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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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versteinerter Miene entgegnete Henry: »Was versteckt, Mr. Hewitt?«
    »Ist es in der Scheune?«
    »In der Scheune ist nichts als Heu und Stroh.«
    »Als dein Grundbesitzer bin ich berechtigt, deine Gebäude zu inspizieren.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher, Sir«, sagte Henry. »Darf ich fragen, was Sie in unserer Scheune zu finden glauben, das Sie nicht in jeder anderen Scheune in der Grafschaft finden würden?««Weizensaatgut.«
    »Oh!«
    »Hältst du mich für einen Narren, Brodie? Ich weiß, dass es keine drei Tage her ist, dass du in Mr. Fletchers Saathandlung zehn Beutel gekauft hast.«
    »Woher wissen Sie das denn, Mr. Hewitt?«
    »Diese Stadt ist zu klein, um Geheimnisse zu hüten, Brodie. Fletcher hat es mir erzählt. Und von ihm weiß ich auch, dass du in bar bezahlt hast.« Neville Hewitt grinste spöttisch. »Nun, wo ist dieses Saatgut, und woher hattest du das Geld, um es zu bezahlen?«
    »Das Saatgut, Sir, lagert im Pferdestall.«
    »Und das Geld?«
    Henry überlegte schnell. »Mein Vater hatte etwas Geld beiseitegelegt.«
    »Hatte er das, ja? Aber meine Pacht konnte er nicht bezahlen. Das könnte den Amtsrichter interessieren, meinst du nicht? Täuschung kommt einem Verbrechen sehr nahe.«
    »Es ist kein Verbrechen«, widersprach Henry. »Das Geld wurde vor Jahren beiseitegelegt, in Form einer kleinen Leibrente aus dem Nachlass meines Großvaters. Mein Daddy hat es in einen Sterbefonds umgewandelt, der nicht vor seinem Tod angerührt werden konnte.«
    »Sehr raffiniert«, bemerkte Neville Hewitt. »Und wo ruht diese praktische Summe, wenn ich fragen darf?«
    »Auf der Farmer’s Bank in Dundee.«
    »Dundee?«
    »Wo mein Vater her war, und sein Vater vor ihm.«
    »Und die Farmer’s Bank hat euch wie bezahlt?«
    Henry begriff, dass er sich selbst eine Grube gegraben hatte. Wenn er behauptete, die Summe wäre mit einem Wechsel bezahlt worden, dann konnte Hewitt das vielleicht zurückverfolgen und als Lüge entlarven; aber andererseits würde keine Bank, schon gar keine im fernen Dundee, einen Kurier mit Bargeld im Beutel entsenden, es sei denn, die betreffende Summe war wirklich sehr hoch.
    Er hatte allzu lange an Schlafmangel gelitten; seine Erfindungsgabe war völlig erschöpft. Einen Moment war er versucht, Hewitt in die Scheune zu zerren, das Stroh wegzureißen, ihm die Brandyfässer zu zeigen und zu rufen: »Da, verdammt noch mal! Daher ist unser Geld gekommen, Geld, um das Saatgut zu kaufen, das Sie uns vorenthalten haben.«
    Er öffnete den Mund, stockte, und dann hörte er seinen Bruder rufen: »Zwanzig Pfund, Hewitt. Zwanzig Pfund würden Sie nicht zufriedenstellen. Zwanzig erbärmliche Pfund, die wie Unkraut aus den vier schottischen Pfund erwachsen, die sich mein Großvater verdient hat, indem er vor annähernd fünfundvierzig Jahren für den König gegen Charlie gekämpft hat. So hat dieses Jakobiten-Debakel wenigstens etwas genützt, auch wenn es lange genug gedauert hat, bis es etwas abgeworfen hat.«
    Weder Henry noch Hewitt hatten Tom aus dem Cottage kommen sehen. Er war im Nachthemd, mit einer schmutzigen alten Hose darüber, und barfuß. In einer Hand trug er einen Nachttopf – einen vollen Topf, wie es aussah –, der schwappte und spritzte, während Tom über den Hof auf das Feldgatter zustapfte.
    »Sie würden uns nicht nur die Haut abziehen, Hewitt, sondern auch noch den letzten verdammten Halfpence abknöpfen, den wir auf dieser Welt haben, das Erbe meines Großpapas«, fuhr Tom fort, »seinen Lohn für seine treuen Dienste gegenüber der Krone – zwanzig verdammte Pfund, angespart in über vierzig Jahren, die Sie uns wegschnappen wollen? Nein, nein, nein!«
    Hewitt wich einen Schritt zurück. Den jüngeren Brodie konnte er vielleicht zusammenstauchen und schikanieren, aber er hatte eine Heidenangst vor dem älteren, der in seinen Augen im Begriff war, dem Wahnsinn zu verfallen. Neville Hewitt hielt sich an der Stange des Gatters fest und wäre vielleicht darübergeklettert, wenn Henry nicht einen Arm ausgestreckt hätte, um seinen Bruder zurückzuhalten.
    »Ruhig, Tom, ganz ruhig«, meinte Henry.
    »Was zum Teufel will er denn jetzt schon wieder von uns?«, brüllte Tom.
    »Er hat gehört, dass wir Saatgut haben. Er will es sehen.«
    »Dann zeig ihm das verdammte Saatgut, und danach kann er wieder verschwinden.«
    »Nein«, sagte Neville Hewitt. »Nein, nein. Jetzt, nachdem du es mir erklärt hast ...« Er schloss die Augen und hielt sich die Hände vors Gesicht, während

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