Wiederkehr des Bosen
darüber, will aber auch nichts sagen«, fügte Cam hinzu. »Und deswegen habt ihr mich gerufen ?« Ileana verdrehte ihre wunderbaren Augen. »Es wird euch doch wohl nicht schwer fallen, das Mädchen auszuhorchen. Sie würde es doch gar nicht merken, denn besonders clever sieht sie nun wirklich nicht aus.«
»Es geht nicht nur um Luce«, erklärte Alex. Sie wollte noch von Ike erzählen, wollte fragen, ob Ileana wusste, was passiert war. Aber Ileanas Augen blitzten, und Alex merkte, dass sie darüber jetzt nicht auch noch reden durfte. Sie trat den geordneten Rückzug an. »Ich meine, selbst wenn wir Luce überreden können, uns alles zu erzählen, was sie weiß, gibt es noch drei wirklich böse Jungs, die uns hindern könnten, Ev zu helfen.« Unten läutete es an der Haustür. Ileana ging nicht auf Alex' unausgesprochene Frage ein, sondern sagte mit viel Betonung: »Das einzig Gute an herzlosen, übellaunigen Onkel ist, dass sie immer bereit sind, dir zu helfen, wenn du jemanden aus dem Weg haben willst.«
Kapitel 11 - WAHRHEITSFINDER
Während Alex und Cam Lucinda hereinließen, segelte Ileana in die Küche. Als Cam ihr nachging, war die ständig gereizte Hexe bereits wieder verschwunden. Nur noch ein schwächer werdender Duft von Tannennadeln und Minze hing in der Luft. Die Hintertür schwang im Wind hin und her und knarrte leise, aber von Ileana war nichts mehr zu sehen.
»Du wolltest uns doch helfen!«, schrie Cam wütend in den stürmischen Nachmittag hinaus und knallte die Tür zu. Als sie durch die Küche zum Wohnzimmer zurückging, stolperte sie über einen kleinen mitternachtsblauen Samtbeutel, der auf dem Boden lag. In dem Beutel fand sie eine glitzernde Kristallkugel, einen kleinen Kräuterstrauß und ein winziges Buch mit Zaubersprüchen. Cam roch an den duftenden Kräutern und probierte eines davon. Es ließ einen seltsamen, aber angenehmen Geschmack von frischem Seetang auf der Zunge zurück.
Einen Augenblick später hörte sie sich sagen: »Shane fehlt mir, aber dieser Andy Yatz ist eine absolute Bombe. Wenn Luanda nicht schon so total auf ihn abgefahren wäre, würde ich ihn mir nehmen.«
Cam war so verblüfft, dass sie beinahe den Beutel fallen ließ. Wieso hatte sie das gesagt?, fragte sie sich. Ganz abgesehen davon, dass es die Wahrheit war - warum nur waren ihr die Worte überhaupt entschlüpft? Sie betrachtete die Kräuter misstrauisch, dann begann sie zu grinsen. Sie hatte eine Idee.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, trug sie eine Tasse Kakao in der Hand. »Du bist bestimmt halb erfroren«, sagte sie mitfühlend zu Lucinda. »Hier, der Kakao wird dich aufwärmen.«
Luce nahm die Tasse dankbar entgegen, während Alex ihrer Schwester eisige Blicke zuwarf. Wieso spielst du hier das Hausfrauchen? Normalerweise kannst du doch nicht mal Tee kochen!
»Oh. Bin gleich wieder zurück, hab noch was in der Küche vergessen«, flötete Cam mit ihrem freundlichsten Gastgeber-Lächeln im Gesicht.
Sie holte das Miniaturbuch und blätterte darin, während sie in das Wohnzimmer zurückkehrte. Alex berichtete mürrisch: Noch immer nichts. Da ist kaum was zu machen. Sie hat nur Andy im Kopf und kann über nichts anderes reden oder auch nur denken. Cam warf ihrer Schwester ganz nebenher den Samtbeutel in den Schoß. Luce war so mit sich und ihrer Erzählung beschäftigt, dass sie davon keine Notiz nahm. Mit besten Empfehlungen von Karsh's zickiger Partnerin. Außerdem hinterließ sie noch dieses kleine Lehrbuch. Es heißt Wahrheitsfinder...
»Also, denkt euch nur«, plapperte Lucinda weiter, »er ist so, absolut, ich meine, total mutig. Ich hab schon immer gewusst, dass er irre clever ist, wirklich ein Superboy. Aber ich hätte nie geglaubt, dass er auch so total mutig sein könnte, wenn ihr wisst, was ich meine. Ich meine, habt ihr gesehen, wie er diese fiesen Schlangentypen auflaufen ließ? Ich hätte ihn am liebsten ...«
Alex starrte Ileanas Kristall an und warf Cam einen fragenden Blick zu. Als Cam nickte, warf sie den funkelnden Kristall in Lucindas Schoß.
»Lucinda«, sagte Cam zu dem verblüfft dasitzenden Mädchen, »du möchtest doch, dass wir Evan helfen, stimmt's?«
»Wie wäre es, wenn du uns endlich mal erzählen würdest, was du weißt? Von Anfang an?«, drängte Alex. Lucinda blickte schuldbewusst auf die geschliffenen Facetten der Kugel in ihrer Hand. »Ich ... Hört mal, Leute, ich kann euch nicht mehr erzählen als das, was ich schon erzählt habe.«
»Aber du weißt mehr,
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