Wieder nur ein Spiel
verlieren?
Emily musste sich allerdings eingestehen, dass seine Befürchtungen nicht ganz unbegründet waren, denn schließlich hatte sie ihn diesbezüglich schon einmal enttäuscht.
“Duarte, ich … ich muss dir was erklären”, sagte sie schließlich. “Ich habe dir meine Kontakte zu Bliss verschwiegen, weil sie einmal gesagt hat, du hättest etwas dagegen, wenn ich mich mit einem deiner Angestellten anfreunden würde.
Sie hatte mich gebeten, dir nichts von unserer Freundschaft zu erzählen, weil sie befürchtete, es könnte ihrer Karriere schaden.” Emily sah Duarte verunsichert an. Sie musste ihm die Sache mit Toby erklären, auch wenn er davon nichts hören wollte. “Bliss war auch diejenige, durch die ich Toby kennen gelernt habe”, fuhr sie deshalb entschlossen fort. “Sie hat mich dazu ermutigt, mich von Toby malen zu lassen. Das Porträt hätte ein Geschenk für dich werden sollen.”
“Emily, ich will nichts…”
“Bitte, Duarte, lass mich ausreden. Ich habe Portugal nur deshalb so überstürzt verlassen, weil Bliss mir erzählte, sie hätte zufällig ein Gespräch zwischen dir und deinem Anwalt mit angehört. Angeblich hättest du ihn gefragt, wie deine Chancen stünden, mir mein Baby gleich nach der Geburt wegzunehmen.”
Da veränderte sich Duartes Gesichtsausdruck unvermittelt, und er sah Emily finster an. “War das alles? Oder gibt es sonst noch etwas, das du mir sagen wolltest?”
“Nein”, antwortete Emily, doch das stimmte nicht ganz. Sie hätte Duarte gern noch mehr erzählt, doch da die Maschine bereits zur Landung ansetzte, beschloss sie, das Thema erst später wieder aufzugreifen.
So schwiegen beide, und erst als sie im Flughafengebäude standen, sprach Emily Duarte wieder an. “Ich lasse Jamie bei dir, solange ich bei meinen Eltern bin. Ist das in Ordnung?”
Duarte runzelte die Stirn. “Wir wollten doch gemeinsam gehen.”
“Hast du nicht ein Meeting?”
“Das habe ich verschoben.”
Emily wusste nicht, was sie davon halten sollte. Wollte Duarte sie wirklich ihretwegen zu ihren Eltern begleiten, oder hatte er nur Angst, sie könnte ihm erneut davonlaufen? Offensichtlich hatte er so wenig Vertrauen zu ihr, dass er sie nicht einmal ohne Jamie wegfahren ließ. Emily atmete tief durch und erklärte bestimmt: “Ich möchte aber lieber allein mit meinen Eltern sprechen.”
“Das kommt gar nicht infrage. Du weißt doch, wie deine Familie dich behandelt. Wenn ich dabei bin, werden sie wenigstens gewisse Grenzen einhalten. Ich schicke das Kindermädchen mit Jamie nach Ash Manor, und wir kommen dann später nach, einverstanden?”
“Aber ich muss allein mit meiner Mutter sprechen”, beharrte Emily.
“Außerdem hast du mir versprochen, dich zu ändern. Du wolltest mich nicht mehr bevormunden und auch nicht unter Druck setzen, aber bis jetzt habe ich noch nichts davon gemerkt.”
Duarte stöhnte auf. “Also gut, dann geh eben ohne mich. Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. “
Einerseits war es Emily tatsächlich lieber, ohne Duarte zu ihren Eltern zu fahren, doch andererseits war sie gerührt, wie sehr er sich allem Anschein nach um sie sorgte. Deshalb beschloss sie, einen Kompromiss zu schließen, und erklärte sich damit einverstanden, sich von Duartes Chauffeur nach Hause fahren zu lassen.
10. KAPITEL
“Ach, du bist es”, meinte Lorene Davies kühl, nachdem Emily an der Tür geklingelt hatte. “Komm rein.”
Nervös folgte Emily ihrer Mutter, die trotz ihrer vierundfünfzig Jahre immer noch eine schlanke und attraktive Frau war, in die Küche. Emily blieb im Türbogen stehen, während Lorene Davies schmutziges Geschirr in die Spülmaschine räumte.
Nicht gerade der tollste Empfang nach acht Monaten, dachte Emily missmutig.
Doch was hatte sie erwartet? Dass ihre Mutter ihr vor lauter Begeisterung um den Hals fallen würde?
“Hast du schon Kontakt zu deinem Mann aufgenommen?” fragte Lorene Davies schließlich mehr beiläufig als interessiert. “Er war letztes Jahr hier und hat nach dir gefragt. Und dann hat er uns auch noch Vorwürfe gemacht, als wir ihm erzählt haben, dass du hier gewesen seiest und wir dich wieder weggeschickt hätten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie peinlich mir die ganze Sache war.” Lorene Davies schüttelte ärgerlich den Kopf. “Aber was rege ich mich überhaupt auf. Du warst ja schon immer ein Problemkind! “
Emily spürte einen Stich im Herzen, wie immer, wenn ihre Mutter sie in ein
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