Wiedersehen in Hannesford Court - Roman
überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Sicher, Margot hat sie eingeladen, aber sie fürchtete sich vor den ganzen Leuten. Zuerst waren sie sehr charmant zu ihr, vergaßen aber bald, dass sie existierte.«
Er berührte die Narben in seinem Gesicht. »Mein Gott, was habe ich diese Picknicks gehasst! Immer diese verdammten Picknicks. Den ganzen Sommer lang, immer das Gleiche. Ich wollte sie nicht dabeihaben. Ich wollte nicht, dass sie diesen Zirkus mitmachte. Sie war meine eigene, persönliche Entdeckung. Ich wollte Julia für mich behalten, und der Rest der Welt sollte sich zum Teufel scheren. Aber sie ging gerne hin, obwohl niemand mit ihr sprach. Sie wollte dabei sein.«
Er trank einen Schluck Bier.
»Es war hoffnungslos. Ich hatte mich beinahe damit abgefunden, dass ich sie nie für mich gewinnen würde, und dann, eines Tages, war sie bereit, mit mir spazieren zu gehen. Und von diesem Tag an veränderte sich alles.«
Reggies Stimme wurde weicher, und der Schmerz schien aus seinem Gesicht zu verschwinden.
»Es war, als hätte ich an jenem Tag alles richtig gemacht. Es war heiß. Wir gingen zu den Wiesen am Fluss hinunter,und sie schaute mich tatsächlich an. Ich blickte auf, und ihre Augen ruhten auf meinem Gesicht, als würde sie gerade eine Entscheidung treffen. Und mir wurde klar, dass sie mich aufforderte, sie ebenfalls anzuschauen, und plötzlich schien sich die ganze Welt zu verändern …«
Er blickte auf und lächelte traurig.
»Mein Gott, was war ich doch für ein Narr. Schließlich landeten wir ganz allein im Bootshaus. Keine Sorge, ich habe die Situation nicht ausgenutzt. Ich gebe zu, der Gedanke ist mir gekommen, aber so sollte es nicht mit uns sein. Ich wollte wohl … dass es vollkommen war. Aber die Sache ging etwas weiter, als ich beabsichtigt hatte.« Unsere Blicke trafen sich. »Wahrscheinlich verachtest du mich dafür. Ich bin mir sicher, du wärst ein Muster an Zurückhaltung gewesen.«
»Nein«, erwiderte ich leise. »Das bin ich ganz bestimmt nicht.«
»Für mich war es wirklich einer der wunderbarsten Nachmittage in meinem ganzen Leben. Wer war da wohl der Romantiker? Der Träumer?«
Als er das Bootshaus erwähnte, wurde ich nachdenklich.
»Wann genau war das?«
»Am 25. Juni«, erwiderte Reggie spontan. »Lächerlich, was? Wie sentimental von mir, sich dieses Datum zu merken.«
Ich versuchte, mir den zeitlichen Ablauf vorzustellen. Es musste der Donnerstag vor dem Rosenball gewesen sein. Zwei Tage bevor ich dem erschütterten Professor im Rosengarten begegnete.
Reggies Finger berührten wieder sein Gesicht. »Mein Gott, wenn ich an den jungen Mann denke, der ich damals war … Sieh mich jetzt an.«
Er schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen und fuhr dann fort.
»Ich weiß noch, wie ich sie im Bootshaus geküsst und gesagthabe: › Jetzt musst du mich heiraten. ‹ Und sie hat nur gelächelt und › ja ‹ gesagt. Und ich hielt mich für den glücklichsten Mann der Welt. Nein, ich war der glücklichste Mann der Welt. Natürlich wusste ich, dass meine Eltern Theater machen würden, aber das war mir egal. Sie sollten sich zum Teufel scheren. Immerhin würde Harry die Erbin ihrer Träume heiraten. Und dann wäre es nicht mehr wichtig, was ich tat.«
»Hast du es ihnen erzählt?«
»Nein.« Er wandte sich zu mir. »Ich habe es Harry erzählt.«
Nebenan lachte jemand schallend. Das Geräusch übertönte das übliche Gemurmel, und Reggie wartete geduldig, bis sich der Lärm gelegt hatte.
»Ich hatte nicht vor, es ihm zu sagen«, sagte er leise. »Es war ein oder zwei Tage später, als sie den Ausflug nach Bearhampton gemacht haben. Erinnerst du dich? Ich bin nicht mitgefahren, weil Julia und ich uns vor dem Mittagessen am See treffen wollten. Irgendwann morgens bin ich Harry über den Weg gelaufen. Er wollte gerade mit Anne Gregory Tennis spielen, schien aber zu merken, dass etwas im Busch war. Er ließ mir keine Ruhe und fragte, warum ich nicht mit zu der Pferdeauktion gefahren sei. Ich dachte, er hätte es erraten.«
Reggie schüttelte traurig den Kopf.
»Vielleicht wollte ich es auch nur jemandem erzählen. Er brauchte jedenfalls nicht lange, um es aus mir herauszuholen. Ich sagte, ich wolle sie heiraten. Und weißt du, was er getan hat? Er hat gelacht. › Was? Die kleine Julia? ‹, fragte er. › Mach dich nicht lächerlich. Du bist nicht der Erste, der in dem Garten gräbt. Dein großer Bruder war schon vor dir da. Mehrfach.‹ Und dann lachte er wieder. Lachte mir
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