Wieder nur ein Spiel
schloss erschöpft die Augen.
Als Duarte zehn Minuten später kam, war Emily kurz vorm Einschlafen. “Gute Nacht”, murmelte sie nur noch matt.
“Soll das heißen, dass du mir jetzt die kalte Schulter zeigst?” fragte er gereizt.
Emily seufzte tief. “Nein, ich bin nur schrecklich müde.”
Nachdem Duarte ebenfalls geduscht hatte, legte er sich zu Emily und zog sie an sich. “Bliss hat tatsächlich eine alte Standuhr”, sagte er unvermittelt. “Ich war zwar noch nie bei ihr zu Hause, aber ich erinnere mich daran, dass sie mir einmal erzählt hat, das Einzige, was ihr Vater ihr hinterlassen habe, sei eine alte, hässliche Standuhr. Und nachdem ein Schätzer ihr geraten hatte, die Uhr auf Grund ihres hohen Wertes zu behalten, hat Bliss sie schließlich nach Portugal verschiffen lassen.”
“Hm …“, antwortete Emily nur.
“Du kannst jetzt nicht schlafen, minha jóia. Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?”
“Erzähl’s mir morgen früh…”
„Es ist schon morgen früh, und in genau sechs Stunden fliegen wir nach London.”
Duarte rüttelte Emily sanft, doch sie war bereits eingeschlafen.
Emily blickte von ihrer Zeitschrift auf und sah Duarte verunsichert an. Seit ihrem gemeinsamen Frühstück vor zwei Stunden hatte er kaum ein Wort mit ihr gesprochen. Auch die Fahrt zum Flughafen war schweigend verlaufen. Nun saßen sie in seinem Privatjet auf dem Weg nach London und würden in einer halben Stunde landen.
“Weißt du noch, was ich dir erzählt habe, kurz bevor du eingeschlafen bist?”
fragte Duarte endlich.
Emily schüttelte den Kopf, obwohl sie sich noch sehr genau an letzte Nacht erinnern konnte. Duarte hatte sie zuerst gefragt, ob sie ihm die kalte Schulter zeige, und dann hatte er von Bliss’ Standuhr gesprochen. Und danach, es musste gegen sieben Uhr morgens gewesen sein, hatten sie sich leidenschaftlich geliebt.
Emily errötete leicht und richtete den Blick wieder auf die Zeitschrift.
“Warum sagst du nichts?”
“Weil ich müde bin. Letzte Nacht hat mich ziemlich fertig gemacht.”
Duarte schwieg einen Moment, dann sagte er unvermittelt: „Ich habe schon verstanden, was du mir erklären wolltest, Emily. Und ich kann dir versichern, dass ich nie intim mit Bliss gewesen bin.”
Emily nickte nur, ohne aufzublicken.
“Emily, bitte sieh mich an.”
Da hob sie den Kopf, und Duarte sah Tränen in ihren Augen schimmern. Er nahm Emilys Hände und drückte sie sanft. “Bitte weine nicht, minha jóia. Es ist schon schlimm genug, dass ich so ein Schuft gewesen bin.”
Emily schluckte schwer. “Du warst kein Schuft. Du bist nur … “
“Doch, ich habe aus unserer Ehe ein Desaster gemacht”, gestand Duarte plötzlich zu Emilys Erstaunen. „In Zukunft wird sich vieles ändern, das verspreche ich dir. Nur geht das vielleicht nicht unbedingt von heute auf morgen.” Er sah Emily an und lächelte zerknirscht. “Macho bleibt eben Macho, aber ich werde mir Mühe geben … “
Emily biss sich auf die Lippe. “Und warum … sagst du mir das gerade jetzt?”
“Ich konnte heute Nacht nicht schlafen, weil ich ständig an die Szene auf der Veranda denken musste. Du hast Recht, nach Jarrets Kuss konntest du keinen einzigen Satz sagen, ohne von mir unterbrochen zu werden.”
“Du warst so furchtbar wütend, dass ich…”
“Emily, hör mir zu, was ich dir sagen will, ist…”
“Ich weiß schon, was du sagen willst, Duarte. Du hast Angst, dass ich mich, wenn wir in London sind, weigern könnte, mit Jamie zurück nach Portugal zu fliegen. Aber das werde ich nicht tun, wirklich nicht.”
Duarte lehnte sich zurück und betrachtete Emily eine Weile schweigend. “Ich wollte dir eigentlich etwas anderes sagen. Und zwar, dass du … dass du mir zum ersten Mal im Leben überlegen bist”, brachte er schließlich hervor.
Emily sah ihn verwundert an. Noch nie hatte sie erlebt, dass Duarte derart verunsichert war. “Ich will dir Jamie nicht wegnehmen”, versicherte sie bestimmt. “Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, dass ich…”
„Wenn du heute Abend mit mir zurück nach Portugal fliegst”, fuhr er fort, als hätte er ihren Einwand gar nicht gehört, “dann bekommst du das Hochzeitskleid und die Flitterwochen, die du dir so sehr gewünscht hast. Ich würde dir sogar den Mond vom Himmel holen, wenn du es wolltest.”
Emily wusste zunächst gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Was war nur plötzlich los mit Duarte? Hatte er wirklich solche Angst, Jamie zu
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