Wiedersehen in Hannesford Court - Roman
wohl ihre Verlobung bekannt geben würden. Tilly Adams hatte mit ihrem Mann gestritten und öffentlich geweint, was zu zahlreichen Spekulationen führte. Die Everson-Brüder konkurrierten hemmungslos um die Zuneigung von Buttercup Flinders, die jedoch einen Mann namens Cartwright zu bevorzugen schien. Und Harry … Es war einfacher, nicht zu viel an Harry zu denken.
Doch es lief nicht wie erhofft. An diesem Morgen wartete er an den Stufen zur Terrasse auf mich, bereit für den Ausflug.
»Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich allein gehen lassen? Komm schon, Anne, ich kenne die Stelle. Ohne die anderen ist es dort viel netter.«
Mir blieb keine Wahl. Harry ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Also gingen wir zusammen durch den Wald und über die Wiesen, während der Morgen noch kühl und die Welt um uns still war.
Es dauerte mindestens eine Stunde, bis die anderen dazukamen, und sie brachten wie befürchtet den Lärm und ihre lächerlichen Dramen mit. Pfirsiche, Champagner und perfektgeschnittene Sandwiches warteten auf sie. Danach wurde gespielt, und alle rannten umher, bis sie ihre Energie verbraucht hatten und sich in den Schatten flüchteten. Harry ging schwimmen. Margot hielt im kleinen Kreis ihrer Bewunderer Hof. Ich stahl mich in den tiefen Schatten weiter flussabwärts. Dabei bemerkte ich Tom, der allein unter einem Baum saß, und mich überkam das plötzliche Verlangen, zu ihm zu gehen, genau wie im vergangenen Sommer – still mit ihm dazusitzen und über ganz normale Dinge zu reden, mich frei und ungezwungen zu fühlen und glücklich zu sein.
Als ich gerade zu ihm hinübergehen wollte, kamen Julia Woodward und der Professor auf ihn zu. Ich zögerte kurz, ein wenig verunsichert durch das starke Verlangen nach Toms Gesellschaft. Ich hatte gedacht, das alles wäre vorbei. Ich war nicht mehr dieses Mädchen. Ich hatte Tom losgelassen.
Doch an jenem Tag am Fluss bedauerte ich, von ihm wegzugehen.
8
A m nächsten Tag ging man wieder auf die Jagd. Diesmal nahmen mehr Gäste teil: Auch diejenigen, die gewöhnlich nicht zum Gewehr griffen, fanden die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bisweilen etwas langweilig und hatten wohl erkannt, dass man von ihnen ein wenig sportliche Begeisterung erwartete. Neil Maclean schloss sich ebenfalls der Jagdpartie an, und sogar Margot ritt mit, was selten vorkam. Ich war nur zu froh, sie ziehen zu lassen.
Im Frühstückszimmer stieß ich auf Violet Eccleston und Freddie Masters, die einträchtig nebeneinander saßen. Wie sich herausstellte, schwänzte Freddie die Jagd, weil er und Susan nach Tenmouth fahren wollten, um gemeinsame Freunde zu besuchen. Violet, entzückt, ein Publikum zu haben, ließ sich an diesem Morgen leidenschaftlich über Luftfahrt aus.
»Natürlich haben Alcock und Brown den ganzen Ruhm eingeheimst«, erklärte sie gerade, als ich dazukam, »aber die Leistungen der Brüder Smith haben die größte Bedeutung für das Empire.«
»Australier«, erklärte Freddie, als er meinen verständnislosen Blick bemerkte. »Sie haben es von Hounslow bis nach Australien geschafft.«
»In siebenundzwanzig Tagen!«, fügte Violet triumphierend hinzu. »Ihre Leistung beantwortet viele große Fragen.«
»Aber warum nur?«, murmelte Freddie trocken. »Mit dem Schiff ist es doch viel bequemer.«
»Bedenken Sie nur, was das bedeutet!«, predigte Violet mit geradezu religiöser Begeisterung. »Indien in zehn Tagen. Das Kap in weniger als einer Woche.« Sie senkte die Stimme. »Ich versichere Ihnen, meine Herren, wenn Sie nach einer sicheren Investitionsmöglichkeit suchen, ist die Luftfahrt genau das Richtige. Die traditionellen Industrien haben schwere Zeiten vor sich. Es gibt nur zwei Strategien, die ich ehrlich empfehlen kann.«
»Und die andere wäre?« Plötzlich klang Freddie aufrichtig interessiert.
»Natürlich Gold. Goldminen sind immer die sichere Wahl in Krisenzeiten. Vorausgesetzt, man wählt diejenigen aus, die tatsächlich Gold enthalten.«
»Sind die Krisenzeiten nicht allmählich vorbei, Violet?«, fragte ich. »Ich weiß, dass die Kriegsjahre schwierig waren, aber jetzt läuft doch alles wieder normal.«
Sie betrachtete mich mit einer Mischung aus Zorn und Verzweiflung. »Also wirklich, Captain Allen! Normal? Was ist denn heutzutage schon normal? Alles ist anders. Sie hören sich an wie Sir Robert!«
Freddie räusperte sich. »Vielleicht nicht gerade beim Frühstück. Sie sollten Tom in die wirtschaftliche Situation der Friedenszeit
Weitere Kostenlose Bücher