötzlich verletzlich und verunsichert. „Wir begeben uns in ihre Welt, Jake. Ich weiß, dass du nicht …“
„He …“ Er nahm sie beruhigend in die Arme. „Ich werde mich gern anpassen, Merlina. Und wie du genau weißt, fühle ich mich in dieser Kleidung sehr wohl, schließlich ziehe ich mich auch im Büro so an.“
„Ja, richtig.“ Sie entspannte sich spürbar.
„Weißt du, was das eigentliche Problem ist?“, versuchte er sie weiter aufzumuntern. „Du hast diese Sache nicht selber geplant, deshalb hast du nicht jedes Detail unter Kontrolle. Aber manchmal muss man sich auch auf andere verlassen.“
Sie lachte nervös. „Das versuche ich, Jake.“
„Gut, dann heb jetzt mit mir ab“, meinte er und zwinkerte ihr aufmunternd zu, bevor er ihr einen Arm um die Taille legte und sie in die Abflughalle führte.
Merlina versuchte; die Angst zu verdrängen, dass es mit einer schlimmen Bruchlandung enden könnte, wenn sie mit Jake Devila abhob. Zwei ihrer Brüder würden sie mit dem Wagen abholen – Danny, der vierunddreißig, und Joe, der dreiunddreißig war. Beide, da zweifelte sie nicht, hätten Jake als arroganten Stadtschnösel abgestempelt, wenn er in seinem eleganten Maßanzug aufgetreten wäre. Der erste Eindruck war sehr wichtig.
Sie zweifelte nicht, dass Jake sich anpassen konnte und sich ganz bestimmt auch alle Mühe geben würde. Aber was würde er hinter seiner charmanten Fassade wirklich denken und fühlen? Merlina wusste, dass er sie begehrte und fest entschlossen war, sie so lange festzuhalten, wie er sie wollte. Aber abgesehen von Lust und einem unbändigen Siegeswillen, waren Jakes Gefühle ihr ein Rätsel, und sie musste sie unbedingt ergründen, bevor sie heirateten. Sosehr sie sich auch danach sehnte, mit Jake zusammen zu sein, die Ehe war für sie kein Spiel. Ein Vertrag fürs Leben. Kinder inbegriffen.
Ja, sie musste abwarten und ihn beobachten und durfte sich dabei nicht von ihren eigenen Gefühlen blenden lassen.
Jake nutzte den Flug, um von Merlina zu erfahren, wer an dem Familientreffen teilnehmen würde und wie diese Personen im Einzelnen in Beziehung zueinander standen, wobei er sich gleichzeitig bemühte, die Namen zu lernen. Es war nicht viel anders als die Vorbereitung auf ein Geschäftstreffen, außer dass die Anzahl der Personen größer war. Jedenfalls fühlte Jake sich gut vorbereitet, als sie in Griffith landeten.
Nicht gefasst war er auf den überschwänglichen Empfang durch Danny und Joe. Zwei große kräftige Männer wirbelten Merlina herum, drückten und küssten sie, klopften Jake auf den Rücken und schüttelten ihm herzlich die Hand, das Ganze garniert mit deftigen Kommentaren.
„He, Merlina, hast du dir schließlich doch noch einen Mann geangelt!“
„Bravo, Jake! Wir dachten schon, wir würden unsere Miss Unabhängig nie unter die Haube bringen.“
„Mama fühlt sich wie im siebten Himmel, weil es nicht nur eine Geburt, sondern auch noch eine Hochzeit zu feiern gibt.“
All die ungekünstelte Herzlichkeit und Freude berührte in Jake einen wunden Punkt, sodass er sich seltsam verunsichert fühlte. Das war kein geübter Charme, sondern kam direkt aus dem Herzen. Sein eigenes Lächeln kam ihm plötzlich im Vergleich mit dem breiten Grinsen von Merlinas Brüdern falsch und gekünstelt vor.
Sobald sie in dem großen Range Rover saßen und sich auf dem Weg zum Weingut der Rossis befanden, wurde Jake dann bereits etwas genauer unter die Lupe genommen. „Sie waren also Merlinas Boss“, begann Danny. „Erzählen Sie uns doch von Ihrer Firma, Jake.“
Er folgte der Aufforderung bereitwillig, wobei er Wert darauf legte, deutlich zu machen, dass Signature Sounds anders als manch andere Firmen, die mit Klingeltönen handelten, ein durch und durch seriöses Unternehmen war, bei dem die Kunden nur für das bezahlten, was sie auch wirklich haben wollten, und das von Minderjährigen eine Einwilligung der Eltern verlangte.
Sowohl Danny als auch Joe besaßen natürlich ein Handy und benutzten Computer – welches Unternehmen kam heute noch ohne die modernen Technologien aus –, dennoch machten sie keinen Hehl aus ihrem Erstaunen, dass man mit etwas richtig Geld verdienen konnte, was sie als völlig überflüssig betrachteten.
Bis dahin hatte Jake eigentlich nie ernsthaft den Wert dessen, was er tat, in Frage gestellt. Er hatte die Idee entwickelt und war überzeugt gewesen, sie vermarkten zu können. Finanziell war es ein gewaltiger Erfolg geworden, was er
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